piwik no script img

20 Jahre MauerfallKohl und Springer teilen sich Einheit

Die Adenauer-Stiftung und der Springer-Verlag feiern Bush senior, Gorbatschow und Altkanzler Kohl als Väter der deutschen Einheit. Interessanter als die Gäste sind aber diejenigen, die fehlen.

Außer eben ihm, Helmut Kohl, habe es damals fast niemanden mehr gegeben, der an die deutsche Einheit geglaubt hat. Bild: dpa

BERLIN taz | Was für ein Coup sollte das werden! Im Kampf um die geschichtliche Deutungshoheit hat die CDU mit Unterstützung des Springer-Verlages und der Konrad-Adenauer-Stiftung am Wochenende eine bedeutende Schlacht geschlagen.

20 Jahre nach dem Fall der Mauer traten die früheren Präsidenten der USA und der Sowjetunion, George Bush senior und Michail Gorbatschow, mit Altkanzler Helmut Kohl im Berliner Friedrichstadtpalast auf. Als Väter der deutschen Einheit wurden die drei gefeiert. Die Botschaft war klar: Ganz alleine haben sie die Wende herbeigeführt.

Bundespräsident Horst Köhler hielt die Laudatio. Im Publikum klatschten Angela Merkel, zahlreiche Minister und viele ausländische Gesandte. Interessanter als die Liste der Gäste aber waren diejenigen, die fehlten: Hans-Dietrich Genscher, seinerzeit Außenminister, war nicht gekommen. Sein Nachfolger Klaus Kinkel, dessen Verdienste um die deutsche Einheit bisher nicht so recht bekannt geworden sind, war der einzige anwesende Politiker von Rang, der nicht zur Union gehört. Abwesend war auch der Sozialdemokrat Walter Momper, damals Regierender Bürgermeister von Berlin.

Nicht einmal die Reihen der Union waren geschlossen. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker fehlte ebenso wie Wolfgang Schäuble, der den Einigungsvertrag ausgehandelt hatte. Die Gründe für die Abwesenheit sind nicht bekannt. Bekannt hingegen ist, dass beide wenig von Helmut Kohl halten. Bekannt ist auch, dass Genscher die Sicht von Kohl, der habe im Alleingang die Einheit herbeigezwungen, nicht teilt.

Der Altkanzler dürfte sie alle nicht vermisst haben. In seiner kurzen Ansprache, bei dem ihm sein angeschlagener Gesundheitszustand anzumerken war, betonte er, es habe ja damals fast niemanden mehr gegeben, der an die deutsche Einheit geglaubt habe. Außer eben ihm, Helmut Kohl. "Ich habe nichts Besseres, um stolz zu sein, als auf die deutsche Einheit stolz zu sein."

Fast konnte man den Eindruck gewinnen, als sei der Kanzler auch in der eigenen Partei völlig isoliert gewesen. Offenbar konnte er sich aber doch zumindest auf den Springer-Verlag verlassen, der gemeinsam mit der Adenauer-Stiftung das Fest organisiert hatte. Die drei Staatsmänner schauten am Vortag der Veranstaltung kurz in der Redaktion der Bild-Zeitung vorbei. Am nächsten Abend gab es im Verlagsgebäude ein festliches Essen für etwa 100 geladene Gäste, zu dem auch Guido Westerwelle kommen durfte.

Alles hätte so schön sein können. Aber irgendeinen Spielverderber gibt es immer. Dieses Mal übernahm diese Rolle Michail Gorbatschow. "Wir wollen uns zu dritt nicht die Verdienste der vorangegangenen Generationen zuschreiben." Er rühmte Willy Brandt und die Ostpolitik, und er meinte, auch die DDR habe einen Anteil an der Annäherung von Ost- und Westeuropa gehabt: "Über die DDR haben wir ein Fenster nach Deutschland geöffnet." Gorbatschow erwähnte seinen "guten Freund Hans-Dietrich Genscher". Außerdem erklärte er, auch die USA bräuchten eine Perestroika, einen gesellschaftlichen und politischen Wandel. Innerhalb weniger Minuten lieferte er so den Beweis dafür, dass historische und politische Debatten nicht einfach von Adenauer-Stiftung und Springer-Verlag feierlich für beendet erklärt werden können.

