29. Spieltag Fußball-Bundesliga: Flaschenwurf und Siegertöne

Der FC Bayern hat Schalke wieder vom Thron gestoßen und sich schon laut als beste Mannschaft tituliert. Hamburg kann nur einen gezielten Flaschenwurf vorweisen und Hertha nähert sich dem Relegationsplatz.

Manchmal ist Fußball auch wie fliegen: Hannovers Steven Cherundolo (m.) und Hamburgs Jonathan Pitroipa (r.). Bild: dapd

DÜSSELDORF dpa | Auf dem Weg zum 22. Meistertitel hat der FC Bayern einen "Big point" gelandet und der Konkurrenz die Grenzen aufgezeigt. Fünf Runden vor Saisonschluss stieß der Rekord- Titelträger mit dem 2:1-Erfolg im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga den FC Schalke 04 vom Thron und rückte im Stile eines Meisters die Verhältnisse zurecht. "Wir sind mit Abstand die beste deutsche Mannschaft", tönte Präsident Uli Hoeneß nach der cleveren Vorstellung seines Teams, das nun mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze steht.

Aus dem Titelrennen verabschiedet hat sich Bayer Leverkusen nach dem 2:3 bei Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund schnuppert nach dem 2:1 gegen Werder Bremen an den Champions-League-Plätzen und Schlusslicht Hertha BSC glaubt nach dem 3:0 beim 1. FC Köln wieder an seine Chance.

Titelverteidiger VfL Wolfsburg hat nach dem 4:0 gegen 1899 Hoffenheim das internationale Geschäft wieder ins Visier genommen. Edin Dzeko mit seinen Saisontreffern 17 und 18 (25./75. Minute), Weltmeister Andrea Barzagli mit seiner Tor-Premiere für die Niedersachsen (51.) und Zvjezdan Misimovic (74.) sorgten am Sonntag für den Kantersieg gegen die enttäuschenden Kraichgauer. Dzeko schloss damit in der Torjägerliste zu Schalkes Kevin Kuranyi und Stefan Kießling von Bayer Leverkusen auf.

Im zweiten Sonntagsspiel spielte nur Hamburg, der Gegner Hannover hatte sich aufs Mauern konzentriert und so immerhin ein 0:0 nach Hause gebracht. Einziger Aufreger war Paolo Guerrero, der sich mit einem Flaschenwurf an den Kopf eines Fans nach dem Spiel einen schlimmen Aussetzer leistete. Er muss mit einer empfindlichen Strafe durch den Hamburger SV rechnen. "Das ist völlig unakzeptabel. Es wird entsprechende Konsequenzen geben", kündigte Vereinschef Bernd Hoffmann am Sonntag in einem Fernsehinterview an. Beim Gang in die Kabine hatte der Peruaner seine Trinkflasche gezielt ins Publikum geworfen. Der getroffene Zuschauer hatte ihn vorher offenbar verbal provoziert.

Samstag, 03.04.2010:

Freiburg - Bochum 1:1 (1:1)

Stuttgart – M.gladbach 2:1 (0:1)

Frankfurt - Leverkusen 3:2 (1:1)

Nürnberg - Mainz 05 2:0 (2:0)

Schalke - München 1:2 (1:2)

Dortmund - Bremen 2:1 (2:0)

Köln - Hertha 0:3 (0:2)

Sonntag, 04.04.2010:

Wolfsburg - Hoffenheim 4:0 (1:0)

Hamburg - Hannover 0:0

***

Tabelle:

