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20. Juli 1991

Fünf Jahre nach dem Beschluß des Deutschen Bundestages, vom Rhein an die Spree überzusiedeln, haben die Emissäre des Umzugs alles andere geschafft, als die ausposaunte „innere Einheit zu vollenden“. Weil in Berlin alles anders und neu dazu sein sollte, folgte der Sprechblase vielmehr die Realität der erneuten Spaltung der Stadt in Ost und West. Die Heckenschützen der Bonner Entscheidung, gezielte Verzögerungen bei der Umzugsgestaltung in den Jahren 1992 und 1993 sowie die Entmündigung der Bürger bei der Hauptstadtplanung taten ein übriges. Das Wort von der „Verschwaetzerung“ des Umzugs machte die Runde. Statt schnell und unbürokratisch die Koffer zu packen, klebten die Staatsbeamten und Parlamentarier mit ihrem Hintern satt auf ihren Sitzen mit Blick auf den Rhein.

Zugegeben, nicht wenig ist geschehen, seit Bauminister Klaus Töpfer zum obersten Umzugsmacher avanciert ist. Auf den Reißbrettern wird gezeichnet, auf den Baustellen mächtig gebuddelt. Zu mächtig könnte man meinen, sieht man sich die Tunnelgrube quer durch den Tiergarten oder die skandalöse „Totalenttrümmerung“ des Reichstags an – ganz zu schweigen von den Abrissen (und Abrißdrohungen) der Hinterlassenschaften des sozialistischen Städtebaus am Schloßplatz. Behutsamkeit ist keine Tugend der Umzugsplaner, schon gar nicht, wenn man mit 20 Milliarden Mark klotzen kann. Ein halbes Regierungsghetto nebst Luxusbuden wird realisiert, als baute man auf der grünen Wiese à la Brasilia und nicht in einer Stadt mit vorhandenen Gebäuden und Strukturen. Die Perspektiven lauten dennoch: Beschränkung, schneller termingerechter Umzug und die Demokratisierung der Planung. Davon ist seit fünf Jahren noch nichts angekommen. Rolf Lautenschläger

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