BETTINA GAUS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

26 Kommentare

 / 
  • D
    Dütsch

    Es wird nicht gesagt, das die CDU auch 40 Jahre ganz alleine die Einheit verhindert hat.

    Die Einheit gibt es deshalb auch nicht. Die wird es auch nicht geben, denn die Ideologie ist in beiden Teilen Deutschlands völlig gegensätzlich. Es nervt nur noch die Indoktrination der Politiker. Im Osten ist man das gewöhnt, im Westen fühlt man sich damit verhöhnt. Ich hoffe das hat bald ein Ende!

  • A
    aka

    DAS habe ich schon vor 20 Jahren gewusst! Oh Gott - welch Realitätsverlust!

    Wo war Wolfgang Schnur? (Nur Spass!)

  • R
    Robert

    Es ist nur noch lächerlich. Das Geschwätz um die sogenannte deutsche Einheit.

    Bei der Vorstellung R. von Weizäckers neuem Buch zusammen mit H.-D.Genscher in Berlin gab es diesselbe Vorstellung westlicher Selbstgerechtigkeit. Kein einziges Wort der Selbstkritik zu eigenem Handeln in dieser Zeit, obwohl damals offensichtlich Entwicklungen angeschoben wurden, die wesentlich zu heutigen Verhältnissen geführt haben. Aber wer kann diese Menschen hindern ihre teilweise eindeutig falsche Sicht auf diese Zeit zu verbreiten? Sie werden ihre Version noch in 20 Jahren erzählen. Und irgendwann werden politisch herzlich Desinteressierte diesen Quark auch glauben. Die, die dabei waren und es anders wissen, werden aussterben. So wird Geschichte geschrieben. Eben auch interessant. Der Osten hat ja vor 1990 auch das Unangenehme ausgeblendet.

    Mit wem, das würde ich schon nochmal gern wissen, hat Schäuble eigentlich diesen ja offensichtlich fehlerfreien Einigungsvertrag ausgehandelt? Wer war L. de Maiziere?...

     

    Aber es ist nun auch längst egal. Zumindest scheint es so. Aber genau das ist für den, auch sozialen Frieden in diesem Land das Verhängnis. Es gibt kein vereinigtes Deutschland. Sowenig wie es eine wirklich sozialistische, von der SU unabhängige DDR gab. Zurechtlügen kann man sich das natürlich immer, aber...

  • MS
    Markus Schnepel

    Vor allem fehlten die Ostleute. Lothar de Maiziere, aber auch Vertreter der friedlichen Revolution aus der damaligen DDR, Kirchenleute z.B. Die Konrad Adenauer Stiftung in Moskau hat das besser gemacht. Z.B. mit dem oben genannten und dem ehemaligen Botschafter der Sowjetunion in Bonn.

  • ML
    Martin Luther

    "Interessanter als die Gäste sind aber diejenigen, die fehlen."

    Nun hat mich diese Zeile neugierig gemacht, sonst hätte ich diesen Artikel gar nicht gelesen, wie ich gleichwohl die taz nur noch selten lese... Toll wie die Redakteurin, im Zusammenhang mit der sogenannten "Wende" Namen der Fehlenden nennt, die genausowenig mit der "Wende" zu tun hatten wie diese "Herren" die vor Ort waren und sich feiern ließen. Irgendwie waren damals doch tagelang ne Menge Leute auf den Strassen in der DDR, damals ... und besonnene DDR Politiker gabs auch noch, soweit ich mich erinnere. Deshalb vermutete ich, die taz geht auf diese ein, die "fehlen"... wär doch mal ein interessanter Ansatz gewesen...oder sollte ich den Artikel unter Realsatire lesen? Dann wäre es wohl angebrachter diesen in Ihrer Rubrik "Die Wahrheit" einzustellen! 20 Jahre reichen offenbar noch immer nicht, die tatsächlichen Hintergründe aufzuarbeiten.

