Kommentar: A3XX abgeschmackt
■ Warum Standortfanatikers simple Rezepte noch immer funktionieren
Es ist alles ganz einfach. Denn es ist Lokalpolitik, und das ist noch immer das simpelste aller Geschäfte. Der A3XX wird in Hamburg gebaut werden, sofern Airbus demnächst offiziell den Produktionsstart beschließt. Der doppelstöckige Riesen-Jet wird unter falschen Voraussetzungen gebaut werden, und die doppelbödigen Argumentationen hanseatischer Standortfanatiker werden um weitere Interpretationsspielräume gedehnt werden.
Die vielbeschworene Endmontage des fliegenden Frisiersalons wird nicht in Hamburg stattfinden, aber der Jetset-Senat wird weiterhin das Gegenteil behaupten. Die prognostizierten 4000 neuen Arbeitsplätze werden nicht geschaffen werden, aber anderslautende Gerüchte werden weiterhin in Umlauf gehalten werden. Die Subventionen der Stadt für das Prestigeprojekt werden die jetzt genannte Summe noch deutlich übersteigen, aber mensch weiß ja aus eigener Erfahrung, was von Kostenvoranschlägen zu halten ist.
Die Verlängerung der Airbus-Werkspiste nach Süden wird nach der Bürgerschaftswahl in einem knappen Jahr auf die Tagesordnung kommen, die Ausweisung eines Gewerbegebietes an der Alten Süderelbe ebenso, die Opferung der Ortschaft Neuenfelde und eines Großteils der Obstplantagen im Alten Land werden die Folgen sein. Bis zur Wahl wird all das offiziell abgestritten werden. Und dann werden im Lichte neuer Erkenntnisse, wie das so schön heißt, Konsequenzen aus selbstgeschaffenen Sachzwängen gezogen.
Merkwürdig allenfalls, dass solch abgeschmackte Rezepte noch immer funktionieren.
Sven-Michael Veit
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