: 45 Jahre nach Ende des Krieges: Polens Westgrenze anerkannt
■ Außenminister Polens und Deutschlands unterzeichneten den Grenzvertrag
Warschau (taz) — Außenminister Genscher und sein polnischer Amtskollege Skubiszewski haben gestern den Vertrag zur Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze unterzeichnet. An der Zeremonie nahm auch Polens Premier Mazowiecki teil. In dem Vertrag wird die Grenze von beiden Seiten in jenem Verlauf bestätigt, wie er 1950 zwischen Polen und der DDR und 1970 zwischen der BRD und Polen anerkannt wurde. Außenminister Genscher betonte, die Deutschen seien sich „bewußt, daß der Vertrag nichts aufgibt, was nicht längst vorher verloren war, als Folge eines verbrecherischen Krieges und eines verbrecherischen Systems. Vor unseren Augen stehen die Leiden des polnischen Volkes in der Zeit der deutschen Besatzung. Wir vergessen auch nicht, was der Name Auschwitz nicht nur für das jüdische Volk bedeutet.“ Daran knüpfte auch Mazowiecki an. Die Polen seien sich bewußt, daß es keine „Arithmetik des Leidens“ geben dürfe. „Jedes Unrecht bleibt Unrecht, jedes Unglück bleibt Unglück, unabhängig welches Unrecht und welches Unglück wir selbst erlitten haben.“ Genscher richtete sich auch speziell an die deutsche Minderheit. Ihre Zukunft liege in den Standards, die Europarat und KSZE entwickelt hätten. Deren Vertreter Kroll erklärte, man sehe die Notwendigkeit des Vertrages ein, hoffe aber, daß die Grenzen in einem vereinigten Europa fallen. Der Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Hupka, sprach von „Grenzdiktat“.
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