  • R
    Robert

    Es ist nur noch lächerlich. Das Geschwätz um die sogenannte deutsche Einheit.

    Bei der Vorstellung R. von Weizäckers neuem Buch zusammen mit H.-D.Genscher in Berlin gab es diesselbe Vorstellung westlicher Selbstgerechtigkeit. Kein einziges Wort der Selbstkritik zu eigenem Handeln in dieser Zeit, obwohl damals offensichtlich Entwicklungen angeschoben wurden, die wesentlich zu heutigen Verhältnissen geführt haben. Aber wer kann diese Menschen hindern ihre teilweise eindeutig falsche Sicht auf diese Zeit zu verbreiten? Sie werden ihren Version noch in 20 Jahren erzählen. Und irgendwann werden politisch herzlich Desinteressierte diesen Quark auch glauben. Die, die dabei waren und es anders wissen, werden aussterben. So wird Geschichte geschrieben. Eben auch interessant. Der Osten hat ja auch das Unangenehme ausgeblendet.

    Mit wem, das würde ich schon nochmal gern wissen, hat Schäuble eigentlich diesen ja offensichtlich fehlerfreien Einigungsvertrag ausgehandelt? Wer war L. de Maiziere?...

     

    Aber es ist nun auch längst egal. Zumindest scheint es so. Aber genau das ist für den, auch sozialen Frieden in diesem Land das Verhängnis. Es gibt kein vereinigtes Deutschland. Sowenig wie es eine wirklich sozialistische, von der SU unabhängige DDR gab. Zurechtlügen kann man sich das natürlich immer, aber...

  • H
    hoeschler

    Was ist eigentlich mit den Ostdeutschen?

    Die haben nichts damit zu tun gehabt oder wie?

  • AA
    Al Addizzy

    "Ich habe nichts Besseres, um stolz zu sein, als auf die deutsche Einheit stolz zu sein.",

    ... welch entlarvendes Eingeständnis und Self-Outing eines 'Rolling Kohl'! Have a nice day ... and finally: Good night!

  • V
    vic

    Ein Abend unter lieben FreundInnen, frei von linker Kampfpresse oder Kommunisten-TV.

    Das Märchen vom Einheitskanzler und Springer - die unendliche Geschichte. Wenn es nur oft genug übers Drecksblatt ins Volksgehirn gepresst wird, setzt sich das schnell fest.

    Ach, Herr Altkanzler. Wie war das doch gleich mit Schäuble, Schreiber, Lambsdorf, den Großspenden, dem Ehrenwort?

    Oder der Währungs-Reform, dem eins zu eins Umtausch, den blühenden Landschaften?

  • AR
    Arne Rathjen

    Und wer alles dagegen war !

     

    Mitterand, Thatcher. Churchill. Trotzki, Castro. Honecker, Gysi, Krenz. Andreotti, Gonzalez, Mao, die Heilsarmee, Schrödergerhard, Oskarlafontaine, vermutlich Carter, wenn auch nicht Reagan, aber Andropow, Marx, Nietzsche, Rousseau, Maria Theresia, Katharina die Große, vermutlich Moses, und sicher aber nicht Nofretete.

     

    Immerhin gibt es jetzt einige Gläubiger, welche die Neuauflage des Bismarckstaates für sich persönlich beanspruchen.

     

    Ohne Haftung, versteht sich.

