piwik no script img

5 dinge, die wir diese woche gelernt haben

1 Kommunismus trendet

Scrollte man diese Woche oberflächlich über Newsflashs, hätte man denken können, jemand habe irgendwo gesagt, am Stalinismus sei nicht alles schlecht gewesen: Gulag, Schauprozesse, der Große Terror oder der Holodomor. In Wahrheit hatte die Lyrikerin Elisa Aseva lediglich ihre Meinung zur Frage kundgetan, auf welchem Wege es überhaupt noch möglich sei, die Welt so zu gestalten, dass darin alle eine Zukunft haben: „Kommunismus“.

2 Gemeinsam machen trendet

Nachdem Leute erklärt hatten, keine gemeinsame Sache mehr mit PEN Darmstadt zu machen, gründete sich PEN Berlin. Einige Leute finden, dass wiederum dort mitzumachen nicht gehe, weil dort Leute mitmachten, mit denen man keine gemeinsame Sache mache. Darmstadt bekannte, es hätte gerne gemeinsame Sache gemacht, aber nicht mit allen. So machen jetzt Leute Sachen mit Leuten, mit denen sie gemeinsame Sache machen wollen.

3 Scholzen trendet

Etwas versprechen, ohne die Absicht zu haben, das Versprechen einzulösen, hat endlich einen international anerkannten Namen: „to scholz“. Es meint den Umstand, dass der Bundeskanzler trotz Ansage keine schweren Waffen an die Ukraine liefert. Freilich kennt man das Verb auf Deutsch schon seit den Wirecard- und Cum-Ex-Affären, zu denen der amtierende Bundeskanzler nichts sagen konnte, weil er sich an nichts erinnern könne: scholzen.

4 Entschuldigen trendet

Auch die ehemalige Bundeskanzlerin kann sich nicht erinnern, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Bei ihrem Berliner Auftritt (siehe unten) kleidete sie sich nicht in Sack und Asche, sondern in strahlend blauem Blazer und schloss sich nicht der Meinung an, ihr Erbe sei ein Scherbenhaufen. Plissee­kleider oder positive Fehlerkultur – für Merkel nur vorübergehende Trends und keine bleibenden Werte, mit denen man gut und gerne lebt.

5 Klarheit trendet

Sagt Scholz: „Klar ist: …“, ist jedem klar: Nichts ist klar. Klar ist, auch andere täuschen Klarheit vor: „Klar ist: Dem Mataré-Engel steht nicht nur die Montage eines neuen Arms bevor, sondern eine Generalsanierung.“ (Bistum Essen) – „Klar ist: Eine Verkehrswende schaffen wir nicht, indem E-Autos auf die Straße kommen – sondern Menschen.“ (FFF) – „Kreisliga A Gelsen­kirchen – klar ist, dass nichts klar ist!“ (FuPa). Doris Akrap

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen