3-D-Fernsehen: Zäher Aufbruch in die dritte Dimension

Die Unterhaltungsbranche wünscht sich nach Flachbildschirmen und HDTV mit 3-D-Fernsehern nun schon den dritten Boommarkt in wenigen Jahren herbei. Der Kunde beißt nur langsam an.

Helmut Kohl 1997 mit futuristischer 3-D-Brille. Seither hat sich viel geändert. Bild: reuters

Es dauerte in Deutschland sehr lange, bis sich die hochauflösenden Bilder endlich durchgesetzt hatten: HD-fähige Fernseher mit dem "HD ready"-Symbol gibt es bereits seit 2005, doch erst seit diesem Jahr steht eine ausreichende Anzahl deutschsprachiger Sender zur Verfügung, die die Technik auch tatsächlich nutzen.

Beim nächsten Schritt in der TV-Entwicklung soll das nicht (mehr) passieren: Gerätehersteller, Filmstudios und auch erste Sender haben sich gegenseitig darauf eingeschworen, die Kundschaft frühzeitig nicht nur mit der passenden Hardware, sondern auch mit darauf optimierter Software (sprich: Inhalten in Form von Filmen und TV-Shows) zu versorgen.

Der nächste Schritt in der TV-Entwicklung soll nun das dreidimensionale Fernsehen werden. Das jedenfalls hoffen die Elektronikkonzerne – und werden auf der IFA (Internationale Funkausstellung) in Berlin in einem Monat bereits die zweite Generation von Geräten zeigen. Ein passender Standard für das 3-D-TV ist für bespielte Medien mit "Blu-ray 3D" seit kurzem gefunden, die digitale Bildübertragungstechnologie HDMI beherrscht in der jüngsten Version ebenfalls die Darstellung plastischer Aufnahmen.

Material kommt inzwischen verstärkt aus Hollywood: James Camerons Superhit "Avatar" liegt genauso in einer 3-D-Version vor wie nahezu alle computeranimierten Streifen von "Up" bis "Ice Age", diverse weitere Produktionen werden gerade gefilmt oder sind geplant. Auf Bluy-ray gibt es diese Filme noch nicht, aber für Avatar wurde die 3D-Scheibe schon angekündigt.

Der erste große "Showcase" der dreidimensionalen Bewegtbilder, die massentaugliche Demonstration, kam zur Fußball-WM in Südafrika im Juni. Der Ausrichter FIFA hatte rund 25 wichtige Partien des Turniers mit 3-D-Kameras gefilmt und bei Live-Events in einem halben Dutzend Städten auf der Welt vorgeführt. Das Material soll in die Produktion eines 3-D-Films fließen, der im in den nächsten Monaten fertiggestellt sein soll.

Die eingesetzte Technologie stammte bei der WM vom japanischen Elektronikhersteller Sony. Dieser filmte mit hochauflösenden Doppelkameras, welche das Bild aus zwei leicht verschobenen Blickwinkeln aufnehmen, die das Gehirn beim Betrachten zu einem räumlichen Eindruck zusammensetzen kann.

Der erste 3-D-Fernsehsender startete darüber hinaus bereits im April in Großbritannien: Sky 3D überträgt unter anderem Fußballspiele der Premiere League in diverse britische Pubs, später auch in die Haushalte. Passende Geräte sind von Sony, LG, Samsung und Panasonic mittlerweile auf den Markt. Sie bieten eine nochmals verbesserte Bildqualität und Bildwechselfrequenz, ohne die 3-D nicht auskommt. Allerdings müssen die Kunden dafür noch tief in die Tasche greifen: Bei 42-Zoll-Geräten können das locker 800 und mehr Euro zusätzlich sein. Immerhin: Inzwischen gibt es das erste 40 Zoll-Modell, das im Internet-Versand für unter 1.000 Euro zu haben ist.

Mit einem neuen Fernseher ist es freilich nicht getan: Hinzu kommt, dass man ein passendes Abspielgerät, einen 3-D-fähigen BluRay-Player, benötigt, der den dreidimensionalen Film erst auf die Mattscheibe holt. Spielefreaks haben es da besser: Die Sony Playstation 3-Konsole kann man per Firmware-Update selbst in ein 3D-Spielegerät verwandeln. 3D-Filme kann man allerdings nicht darauf anschauen. Noch nicht jedenfalls.

Neben den 3-D-Fernsehern und Zuspielern benötigt der Zuseher auch noch eine so genannte Shutterbrille, die die unterschiedlichen Aufnahmen auf beide Augen verteilt und so erst den räumlichen Effekt erst generiert. Das hat einige Nachteile: Die Brille gibt es in der jetzigen Phase nicht in verschiedenen Sehstärken, so dass Brillenträger sie schon über ihre Sehhilfe ziehen müssen. Zudem ist das Tragen nicht unbedingt angenehm - manchen Menschen - bis zu fünf Prozent der Bevölkerung, wie Experten sagen, wird regelrecht schlecht.

Betroffene müssen sich bis zur dritten Generation des 3-D-TV gedulden: Die soll ohne Brillen auskommen und leitet das Bild direkt aufs passende Auge. Prototypen existieren bereits, doch die kompliziertere Technik wird noch einige Jahre brauchen, bis sie auf den Markt kommt.

Wer nicht nur Filme in 3-D genießen will, sondern auch Spiele, ist derzeit mit einem PC mit spezieller Grafikkarte (z.B. von Nvidia) und passender Brille am besten bedient. Mehrere Dutzend Titel wurden bereits angepasst.

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