  • MB
    Manfred Becker

    Ausgerechnet Helmut Kohl will die deutsche Einheit gewollt zu haben. Dabei wird immer vergessen zu erwähnen, dass er jahrelang die Ostpolitik der Sozialdemokraten negiert, ja sogar bekämpft hat. Ihn als Kanzler der Einheit zu feiern kann sich nur auf den Zufall beziehen, dass er zur Zeit des Mauerfalls gerade Kanzler war. Seine Politik hatte bis dahin jedenfalls nicht zur Annäherung und zur Zusammenführung Deutschlands beigetragen. Das Feiern nur seiner Person tritt alle anderen Politiker, die für diese Einheit eingetreten sind und gearbeitet haben, ins Kreuz.

  • GT
    Gunther Thriene

    Es wird so getan, als wenn die nationale Einheit herzustellen der Deutschen primäre Aufgabe sei. Ein welthistorischer Irrtum mit Folgen, die wir kennen:

     

    »Deutscher Nationalcharakter.

    Zur Nation euch zu bilden, ihr hofft es, Deutsche, vergebens:

    Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.«

     

    Friedrich Schiller

    Sämtliche Werke.

    Hrsg. von Gerhard Fricke / Herbert G. Göpfert.

    Bd. I: Gedichte / Dramen I. München 1958, S. 267

     

    Mehr hier:

     

    http://www.celtoslavica.de/goetheanica/deutschen.html

  • PH
    Paul Haverkamp

    Vom Glücksfall der deutschen Wiedervereinigung

     

    Bush sen., Gorbatschow und Kohl gebührt nicht nur ein Dank nach 20 Jahren des Mauerfalls; diese drei Männern werden gewiss auch noch in hundert Jahren bei der Aufarbeitung der deutschen Einheit und dem Fall der Mauer von Historikern genannt und gewürdigt werden.

     

    Dass der Mauerfall und die deutsche Einheit möglich wurden mit Hilfe dieser drei Männer kann gar nicht intensiv genug gewürdigt werden – vor allem wenn man berücksichtigt, welche Rolle der französische Staatspräsident Mitterand und vor allem die britische Regierungschefin Thatcher gespielt haben. Beide richteten ihre Deutschlandpolitik aus nach einem Ausspruch des 1970 verstorbenen französischen Romanciers Francois Mauriac : „Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich froh bin, dass es zwei davon gibt.“ Auch die Regierungschefs anderer europäischer Staaten sahen im Fall der Mauer bzw. der deutschen Wiedervereinigung keinen Glücksfall der Geschichte. Wohl zu sehr hatten sich in ihren Erinnerungen die Gefahren einer deutschen Großmachtpolitik der Nazizeit eingeprägt. Auch innerhalb Deutschlands gab es unüberhörbares Misstrauen gegenüber einer deutschen Einheit; die Linksintellektuellen (allen voran G. Grass) und viele linksorientierte Politiker in der SPD sahen in der Wiedervereinigung eher eine Gefährdung des europäischen Friedens als ein unvorhersehbares Geschenk der Geschichte an Deutschland.

     

    Freilich nicht unerwähnt bleiben darf die Rolle, die die polnischen Arbeiter und Intellektuellen von Solidarnosc und die mutigen Teilnehmer der Montagsdemonstrationen gespielt haben. Ihr Mut, ihre Hartnäckigkeit und Opferbereitschaft verdienen genau so viel Anerkennung, wie das Agieren der drei oben genannten Politiker. Auch die von Brandt entwickelte „Neue Ostpolitik“ (Wandel durch Annäherung) hat einen nicht unerheblichen Beitrag zur Veränderung der Situation in Osteuropa bewirkt.

     

    „Man muss den Mantel der Geschichte am Zipfel ergreifen, wenn er vorüberweht“, soll Bismarck einst gesagt haben. Es bleibt das ewige Verdienst Helmut Kohls, diesen Zipfel beherzt und mutig und ergriffen zu haben.

