54 Birmaner bei Menschenschmuggel erstickt: Wer überlebt, kommt vor Gericht
Die Flucht in ein vermeintlich besseres Leben in Thailand endete für 54 illegale Einwanderer aus Birma tödlich - sie erstickten qualvoll in einem Kühllastwagen. Die Überlebenden stehen jetzt in Thailand vor Gericht.
RANONG afp/taz Nach der dramatischen Flucht in einem Kühlcontainer von Birma nach Thailand sind die überlebenden Birmaner vor ein thailändisches Gericht gestellt worden. 50 Erwachsene seien wegen illegaler Einwanderung angeklagt worden, sagte der Polizeichef der Provinz Ranong, Kraithong Chanthongbai. Weitere 14 Minderjährige seien bereits auf dem Weg zurück nach Birma. Zwei Flüchtlinge werden den Angaben zufolge noch in einem Krankenhaus behandelt. Bei dem Transport in dem Kühlcontainer waren 54 Menschen erstickt, weil die Lüftung des Containers ausgefallen war.
Die Urteile könnten laut Chanthongbai bereits im Laufe des Tages gesprochen werden. Das Gericht könne dabei einfach die Abschiebung der Birmaner beschließen. Möglich sei aber auch, dass die Flüchtlinge wegen illegaler Einwanderung zu Geldstrafen verurteilt werden. Können sie diese nicht zahlen, müssen die Birmaner eine Gefängnisstrafe in Thailand absitzen. Zudem Erließ die Polizei einen Haftbefehl gegen den Fahrer, der den Container mit einem Lastwagen transportiert hatte. Der 38-Jährige war geflüchtet, nachdem er bemerkt hatte, dass einige der Insassen in dem Container gestorben waren.
Die insgesamt 121 Flüchtlinge aus dem Militärstaat Birma waren am Donnerstag entdeckt worden. Sie kauerten dicht gedrängt in einem nur sechs Meter langen und 2,2 Meter breiten, luftdichten Container, der sonst dem Transport von Meeresfrüchten diente. Das Lüftungssystem war laut Polizei defekt. Die Flüchtlinge wollten auf der thailändischen Urlaubsinsel Phuket als Saisonarbeiter Geld verdienen. Jeder der Flüchtlinge hatte einer thailändischen Schlepperbande 5000 Bath, umgerechnet rund hundert Euro, gezahlt, um von der Grenze nach Phuket gebracht zu werden. In den 12 Quadratmeter großen Frachtraum drängten sich 121 Menschen, deren Hilferufe der Lastwagenfahrer zunächst ignorierte.
Offiziell sind in Thailand rund 540.000 ausländische Arbeiter gemeldet, die Mehrzahl von ihnen stammt laut Arbeitsministerium aus Birma. Menschenrechtsgruppen vermuten aber eine weitere Million illegal eingereister Arbeiter in Thailand, die von ihren Arbeitgebern oft ausgebeutet werden.
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