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200.000 in den Lagern

Internierungslager wie das in Hohenschönhausen, Fünfeichen oder Sachsenhausen sind nach dem Krieg in allen vier Besatzungszonen eingerichtet worden. Durch die Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats vom 12.10.1946 wurden sie formal legalisiert. Personen, die für die jeweilige Besatzungsmacht ein „Sicherheitsrisiko“ darstellten, aber auch solche, die „den demokratischen Neubeginn zu behindern vermochten“, konnten in den Lagern isoliert werden.

In der Sowjetischen Besatzungszone errichtete die NKWD, die damalige Staatssicherheitsbehörde der SU, unmittelbar nach Beendigung der Kampfhandlungen solche Lager. Dabei wurden der Einfachheit halber häufig ehemalige Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager weiterverwendet. Insgesamt gab es in der Sowjetischen Besatzungszone elf dieser „Sonderlager“ und zwar in Bautzen, Berlin-Hohenschönhausen, Buchenwald, Frankfurt/Oder, Fünfeichen, Jamlitz, Ketschendorf bei Fürstenwalde, Mühlberg/Elbe, Sachsenhausen, Torgau und Weesow.

Nach Auflösung des letzten Lagers Sachsenhausen im März 1950 wurde „alles getan, um die Spuren zu verwischen“, berichtet ein Mitarbeiter des Neubrandenburger Museums. Einige Häftlinge wurden den DDR-Behörden überstellt, „oft zu unangemessen hohen Strafen und zum Schweigen verurteilt“. Viele seien in Richtung Osten verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Auch das gesamte Aktenmaterial über die Lager sei in die Sowjetunion gegangen. Wie die Kölner Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. informierte, seien in den Lagern, die von der Sowjetunion nach Kriegsende auf DDR -Gebiet eingerichtet wurden, rund 90.000 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt seien knapp 200.000 Deutsche zwischen 1945 und 1950 interniert worden. Danach seien in Fünfeichen bei Neubrandenburg bis 1948 von 20.000 Häftlingen 6.000 bis 8.000 gestorben. In Buchenwald starben von den 32.000 „Durchgängen“ bis zum Februar 1950 etwa 13.000 Personen.

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