     

    Der Ausspruch, dass „Männer Geschichte machen“, mag überzogen und exaltiert klingen ; doch ohne Busch, Gorbatschow und Kohl hätte es vor 20 Jahren weder den Mauerfall noch die Wiedervereinigung gegeben.

     

    Paul Haverkamp, Lingen

  • D
    Dütsch

    Es wird nicht gesagt, das die CDU auch 40 Jahre ganz alleine die Einheit verhindert hat.

    Die Einheit gibt es deshalb auch nicht. Die wird es auch nicht geben, denn die Ideologie ist in beiden Teilen Deutschlands völlig gegensätzlich. Es nervt nur noch die Indoktrination der Politiker. Im Osten ist man das gewöhnt, im Westen fühlt man sich damit verhöhnt. Ich hoffe das hat bald ein Ende!

  • A
    aka

    DAS habe ich schon vor 20 Jahren gewusst! Oh Gott - welch Realitätsverlust!

    Wo war Wolfgang Schnur? (Nur Spass!)

  • R
    Robert

    Es ist nur noch lächerlich. Das Geschwätz um die sogenannte deutsche Einheit.

    Bei der Vorstellung R. von Weizäckers neuem Buch zusammen mit H.-D.Genscher in Berlin gab es diesselbe Vorstellung westlicher Selbstgerechtigkeit. Kein einziges Wort der Selbstkritik zu eigenem Handeln in dieser Zeit, obwohl damals offensichtlich Entwicklungen angeschoben wurden, die wesentlich zu heutigen Verhältnissen geführt haben. Aber wer kann diese Menschen hindern ihre teilweise eindeutig falsche Sicht auf diese Zeit zu verbreiten? Sie werden ihre Version noch in 20 Jahren erzählen. Und irgendwann werden politisch herzlich Desinteressierte diesen Quark auch glauben. Die, die dabei waren und es anders wissen, werden aussterben. So wird Geschichte geschrieben. Eben auch interessant. Der Osten hat ja vor 1990 auch das Unangenehme ausgeblendet.

    Mit wem, das würde ich schon nochmal gern wissen, hat Schäuble eigentlich diesen ja offensichtlich fehlerfreien Einigungsvertrag ausgehandelt? Wer war L. de Maiziere?...

     

    Aber es ist nun auch längst egal. Zumindest scheint es so. Aber genau das ist für den, auch sozialen Frieden in diesem Land das Verhängnis. Es gibt kein vereinigtes Deutschland. Sowenig wie es eine wirklich sozialistische, von der SU unabhängige DDR gab. Zurechtlügen kann man sich das natürlich immer, aber...

  • MS
    Markus Schnepel

    Vor allem fehlten die Ostleute. Lothar de Maiziere, aber auch Vertreter der friedlichen Revolution aus der damaligen DDR, Kirchenleute z.B. Die Konrad Adenauer Stiftung in Moskau hat das besser gemacht. Z.B. mit dem oben genannten und dem ehemaligen Botschafter der Sowjetunion in Bonn.

  • ML
    Martin Luther

    "Interessanter als die Gäste sind aber diejenigen, die fehlen."

    Nun hat mich diese Zeile neugierig gemacht, sonst hätte ich diesen Artikel gar nicht gelesen, wie ich gleichwohl die taz nur noch selten lese... Toll wie die Redakteurin, im Zusammenhang mit der sogenannten "Wende" Namen der Fehlenden nennt, die genausowenig mit der "Wende" zu tun hatten wie diese "Herren" die vor Ort waren und sich feiern ließen. Irgendwie waren damals doch tagelang ne Menge Leute auf den Strassen in der DDR, damals ... und besonnene DDR Politiker gabs auch noch, soweit ich mich erinnere. Deshalb vermutete ich, die taz geht auf diese ein, die "fehlen"... wär doch mal ein interessanter Ansatz gewesen...oder sollte ich den Artikel unter Realsatire lesen? Dann wäre es wohl angebrachter diesen in Ihrer Rubrik "Die Wahrheit" einzustellen! 20 Jahre reichen offenbar noch immer nicht, die tatsächlichen Hintergründe aufzuarbeiten.

