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5 Jahre YoutubeWie TV und Internet verschmelzen

Das Videoportal feiert runden Geburtstag - und spielt pro Tag inzwischen zwei Milliarden Clips aus. Mutterfirma Google bastelt derweil an der Zukunft des Fernsehens.

Feiert sich selbst: Youtube. Bild: Screenshot

Das Videoportal Youtube kommt einem heutzutage vor, als sei sie schon immer im Internet verfügbar gewesen: Es gibt kaum einen Nutzer, der nicht mindestens einmal die Woche vorbeischaut. Für viele Jugendliche hat das Videoportal die Funktion einer unendlichen Jukebox übernommen, während es noch immer regelmäßig vorkommt, dass neue "Stars" über die Google-Tochter entdeckt werden - vom "Chocolate Rain"-Mann bis zum für alle über 18 schwer erträglichen Teeny-Idol Justin Bieber. Und das alles stand und steht unter dem Motto "Sende Dich selbst".

Dass die Geschichte von Youtube in der Realität verdammt kurz ist, zeigt nun ein runder Geburtstag, den das Videoportal in dieser Woche feiert: Genau fünf Jahre alt wurde der Dienst am Sonntag. Erst im Mai 2005 von den Ex-Dot-Com-Angestellten Chad Hurley und Steve Chen in einer heute für Web 2.0-Firmen so typischen Betaversion gestartet, gelang Youtube innerhalb kürzester Zeit ein Riesenerfolg. Bereits ein Jahr später griff der Internet-Riese Google nach dem Angebot - für damals unerhörte 1,65 Milliarden Dollar in Aktien. Bislang weiß niemand, ob sich das für Google gelohnt hat - Analysten zufolge wartet der Konzern noch immer auf den ersten Youtube-Profit.

Seither hat sich einiges getan. Heute spielt Youtube pro Tag zwei Milliarden Videos aus, während jede Minute 24 Stunden Filmmaterial hochgeladen werden. Im Durchschnitt verbringt ein Youtube-User jeden Tag 15 Minuten mit dem Portal, das mittlerweile auch problemlos hochauflösende Bilder zur Verfügung stellen kann.

Die grundlegende Vision der Gründer, dass Youtube einmal das reguläre Fernsehen ersetzen wird, ist allerdings noch keinesfalls erreicht - mit TV verbringen die Menschen noch immer viel mehr Zeit. Der PC wird trotzdem immer mehr zum Fernseher, weil Videodienste wie iTunes oder Movieload jede Menge qualitativ hochwertige TV-Inhalte anbieten. Hinzu kommen urheberrechtlich problematisch Downloads und Streams in Massen. Das "On Demand"-Zeitalter, in dem der Nutzer bestimmt, wann er etwas konsumiert, begeistert die Menschen also durchaus.

Youtubes Problem: Es fehlt nach wie vor an breiten Partnerschaften mit Hollywood und Co. So lassen US-TV-Sender ihr Material lieber auf selbstkontrollierten Portalen wie Hulu laufen, auf denen sie die Werbeerlöse nicht mit Google teilen müssen. Trotzdem nimmt das Angebot an "Longform"-Inhalten gegenüber Clips mit wenigen Minuten Laufzeit auch bei Youtube zu: Zuletzt gab es eine Partnerschaft mit dem Independent-Filmfestival Sundance, um dort gezeigte Streifen über das Videoportal zu vermieten. Wer bei Youtube stöbert, findet zudem zahllose kostenlose B-Movies und Filmklassiker, deren Urheberrechte ausgelaufen sind. Dass Filme ihre Premiere auf Youtube haben, kommt mittlerweile aber auch vor - nicht nur von Filmstudenten und anderem Nachwuchs, sondern auch in Form von Streifen wie der Öko-Dokumentation "Home", die von Luc Besson produziert wurde.

Das Fernsehen und Youtube verschmelzen, ist dennoch heute Realität. Allerdings genau andersherum als geplant: Wer sich heute einen Flachbildfernseher von Samsung und Konsorten kauft, der über die aktuellen Funktionen verfügt, erhält dort zumeist auch gleich einen Internet-Zugang integriert - drahtlos (WLAN) oder per Kabel. Über den werden dann so genannte Widgets angesprochen - Miniprogramme, die es nicht nur in der Geschmacksrichtung Social Networking (Facebook, Myspace), sondern auch Internet-Clip-Unterhaltung gibt. So kann man sich Youtube problemlos auf den Fernseher holen.

Bei Google arbeitet man unterdessen daran, deutlich direkter auf die Glotze zu gelangen - es lockt der noch immer milliardenschwere TV-Werbemarkt. Ein Projekt namens "Google TV" soll noch in dieser Woche vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um eine Software-Plattform für so genannte Set-Top-Boxen, also die Geräte, die Kabel- oder Satellitensignal dekodieren und auf den Fernseher bringen. In Zusammenarbeit mit Elektronikriesen wie Intel, Sony oder Logitech soll ein "Smart TV" entstehen, eine Art programmierbarer Fernseher. Ein solches Angebot könnte Youtube mit zahllosen anderen Inhaltequellen verknüpfen. Ob die Medienkonzerne dabei mitziehen werden, ist allerdings noch völlig unklar.

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2 Kommentare

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  • H
    Herbert

    Naja auf Youtube wird nicht nur Unsinn verbreitet.

    Man muss nur das richtige suchen aber das machen leider zu wenige.

    Je weniger views desto besser das Material.

     

    Wenn es um den Energieverbrauch geht sollte man sich auch angucken was an Strom verbraucht wird um unser meist genauso unsinniges TV und Radio Program in die Umwelt zu strahlen.

    Ich denke das dürfte ganz andre Dimensionen haben.

  • G
    GonZoo

    Bereits vor drei Jahren war Youtube für 10% des gesamten Datenverkehrs im Internet und für 20% des gesamten "HTTP"-Datenverkehrs verantwortlich, inzwischen ist es mehr geworden.

     

    Das Wuppertal Institut ging - auch vor drei Jahren -davon aus, daß im Jahr 2010 das Internet in Deutschland mehr als 30 Milliarden KwH Strom verbraucht. Ebenfalls für dieses Jahr sagte Greenpeace voraus, daß das Internet im Jahr 2010 für 18,5 Millionen Tonnen CO2 und mehr als 27 Tonnen hochradioaktiven Atommüll verantwortlich ist. Das entspricht etwa 3 Prozent des gesamten globalen CO2-Ausstoßes.

     

    Youtube alleine ist also etwa für die Emission von 0,3 Prozent des gesamten CO2 verantwortlich.

     

    Wenn man den üblichen Unsinn, der über Youtube verbreitet wird, mit diesem Wert vergleicht kann man nur sagen: DAFÜR verbrauchen wir unsere Ressourcen?