48 Prozent bei Europawahl: CSU ist wieder die tollste Partei
Die Christsozialen erhalten bundesweit 7,2 Prozent der Wählerstimmen – die Furcht vor der Fünf-Prozent-Hürde war unbegründet. Weniger ist es trotzdem.
MÜNCHEN taz | Man bekommt Angst, Horst Seehofer könnte jeden Moment vor Selbstvertrauen platzen an diesem Abend. Vor ihm jubelt die Basis. Auf der Bühne im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Striftung in München steht der Parteivorsitzende und sagt: "Die Christlich-Soziale Union ist wieder da, liebe Freunde." Dabei hat die CSU gerade ihr schlechtestes Europawahlergebnis seit 15 Jahren eingefahren.
Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis sind es 48,1 Prozent in Bayern. Das ist immerhin ein Verlust von mehr als neun Prozentpunkten gegenüber der Wahl vor fünf Jahren.
Doch die gefürchtete Fünfprozenthürde ist klar übersprungen. Bundesweit holte die CSU nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 7,2 Prozent der Stimmen (minus 0,8 Prozentpunkte).
Gegenüber dem desaströsen Ergebnis bei der Landtagswahl im Herbst – damals holte man nur 43,3 Prozent – hat die CSU wieder zugelegt. "Wir haben das Vertrauen der bayerischen Bevölkerung zurückgewonnen", erklärt Horst Seehofer.
Prozent 2009 (Diff. zu 2004)
Abgegeben 42,4% (+ 2,7)
CSU 48,1% (57,4) (- 9,3)
SPD 12,9% (- 2,4)
Grüne 11,5% (- 0,2)
FDP 9,0% (+ 4,8)
ödp 2,1% (- 0,3)
Die Linke 2,3% (+ 1,4)
FW Freie Wähler 6,7% (-)
Vorläufiges amtliches Endergebnis, Quelle Landeswahlleiter
Man habe wieder es geschafft, die Wähler zu mobilisieren, erklärte der Spitzenkandidat Markus Ferber das unerwartet gute Ergebnis. Der Schlüssel zum CSU-Erfolg lag in der überraschend hohen Wahlbeteiligung.
Während in den anderen Bundesländern noch weniger Bürger ihr Stimme abgaben als vor fünf Jahren, zeichnete sich in Bayern bereits am Nachmittag eine gegenüber 2004 gestiegene Wahlbeteiligung ab – und das, obwohl im Freistaat gerade Pfingstferien sind.
Viele Bayern gaben ihre Stimme per Briefwahl ab, in manchen Städten sogar mehr als doppelt so viele wie vor vier Jahren. Die CSU hatte schon seit Wochen für die Briefwahl geworben. Ein Großteil der CSU-Wahlplakate zeigte keine Fotos des Partei-Spitzenpersonals, sondern das Bild eines gelben Briefkastens.
Horst Seehofer warnte davor, in dem Ergebnis eine Vorentscheidung für die Bundestagswahl zu sehen. Die Partei habe noch viel mehr Potenzial, sagte er zu seinen Parteifreunden. "Wir müssen alle miteinander auf dem Boden bleiben." Doch nach Bescheidenheit ist an diesem Abend bei der CSU kaum jemandem. Generalsekretär Alexander Dobrindt ruft von der Bühne: "Die CSU ist die tollste Partei Deutschlands."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands