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■ 450 Gefangene bleiben verschwundenMarokko untersagt ai-Konferenz nach Kritik

Madrid (taz) – Die sozialistische Regierung Marokkos hatte sich letztes Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um der Weltöffentlichkeit zu zeigen, daß sie es mit der Wende im Reich von König Hassan II. ernst meint. Überraschend wurde die Gründung einer amnesty-international-Gruppe zugelassen und ihr auch noch gleich erlaubt, die Jahreskonferenz in Rabat abzuhalten. Am Donnerstag nachmittag aber entzog das Innenministerium der Menschenrechtsorganisation die Genehmigung wieder. Die 400 Delegierten aus aller Welt müssen jetzt ein neues Gastgeberland suchen.

„Bisher hat uns die marokkanische Regierung keine Begründung dafür gegeben“, heißt es in einem in London veröffentlichten ai-Kommunique. Warum der starke Mann von Hassan II., Innenminister Driss Basri, die Notbremse zog, ist ein offenes Geheimnis. Anfang der Woche legte amnestie international (ai) seinen Bericht über Marokko vor. Und der hat Rabat nicht gefallen. ai fordert darin die Aufklärung staatlicher Verbrechen. Zwar habe sich die Menschenrechtslage im nordafrikanischen Land wesentlich verbessert, aber noch immer sei das Schicksal von 450 Gefangenen unklar. Die meisten der Verschwundenen kommen aus der von Marokko seit 1975 besetzten ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara. Sie wurden in geheime Haftzentren verschleppt.

ai fordert die Freilassung der Betroffenen und eine Entschädigung der Angehörigen, sofern die Opfer nicht mehr am Leben sind. Außerdem müßten die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Im Juli 2000 soll unter Aufsicht der UN eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit der Westsahara durchgeführt werden. Reiner Wandler

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