1. München 57:27 Tore 59 Punkte

2. Schalke 47:24 58

3. Leverkusen 58:33 53

4. Dortmund 48:34 52

5. Bremen 59:37 48

6. Hamburg 48:33 45

7. Stuttgart 43:37 44

8. Frankfurt 40:42 44

9. Wolfsburg 56:51 43

10. Mainz 29:37 38

11. Hoffenheim 35:36 34

12. M.gladbach 37:49 34

13. 1. FC Köln 27:38 31

14. Nürnberg 28:47 28

15. VfL Bochum 31:52 28

16. SC Freiburg 27:51 25

17. Hannover 30:54 24

18. Hertha BSC 30:48 22

Die Entgleisung des Stürmers war trauriger Höhepunkt einer schwachen HSV-Vorstellung. Die Fans pfiffen gnadenlos nach der Nullnummer gegen das unüberwindliche Abwehr-Bollwerk aus Hannover. Während die Niedersachsen neuen Mut im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga schöpfen, bekamen die Europapokal-Ambitionen des HSV den nächsten Dämpfer. Bei nun drei Punkten Rückstand auf Platz fünf und mit einem Trio aus Stuttgart, Frankfurt und Wolfsburg im Nacken setzte sich der Abwärtstrend in der Fußball-Bundesliga auch vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League bei Standard Lüttich am Donnerstag fort.

Die Bayern machten hingegen vor großer Kulisse in Gelsenirchen schnell die Verhältnisse klar und beendeten vorerst die Titel-Träume des FC Schalke 04. Ein Doppelschlag von Franck Ribery und Thomas Müller (25./26.) bescherte den Münchnern eine 2:0-Führung, die sich die Mannschaft auch nach dem Platzverweis für Hamit Altintop nicht nehmen ließ. Die Gastgeber hatten lediglich das Anschlusstor von Kevin Kuranyi entgegenzusetzen. Auch wenn der Vorsprung an der Spitze nur knapp ist, traut Hoeneß den Schalkern den Titel nicht mehr zu. "Ich glaube, dass es ein ziemlicher Schock für Schalke ist, wenn man so nahe dran ist und dann gegen zehn Mann praktisch keine Torchance hat. Dann gibt das einen ziemlichen Stich."

Aus dem einstigen Titel-Dreikampf ist Bayer Leverkusen vorerst ausgeschieden und muss nach dem 2:3 in Frankfurt sogar um einen Champions-League-Platz bangen. "Der Zug nach vorne ist abgefahren, jetzt müssen wir alles dafür tun, dass wir Dritter werden", meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Allerdings könnten die Leverkusener mit einem Sieg über den FC Bayern am kommenden Samstag wieder an die Spitze heranrücken. Der Erfolg weckte auch bei den Hessen Begehrlichkeiten. "Wir wollen angreifen. Die Mannschaft weiß, wo sie hin will", sagte Eintracht-Profi Patrick Ochs.

Das gilt auch für Borussia Dortmund. Mit dem 2:1 gegen Bremen, dem vierten Sieg aus den letzten fünf Spielen, kratzt der BVB an der Tür zur Champions League, doch offiziell wollte dies keiner zugeben. "Die Champions League ist kein Ziel, das wir vor Augen haben", sagte Trainer Jürgen Klopp. Kevin Großkreutz und Neven Subotic sorgten mit ihren Treffern dafür, dass Werder auf Distanz bleibt. Den Anschluss an die internationalen Plätze hält auch der VfB Stuttgart, der die Partie gegen Borussia Mönchengladbach nach 0:1-Rückstand noch zu einem 2:1-Erfolg drehen konnte. "Das wäre ein grandioser Abschluss einer sehr guten Rückrunde", befand VfB-Trainer Christian Gross.

Im Abstiegskampf hat Hertha BSC zum Schlussspurt angesetzt. Nach dem 3:0-Erfolg beim desolaten 1. FC Köln beträgt der Rückstand der Berliner (22 Punkte) zum Relegationsplatz nur noch drei Zähler. "Mir ist vor den letzten fünf Spielen nicht bange", meinte Trainer Friedhelm Funkel. Bangen müssen hingegen noch der SC Freiburg (25 Punkte) und der VfL Bochum (28), die sich im direkten Duell die Punkte teilten. Vor allem für die Breisgauer war das zu wenig. "Wenn man nach so einem Spiel nur mit einem Unentschieden dasteht, ist das sehr bitter", sagte SC-Trainer Robin Dutt. Einen großen Schritt nach vorn machte der 1. FC Nürnberg (28) mit dem 2:0 gegen Mainz 05. "Wir haben die spielerische Klasse und auch die Bereitschaft, die Klasse zu halten", befand "Club"-Trainer Dieter Hecking.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.