  • R
    Robert

    Es ist nur noch lächerlich. Das Geschwätz um die sogenannte deutsche Einheit.

    Bei der Vorstellung R. von Weizäckers neuem Buch zusammen mit H.-D.Genscher in Berlin gab es diesselbe Vorstellung westlicher Selbstgerechtigkeit. Kein einziges Wort der Selbstkritik zu eigenem Handeln in dieser Zeit, obwohl damals offensichtlich Entwicklungen angeschoben wurden, die wesentlich zu heutigen Verhältnissen geführt haben. Aber wer kann diese Menschen hindern ihre teilweise eindeutig falsche Sicht auf diese Zeit zu verbreiten? Sie werden ihren Version noch in 20 Jahren erzählen. Und irgendwann werden politisch herzlich Desinteressierte diesen Quark auch glauben. Die, die dabei waren und es anders wissen, werden aussterben. So wird Geschichte geschrieben. Eben auch interessant. Der Osten hat ja auch das Unangenehme ausgeblendet.

    Mit wem, das würde ich schon nochmal gern wissen, hat Schäuble eigentlich diesen ja offensichtlich fehlerfreien Einigungsvertrag ausgehandelt? Wer war L. de Maiziere?...

     

    Aber es ist nun auch längst egal. Zumindest scheint es so. Aber genau das ist für den, auch sozialen Frieden in diesem Land das Verhängnis. Es gibt kein vereinigtes Deutschland. Sowenig wie es eine wirklich sozialistische, von der SU unabhängige DDR gab. Zurechtlügen kann man sich das natürlich immer, aber...

  • H
    hoeschler

    Was ist eigentlich mit den Ostdeutschen?

    Die haben nichts damit zu tun gehabt oder wie?

  • AA
    Al Addizzy

    "Ich habe nichts Besseres, um stolz zu sein, als auf die deutsche Einheit stolz zu sein.",

    ... welch entlarvendes Eingeständnis und Self-Outing eines 'Rolling Kohl'! Have a nice day ... and finally: Good night!

  • V
    vic

    Ein Abend unter lieben FreundInnen, frei von linker Kampfpresse oder Kommunisten-TV.

    Das Märchen vom Einheitskanzler und Springer - die unendliche Geschichte. Wenn es nur oft genug übers Drecksblatt ins Volksgehirn gepresst wird, setzt sich das schnell fest.

    Ach, Herr Altkanzler. Wie war das doch gleich mit Schäuble, Schreiber, Lambsdorf, den Großspenden, dem Ehrenwort?

    Oder der Währungs-Reform, dem eins zu eins Umtausch, den blühenden Landschaften?

  • AR
    Arne Rathjen

    Und wer alles dagegen war !

     

    Mitterand, Thatcher. Churchill. Trotzki, Castro. Honecker, Gysi, Krenz. Andreotti, Gonzalez, Mao, die Heilsarmee, Schrödergerhard, Oskarlafontaine, vermutlich Carter, wenn auch nicht Reagan, aber Andropow, Marx, Nietzsche, Rousseau, Maria Theresia, Katharina die Große, vermutlich Moses, und sicher aber nicht Nofretete.

     

    Immerhin gibt es jetzt einige Gläubiger, welche die Neuauflage des Bismarckstaates für sich persönlich beanspruchen.

     

    Ohne Haftung, versteht sich.

  • MB
    Manfred Becker

    Ausgerechnet Helmut Kohl will die deutsche Einheit gewollt zu haben. Dabei wird immer vergessen zu erwähnen, dass er jahrelang die Ostpolitik der Sozialdemokraten negiert, ja sogar bekämpft hat. Ihn als Kanzler der Einheit zu feiern kann sich nur auf den Zufall beziehen, dass er zur Zeit des Mauerfalls gerade Kanzler war. Seine Politik hatte bis dahin jedenfalls nicht zur Annäherung und zur Zusammenführung Deutschlands beigetragen. Das Feiern nur seiner Person tritt alle anderen Politiker, die für diese Einheit eingetreten sind und gearbeitet haben, ins Kreuz.

