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53 Menschen verletztGiftige Gaswolke in NRW

Bei einem Störfall in einem Chemiebetrieb nahe Wuppertal ist eine giftige Gaswolke entwichen. Laut Polizei bestand zeitweise Lebensgefahr. Der Gas-Unfall ist der zweite in zwei Wochen in NRW.

Feuerwehrleute säuberten am Montag die in der Umgebung geparkten Fahrzeuge. Bild: dpa

WÜLFRATH dpa Neuer schwerer Gas-Unfall in Nordrhein- Westfalen: Bei einem Störfall in einem Chemiebetrieb in Wülfrath bei Wuppertal hat eine giftige Gaswolke am Montag 53 Menschen verletzt. Drei von ihnen waren so schwer verletzt, dass sie vermutlich vorerst im Krankenhaus bleiben müssen, darunter eine Polizeibeamtin. Die Polizei warnte vor akuter Lebensgefahr: Das Gas könne noch 48 Stunden später zu Atemlähmungen führen. Betroffene hätten über Reizungen der Atemwege, der Augen und der Haut geklagt, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Verletzten seien auch sieben Polizisten.

Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen auszuschalten. Fast 200 Feuerwehrleute und Polizisten waren im Großeinsatz. Am Abend hatte sich das Gas verflüchtigt. "Eine Gefährdung besteht aktuell nicht mehr", sagte der Polizeisprecher. Laut Feuerwehr sind Gärten und Balkone in der Nähe der Unglücksstelle nicht kontaminiert.

Die Rettungswagen mussten Schleusen passieren, an denen mit Atemschutzgeräten ausgerüstete Spezialtrupps der Feuerwehr die Wagen abspritzten. Etwa 300 Liter des chemischen Zwischenproduktes Dicyclopentadien (DCPD) waren unkontrolliert entwichen. Der Stoff gilt als feuergefährlich und gesundheitsschädlich. Das Gas habe sich mit Regen und Luftfeuchtigkeit zu einem ölähnlichen Belag verbunden und Teile eines Industriegebietes verunreinigt. Es könne auch das Gummi von Autoreifen angreifen, hieß es.

Nach Angaben des betroffenen Chemie-Unternehmens Ashland Süd-Chemie Kernfest GmbH (ASK) war bei der Produktion eine Überdruck-Sicherung gebrochen. Zwar sei der Stoff in einen vorgesehenen Auffangbehälter geflossen. Jedoch sei zugleich eine gasförmige Wolke entwichen. "Die Anlage wurde umgehend abgefahren und in einen sicheren Betriebszustand geführt. Ein weiterer Austritt aus der Anlage ist ausgeschlossen", sagte ein Unternehmenssprecher. "Zu der genauen Ursache des Ereignisses können derzeit noch keine Angaben gemacht werden."

Vor knapp zwei Wochen waren bei einem schweren Gas-Unfall in einem Mönchengladbacher Lack-Lager 107 Menschen verletzt worden. Dort war die Löschanlage der Lagerhalle nach einem Feuer in einer Kiste mit Sägespänen angesprungen. Anscheinend wegen eines technischen Defekts sprühte die Löschanlage große Mengen Kohlendioxid (CO2) in die Halle. Von dort war das Gas aus noch ungeklärten Gründen nach draußen gelangt.

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