: 2.000 Sowjets evakuiert
■ Nach Bahnunglück nahe der Wolgastadt Jaroslawl wurden hochgiftige Chemikalien freigesetzt / Einsatz von Soldaten
Moskau (ap) - Nach einem Chemie–Unfall in der Sowjetunion wurden laut Moskauer Pressemeldungen in der Nacht zum Montag rund 2.000 Einwohner der Industrie– und Touristenstadt Jaroslawl evakuiert. Wie am Dienstag die Nachrichtenagentur TASS und die Zeitung Sowjetskaja Rossija berichteten, entgleiste am Montag morgen kurz nach Mitternacht in der etwa 240 Kilometer nordwestlich von Moskau gelegenen Wolgastadt ein Güterzug. Bei dem Unglück, das sich nur 150 Meter von einer Brücke über die Wolga entfernt ereignete, wurden sieben Waggons, darunter drei Tankwagen, aus den Gleisen geworfen. Einer der Tankwagen stürzte um, und aus einem geborstenen Einfüllstutzen ergoß sich eine nicht näher bezeichnete giftige und hochexplosive Flüssigkeit. Innerhalb von 40 Minuten seien in einem Umkreis von einem halben Kilometer um die Unfallstelle alle Wohnhäuser und andere Gebäude geräumt worden. Die Evakuierten konnten erst nachmittags wieder zurückkehren. Schulen blieben am Morgen geschlossen. Eine halbe Stunde nach dem Unglück war ein Werkstattwagen der Eisenbahn zur Stelle, und Soldaten einer Einheit für chemische Kampfmittel versuchten, den lecken Einfüllstutzen zu schließen, was aber mißlang. Um zu verhindern, daß der Boden in weitem Umkreis verseucht wurde, fingen die Soldaten die Chemikalie in Eimern auf und entleerten diese in die übrigen Tankwagen. Laut Sowjetskaja Rossija wurden zwölf der Bergungsarbeiter in ein Krankenhaus gebracht und dort, wie ein Arzt sagte, vorsorglich behandelt. In Jaroslawl leben ungefähr 600.000 Menschen. In der Stadt sind zahlreiche Betriebe der Schwerindustrie angesiedelt. Die Unfallursache wird von einer Sonderkommission untersucht. TASS zufolge soll das verseuchte Erdreich abgetragen werden. Nach Angaben der Prawda arbeiteten die Rettungsmannschaften mit Gasmasken. Ein unmittelbarer Kontakt mit der hochexplosiven Flüssigkeit wäre, so die Zeitung, tödlich gewesen. Die Schäden seien inzwischen angeblich weitgehend beseitigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen