■ 73jährige Forscherin entdeckt die „Schönheit des Alters“: Lebensfrohe Golden Girls
Berkeley (dpa) – Cecilia Hurwich meint, daß das Alter die beste Zeit des Lebens sein könne. Wer sie sieht und hört – ein Energiebündel in kanariengelbem Outfit –, nimmt ihr das durchaus ab. Aber die 73jährige aus Berkeley im US- Bundesstaat Kalifornien überzeugt nicht nur durch ihre eigene Erscheinung. Sie untermauerte ihre These mit einer Studie, die unter Amerikas Altersforschern große Beachtung gefunden und ihr den Titel eines Doktors der Psychologie eingebracht hat – im Alter von 70 Jahren.
Trotzdem denkt Cecilia Hurwich nicht im entferntesten daran, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Mittlerweile eine gefragte Rednerin auf Gerontologen-Kongressen in aller Welt, beginnt sie in diesen Tagen mit der Arbeit an einem Buch und hofft auf Unterstützung der renommierten Stanford- Universität für ihre nächste Studie. Sie wird sich wiederum mit jener Bevölkerungsgruppe beschäftigen, die nach Ansicht der Psychologin bisher von der Wissenschaft sträflich vernachlässigt wurde: mit Frauen im Alter zwischen 70 und 90.
Bisher gab es, wie Frau Hurwich erläutert, nur Studien über Männer im Ruhestandsalter, und die beschäftigten sich ausschließlich mit Problemen wie Krankheit und Einsamkeit. Die Psychologin hat dagegen zehn Jahre lang den Weg von 22 Kalifornierinnen beobachtet, die ihr Leben in vollen Zügen genießen – sexuelle Kontakte inbegriffen. Als besonders ermutigendes und überraschendes Ergebnis stellt die Wissenschaftlerin heraus, daß der Gesundheitszustand der Frauen offenbar bei ihrer Einstellung zum Leben keine große Rolle spiele.
„Manche von ihnen leiden oder litten an Krebs, haben Arthritis und können nicht mehr gut sehen oder hören.“ Dennoch hätten sie keine Angst vor dem hohen Alter und dächten vielfach sogar weniger an den Tod als in jüngeren Jahren. Als Grund für die frappierende Lebensfreude registrierte Cecilia Hurwich vor allem die Bereitschaft, sich über die eigene Familie hinaus zu engagieren. Die meisten der 22 Frauen hätten großes Vertrauen zu den Menschen in ihrer Umgebung und vielfach Freundschaften mit jüngeren. Sie zeigten Mut zum Risiko, gingen mit großer Leidenschaft einem besonderen Hobby nach oder sogar einem Beruf.
Viele hätten sich – wie Frau Hurwich selbst – nach Erreichen des Ruhestandsalters entschieden, eine gänzlich neue Karriere zu starten. Als Beispiel nannte die Psychologin eine Kartographin, die als 65jährige zunächst Rente bezog und heute im Alter von 80 Jahren eine der angesehensten aktiven und bezahlten Umweltschützerinnen Kaliforniens ist. Die große Offenheit nach außen bewirke, daß die Frauen auch noch mit 90 stärker in der Gegenwart lebten als in der Vergangenheit.
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