: 3 Millionen in den Sand gesetzt -betr.: "Vergleich mit Hans-Wendt", taz vom 10.1.96
Betr.: „Vergleich mit Hans-Wendt“, taz vom 10.1.96
Da kommt ja eitel Freude auf! Wir können alle aufatmen. Viele, viele neue Kitaplätze wird es geben und in einem Abwasch sind dann auch noch die Altschulden bei der Hans-Wendt-Stiftung vom Tisch. Das ist eine politische Glanzleistung. Wir können einmal mehr stolz auf unsere Regierung sein. Bei dem Deal sind wirklich Profis am Werk!
Wie wir weiter erfahren, ist die Hans-Wendt-Stiftung offensichtlich sehr finanzkräftig. 6 Millionen Investitionen in nur einem Jahr für neue Kitas. Leider, leider wird nicht erwähnt, daß sich die Stiftung den Betrag auf Heller und Pfennig aus dem Steuersäckel zurückholt. Aus der Antwort des Senats vom 5.11.95 auf eine Bürgerschaftsanfrage geht hervor, daß der Eigenfinanzierungsanteil der Hans-Wendt-Stiftung bei ihren Kitabetrieben Null beträgt und die laufenden Kosten für die Kitabetreuung zu 100 Prozent von der Stadt getragen werden. Aber wen interessieren schon solche Informationen.
Jetzt kommt es noch dicker! Ausgerechnet die Hans-Wendt-Stiftung, die sich als Dauergast vor Bremer Gerichten längst einen Namen gemacht hat, verkündet, sie scheue eine Klärung auf dem Rechtswege und setzt damit lieber 3 Millionen in den Sand. Hier wird wohl eher das Licht der Öffentlichkeit gescheut. Bei einer Gerichtsverhandlung hätte sich ja herausgestellt, in welche Taschen die Gelder geflossen sind, bzw. wer denn die verscherbellten Grundstücke zu Billigpreisen erstehen konnte und welche Notare für die Verkäufe gezeichnet haben.
Also Handtuch drüber! Das ist doch Schnee von gestern. Die meisten Politiker glauben offensichtlich immer noch, nach dem bekannten Motto weitermachen zu können: „Das Volk ist dumm, das Volk will belogen werden.“
Anne Albers
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