: 8.3.: Frauenfest in Leipzig
■ Bunte Demonstrationen zum 8. März im ganzen Land / Demo als „Frauenfest“ in Leipzig
Der 8. März ist auf die Straße zurückgekehrt. Nahm frau/mann ihn sonst nur an den langen Schlangen vor den Blumengeschäften wahr, so feierte er in diesem Jahr als zugkräftiger Konsumreiz ein neues Comeback. Zielgruppe: Frau. Sie dominierte an diesem Tag zumindest auf Leipziger Straßen und Plätzen, nicht vom feierabendlichen Kaufhallentrip für die Familie gehetzt, sondern bummelnd und bereit, sich an diesem Tag etwas ganz Besonderes zu gönnen. Die Händler machten ihren Schnitt: Makrame-Blumenampeln, Coca-Cola mit Schutzmarke, Osterhasen, Kerzenhalter, Autoatlas für Papa.
Der 8. März ist auf die Straße zurückgekehrt als Straßenfest, organisiert von der Leipziger Fraueninitiative mit Pflastermalerei, Theater und Musik für Frau, Kind und Mann. Was sich da am Mende-Brunnen abspielte, mutete recht brav an. Nur die Kinder schienen zum Feiern aufgelegt. Wären da nicht Plakate mit der Aufschrift „Den Frauen die Hälfte der Welt und den Männern der Rest“. Die DFD-Frauen distanzierten sich raumgreifend mit ihren bunten Luftballons: „Damit wollen wir nichts zu tun haben“. Die sonst wasserspeienden Nackedeis wurden von den unangepaßten Frauen eingepackt. Die Fotografen hatten ihr Motiv und der Rest seine Skandälchen. Ich hatte den Eindruck, daß sich der 8. März in dieser Form noch ziemlich unsicher und verklemmt auf die Straße gewagt hat.
Ein Teil der Gruppierungen verteilte massenhaft Werbematerial und die Frauen nahmen es widerstrebend hin. Gewalt gegen Frauen, Frauenhaus, Sozialabbau - heute keine Politik, bitte nicht auf der Straße, das haben wir montags! Wer wirklich interessiert an Frauenpolitik war, kam abends zum Podiumsgespräch. Dem Gespräch stellten sich UFV, Grüne, Neues Forum, SPD, KPD, Sozialisten und DFD. Die Allianz für Deutschland blieb zuhause, trotz Einladung. Heike Saue
P.S.: Auch in Berlin gingen gut tausend Frauen, Kinder und Männer auf die Straße. Eva Schindler von UFV: „Wir halten das Modell bundesrepublikanischer Konsum- und Leistungsgesellschaft nicht für das erreichbare Optimum.“ Mit Rasseln und Wunderkerzen, auf Töpfe und Radschlagend zog der bunte Zug zum Rosa-Luxemburg-Platz, wo 11 Rednerinnen sprachen.
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