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40 Tote in Nagorny Karabach

■ Im bereits vier Jahre währenden Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan kein Ende in Sicht

Moskau (afp) — Bei Gefechten zwischen aserbaidschanischen und armenischen Truppen in Nagorny Karabach sind am Wochenende mindestens 40 Menschen getötet und 65 weitere verletzt worden. Die jüngsten blutigen Auseinandersetzungen, über die beide Seiten widersprüchliche Erfolgsmeldungen zu Angriffen und Gegenangriffen verbreiteten, hatten bereits am Freitag begonnen.

Nach einer Offensive der aserbaidschanischen Streitkräfte gegen die armenische Enklave, starteten am Samstag armenische Milizen einen Gegenangriff. Am Sonntag flauten dann die Gefechte offenbar ab. Gegen Mittag meldete die Agentur 'Azerinform-Tass‘ eine gespannte Lage in den Kampfgebieten. Zuvor war der Parlamentspräsident von Nagorny Karabach, Artur Mkrtschijan, nach Moskau geflogen, um mit verschieden Vertretern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) über den Konflikt im Kaukasus zu beraten.

Nach Darstellung des aserbaidschanischen Präsidenten Ajas Mutalibow war die ursprüngliche Offensive eine Reaktion auf vorhergeganene armenische Angriffe. Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos sagte Mutalibow am Samstag, die Kämpfe in Nagorny Karabach würden so lange weitergeführt, bis die armenischen „Terroristen“ und „Söldner“ aus der Region vertrieben seien. Danach könne mit friedlich gesinnten Armeniern verhandelt werden. Die armenische Bevölkerungsmehrheit des in Aserbaidschan gelegenen Nagorny Karabach fordert den Anschluß des Gebiets an Armenien.

Der aserbaidschanische Angriff wird aber auch mit dem Abschuß eines Zivilhubschraubers über der armenischen Enklave am Dienstag in Verbindung gebracht. Dabei waren mehr als 40 Menschen getötet worden. Nach Angaben von 'Interfax‘ machte die nationalistische Volksfront Aserbaidschans armenische Rebellen für den Abschuß verantwortlich.

Hintergrund der jüngsten Kämpfe ist eine seit vier Jahren währende Auseinandersetzung, bei der bereits mehr als 1.000 Menschen getötet wurden. Die Enklave Nagorny Karabach, die zu 80 Prozent von Armeniern bevölkert ist, gehörte zu Armenien, bevor es 1923 per Dekret aus Moskau als Autonomes Gebiet Aserbaidschan zugeschlagen wurde. Nach einer Volksabstimmung am 10. Dezember letzten Jahres hatte sich die Enklave für unabhängig erklärt. Beim Gründungstreffen der GUS Ende Dezember hatte Mutalibow das Problem Nagorny Karabach noch mit der Begründung von der Tagesordnung streichen lassen, dies sei eine innere Angelegenheit seiner Republik. Seit Anfang Janaur mehren sich die Zeichen, daß Aserbaidschan gewaltsam wieder die Kontrolle über das Gebiet übernehmen will.

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