■ KURZMELDER: 30 Jahre Krug
Aufgeräumt und ungewöhnlich gesprächig fand 'dpa‘ Manfred Krug bei einem Interview am Donnerstag abend zur Premiere seines Kinofilms Neuner in einer Hotelsuite vor. Zigarreschmauchend erzählte er, wie er letztes Jahr am 9. November sofort auf die Straße gegangen und sehr gerührt gewesen sei.
Er habe früher wie andere in der DDR auch zunächst gedacht, die Mauer könnte, so schlimm sie auch sei, »etwas für das ganze Sozialismus-Experiment auf deutschem Boden bringen«. Aber das »Geiselnehmen von 16 Millionen Menschen« habe nicht gut gehen können. 1977 nach der Ausbürgerung des »Meckerfritzen« Biermanns habe er »beleidigt und gekränkt« die DDR verlassen. Zuvor habe es auch bei ihm einige Stasi-Szenarien gegeben. In Erfurt habe er sich mit einem Stasimann geprügelt, der ihm ein Dollar- Konto in der Schweiz übelnahm. Mit Schrecken gedenkt Krug seiner letzten DDR-Konzerttournee 1976, wo von 36 geplanten Konzerten nur 13 stattfinden durften, und diese »völlig stasisiert«. Jeden Abend seien zwölf Mann im Stasi-Auto erschienen, die in die Garderoben geleuchtet und Panik verbreitet hätten. Zu seinen DEFA-Jahren, in denen Krug 40 Kinofilme und 20 Fernsehspiele gedreht hat, meinte Krug, die DEFA sei wie andere Betriebe »kopflastig und wenig effizient« gewesen. Die DEFA-Komödien seinen »meistens nix« gewesen. Die »Schwerpunktfilme« seien dazu da gewesen, »den Leuten die Vorzüge des Sozialismus nochmal zu erklären«.
Krug, der bekanntlich alles macht, wünscht sich für die Zukunft noch ein »paar schöne Rollen« und würde dabei auch den Dorfidioten oder »einen, der 20 Menschen umbringt« spielen.
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