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5 dinge, die wir gelernt haben

1 Die Geschichte ist queer

Christ-Autokraten von Trump bis Putin tun ja gern so, als ob Geschlechtervielfalt eine Sache der Postmoderne wäre. Dabei sagen Theo­lo­g:in­nen, dass die Schöpfung immer schon divers war, genauso wie die Kirchengeschichte. Die heilige Kümmernis zum Beispiel wird seit dem 14. Jahrhundert verehrt. Der Legende nach wollte ihr Vater sie mit einem Heiden zwangsverheiraten, weshalb sie Gott um einen Bart anflehte. Mit Erfolg. Der Vater flippte aus und ließ Kümmernis „nach Art ihres gekreuzigten Gottes“ hinrichten. Als frühe Vorgängerin der heiligen Conchita wurde Kümmernis aber unsterblich und zur Schutzpatronin der Queers.

2 Rowling mimt den dunklen Lord

Und die können Schutz gut gebrauchen. In Großbritannien hat der Oberste Gerichtshof am Mittwoch trans Frauen ihre Rechte als Frauen abgesprochen. Geklagt hatte zuvor die transexkludierende Gruppe For Women Scotland, mit Zehntausenden Pfund Unterstützung von „Harry Potter“-Autorin und Multimillionärin J. K. Rowling. Die präsentierte sich nach dem Urteil als Bösewichtin mit Zigarre und den Worten: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“ Rowling scheint sich endgültig für die dunklen Künste entschieden zu haben. Himmel, hilf!

3 Porsche ist kein Standortpatriot

Verglichen mit dem geschätzt 22,5 Milliarden Euro schweren Wolfgang Porsche ist J. K. Rowling eine arme Kirchenmaus. Der Autoerbe aus Stuttgart lebt in Österreich (Steueroase!) und möchte jetzt einen 500 Meter langen Privattunnel zu seiner Villa im Zentrum von Salzburg graben lassen – auf öffentlichem Grund. 40.000 Euro will er der Stadt dafür zahlen, aus Sicht der Salzburger Tun­nel­geg­ne­r:in­nen viel zu wenig. Die hängten jetzt ein riesiges Protestbanner in biblischem Duktus an den Kapuzinerberg: „Und Porsche sprach, es werde Loch“.

4 Bialetti ist jetzt chinesisch

Sakralen Status hat in vielen Haushalten auch der Espressokocher der italienischen Firma Bialet­ti. Die wurde jetzt wegen finanzieller Schwierigkeiten von einem chinesischen Investor übernommen. Ein Verlust im „Systemkampf“? Gut, dass Renato Bialetti das nicht mehr miterleben muss. Unvergessen die Beerdigung des gläubigen Katholiken: Der Priester rief die Heiligen an vor einer riesengroßen Kanne, die statt Espressopulver die Asche des Firmenchefs enthielt.

5 Die Union hat ihren Kompass endgültig verloren

Endlich kommen einige der von den Taliban bedrohten Ortskräfte, Frauen- und Menschenrechtlerinnen in Deutschland an, schon hetzt die Union ziemlich faktenfrei gegen das Aufnahmeprogramm. Leider werden die Christ-Demokraten schon vor Regierungsantritt den Christ-Autokraten immer ähnlicher. Heilige Kümmernis, bitte für uns! (sah)

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