  • GT
    Gunther Thriene

    Es wird so getan, als wenn die nationale Einheit herzustellen der Deutschen primäre Aufgabe sei. Ein welthistorischer Irrtum mit Folgen, die wir kennen:

     

    »Deutscher Nationalcharakter.

    Zur Nation euch zu bilden, ihr hofft es, Deutsche, vergebens:

    Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.«

     

    Friedrich Schiller

    Sämtliche Werke.

    Hrsg. von Gerhard Fricke / Herbert G. Göpfert.

    Bd. I: Gedichte / Dramen I. München 1958, S. 267

     

    Mehr hier:

     

    http://www.celtoslavica.de/goetheanica/deutschen.html

  • PH
    Paul Haverkamp

    Vom Glücksfall der deutschen Wiedervereinigung

     

    Bush sen., Gorbatschow und Kohl gebührt nicht nur ein Dank nach 20 Jahren des Mauerfalls; diese drei Männern werden gewiss auch noch in hundert Jahren bei der Aufarbeitung der deutschen Einheit und dem Fall der Mauer von Historikern genannt und gewürdigt werden.

     

    Dass der Mauerfall und die deutsche Einheit möglich wurden mit Hilfe dieser drei Männer kann gar nicht intensiv genug gewürdigt werden – vor allem wenn man berücksichtigt, welche Rolle der französische Staatspräsident Mitterand und vor allem die britische Regierungschefin Thatcher gespielt haben. Beide richteten ihre Deutschlandpolitik aus nach einem Ausspruch des 1970 verstorbenen französischen Romanciers Francois Mauriac : „Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich froh bin, dass es zwei davon gibt.“ Auch die Regierungschefs anderer europäischer Staaten sahen im Fall der Mauer bzw. der deutschen Wiedervereinigung keinen Glücksfall der Geschichte. Wohl zu sehr hatten sich in ihren Erinnerungen die Gefahren einer deutschen Großmachtpolitik der Nazizeit eingeprägt. Auch innerhalb Deutschlands gab es unüberhörbares Misstrauen gegenüber einer deutschen Einheit; die Linksintellektuellen (allen voran G. Grass) und viele linksorientierte Politiker in der SPD sahen in der Wiedervereinigung eher eine Gefährdung des europäischen Friedens als ein unvorhersehbares Geschenk der Geschichte an Deutschland.

     

    Freilich nicht unerwähnt bleiben darf die Rolle, die die polnischen Arbeiter und Intellektuellen von Solidarnosc und die mutigen Teilnehmer der Montagsdemonstrationen gespielt haben. Ihr Mut, ihre Hartnäckigkeit und Opferbereitschaft verdienen genau so viel Anerkennung, wie das Agieren der drei oben genannten Politiker. Auch die von Brandt entwickelte „Neue Ostpolitik“ (Wandel durch Annäherung) hat einen nicht unerheblichen Beitrag zur Veränderung der Situation in Osteuropa bewirkt.

     

    „Man muss den Mantel der Geschichte am Zipfel ergreifen, wenn er vorüberweht“, soll Bismarck einst gesagt haben. Es bleibt das ewige Verdienst Helmut Kohls, diesen Zipfel beherzt und mutig und ergriffen zu haben.

     

    Der Ausspruch, dass „Männer Geschichte machen“, mag überzogen und exaltiert klingen ; doch ohne Busch, Gorbatschow und Kohl hätte es vor 20 Jahren weder den Mauerfall noch die Wiedervereinigung gegeben.

     

    Paul Haverkamp, Lingen