467 Scheinwerfer erinnern an Arbeiteraufstand

■ Wettbewerb für ein Denkmal „17. Juni 1953“ in Berlin wurde entschieden. Ein Schriftband „wer bin ich, daß ich sagen könnte: eine heroische tat“ soll zum Reflektieren auffordern

Berlin (taz) – Der Wettbewerb für das Berliner Denkmal „17. Juni 1953“ ist entschieden. Wie die Senatsbauverwaltung gestern mitteilte, hat sich die Jury unter zwölf Vorschlägen mehrheitlich für den Entwurf der Berliner Künstlerin Katharina Karrenberg entschieden. Mit der Realisierung des Projekts am Leipziger Platz in Berlin- Mitte, wofür einschließlich Künstlerhonorar eine Million Mark zur Verfügung stehen, soll umgehend begonnen werden. Die Fertigstellung ist zum 17. Juni kommenden Jahres geplant. Die Einhaltung des Termins hängt jedoch vom Fortschreiten der Bauarbeiten am Leipziger Platz ab.

Nach dem Entwurf der Künstlerin werden 467 Bodenscheinwerfer installiert, aus denen ein Schriftband zusammengesetzt ist. Das in den Boden des Platzes eingelassene Schriftband zeigt den Ausspruch „wer bin ich, daß ich sagen könnte: eine heroische tat“. Damit verbunden sei die Aufforderung an den Betrachter, sich mit der Reflexion über die eigenen Bewertungsmuster des Arbeiteraufstandes in der DDR zu nähern. Im langsamen Abschreiten und Erfassen der Worte „wer bin ich“ werde Selbstreflexion und durch die mit Text und historischen Fotos bedruckten Scheinwerferscheiben Dokumentation initiiert, heißt es.

Am 17. Juni 1953 waren Arbeiter unter zunehmender Beteiligung der Bevölkerung zum Innenhof des ehemaligen Hauses der Ministerien an der Leipziger Straße gezogen, um ein Gespräch mit Walter Ulbricht oder Otto Grotewohl zu verlangen. Als sich die Regierenden auch nach einem dreistündigen Sitzstreik der Demonstranten nicht sehen ließen, rief der damals 23jährige Fliesenleger Alfred Brun zum Generalstreik auf. Der „Arbeitskreis 17. Juni 1953“, der seinerzeit die Initiative für ein solches Denkmal ergriffen hatte und durch den Vorsitzenden Werner Herwig in der Jury vertreten war, hatte sich in der Vergangenheit explizit für ein Denkmal vor dem Detlev-Rohwedder-Haus ausgesprochen. Nach Angaben der Senatsbauverwaltung haben der zweite, dritte und vierte Preisträger Vorschläge für den Platz vor dem Rohwedder-Haus eingereicht. Den zweiten Preis erhielt Wolfgang Rüppel (Berlin), den dritten Preis Dennis Adams (USA) und den vierten Preis Jörg Herold (Berlin). Obwohl man die Forderung des Arbeitskreises sehr ernst nehme, so die Senatsverwaltung weiter, sei die Mehrheit der Jury für den Leipziger Platz gewesen. Die Jury bestand aus sieben Kunstwissenschaftlern und Historikern sowie je einem Vertreter des Bundes, des Landes Berlin und des Berufsverbandes Bildender Künstler Bonn.

Der Wettbewerb war bereits der zweite Anlauf, einen geeigneten Entwurf für ein Mahnmal zu dem Arbeiteraufstand zu finden. Die erste Jury war nach einer Begutachtung von 54 Arbeiten im Februar 1998 nicht in der Lage, die eingereichten Vorschläge zur weiteren Bearbeitung zu empfehlen. Damit war der Wettbewerb nach der ersten Stufe beendet. Eine neue Jury wählte aus den 54 Arbeiten sieben aus. Außerdem wurden zehn weitere Künstler zugeladen, von denen fünf Arbeiten einreichten. Damit lagen zwölf Arbeiten zur Auswahlentscheidung vor. Das Abgeordnetenhaus von Berlin hatte bereits im März 1994 dazu aufgefordert, die Initiative für ein solches Denkmal zu ergreifen.