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■ Die anderen„24 Tschassa“ (Sofia) zur Räumung der durch Nato-Luftangriffe zerstörten Donaubrücken in Serbien / „Observer“ zu britischen Waffenlieferungen an Indonesien / „Corriere della Sera“ zur ungarischen Grenzöffnung vor zehn Jahren / „Nesawissimaja Gaseta“ (Moskau) zum Bombenanschlag auf ein Wohnhaus

„24 Tschassa“ (Sofia) zur Räumung der durch Nato-Luftangriffe zerstörten Donaubrücken in Serbien: Die Idee, dass die Anrainerstaaten Bulgarien, Rumänien und die Ukraine die Trümmer der Brücken im serbischen Abschnitt der Donau räumen, ist nur leeres Gerede. Denn erstens würde Belgrad es nicht zulassen, dass wir etwas auf seinem Staatsgebiet unternehmen. Wir sind feindliche Staaten und der blockierte Fluss ist Jugoslawiens Druckmittel. Und zweitens können sich Sofia und Bukarest nicht einmal einigen, eine Brücke zu bauen – geschweige denn zusammen die Kriegsreste auf der serbischen Seite der Donau zu räumen.

Der „Observer“ (London) zu den britischen Waffenlieferungen an Indonesien: Moral ist unteilbar. Die britische Regierung brüstet sich, eine moralische Außenpolitik zu verfolgen. Der Krieg im Kosovo wurde aus explizit humanitären Gründen geführt. Aber man kann sich Moralität nicht von Fall zu Fall aussuchen. Ihre Anwendung muss umfassend sein. Darum ist die Politik der Labour-Regierung gegenüber Osttimor so beschämend. Die Einstellung der Waffenlieferungen an Indonesien durch Großbritannien wurde erst verfügt, nachdem der amerikanische Präsident Bill Clinton ein US-Waffenembargo verhängt hatte.

„Corriere della Sera“ (Mailand) zum Gedenken an die ungarische Grenzöffnung vor zehn Jahren: Der Fall der Mauer war das Äquivalent des großen Waffenstillstands, mit dem der Erste Weltkrieg beendet wurde. Wie einst 1918 begrüßten Europa und Amerika auch 1989 begeistert den Beginn einer neuen Weltgesellschaft, die dem Frieden und dem Fortschritt geweiht sein sollte. Doch mittlerweile wurden diese optimistischen Vorhersagen widerlegt. Das Ende des nuklearen Alptraums geht einher mit einer Vermehrung nationaler Konflikte, ethnischer Massaker, terroristischer Aktionen und traumatischer wirtschaftlich-finanzieller Krisen.

„Nesawissimaja Gaseta“ (Moskau) zum Bombenanschlag auf ein Wohnhaus: Es ist unwichtig, wer den Terrorakt in Auftrag gegeben hat. In jedem Fall werden sich die Folgen der Explosion sowohl auf den dagestanischen Kriegsschauplatz und die dortigen politischen und militärischen Aktionen als auch auf die politischen Vorgänge in Russland auswirken. Was die konkreten Folgen des Geschehens betrifft, so wird diese Explosion nicht die letzte sein, wenn die Gesellschaft, die politische Elite, die Führung des Landes und die Geheimdienste weiterhin so reagieren wie jetzt. Und jede weitere Explosion wird uns dem Ausnahmezustand näher bringen.

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