: 190.000 warten aufs Telefon
■ Telekom will bis zur Jahresmitte die getrennten Netze zwischen Ost- und West-Berlin zusammenfügen/ Kaum Aufstellgenehmigungen für Sprechstellen im Ostteil/ Bald auch einheitliche Vorwahlnummer
Berlin. Die innerstädtischen Vorwahlen beim Telefonieren sollen ab Juli der Vergangenheit angehören. Die Telekom will bis dahin die getrennten Teil-Ortsnetze endgültig zusammenführen. Die Vorwahlen »9« und »849« entfallen damit.
Ab Februar können schon Telefonnummern, die mit der Ziffer 3 beginnen, ohne Vorwahl von jedem Bezirk aus erreicht werden. Am 15. Juni wird es erstmals ein Gesamtberliner Telefonbuch geben, in dem nicht mehr nach West- und Ost-Berlin unterschieden wird.
Im vergangenen Jahr investierte Telekom 1,15 Milliarden DM für den Aufbau der Telekommunikation in Berlin. 180.000 Hauptanschlüsse wurden neu eingerichtet, davon 42.000 in Ost-Berlin. Die Warteliste im Ostteil stieg dennoch bis Jahresende auf 190.000 Anträge. 1992 hofft man, durch 70.000 neue Anschlüsse eine »Trendwende in der Warteliste« zu erreichen.
Das Aufstellen von Sprechstellen auf Gehwegen im Ostteil stößt auf Schwierigkeiten. Bezirksämter und Denkmalschutz haben in der Vergangenheit 70 Prozent der vorgeschlagenen Standorte abgelehnt. »Unter den Linden« wurde kein einziger zugelassen. 50 Standorte können derzeit wegen fehlender Stromversorgung nicht betrieben werden.
Vom 15. April an ist Gesamt-Berlin aus den alten Bundesländern einheitlich über die bisher für den Westteil geltende Vorwahl 030 zu erreichen; aus den neuen Bundesländern bleibt es zunächst noch bei den bisherigen Vorwahlziffern. Dies wird sich ändern, wenn dort bis Anfang 1994 auf digitale Technik umgestellt worden ist.
Geschäftskunden haben Priorität. Seit der Postfusion wurden für sie 12.000 Anschlüsse geschaltet. Weitere 2.000 kamen als terrestrische Ausnahmehauptanschlüsse von West- nach Ost-Berlin hinzu. Dennoch warten noch 14.000 Antragsteller. Ihnen soll mit Hilfe besonderer technischer Einrichtungen weitgehend geholfen werden. 176.000 Haushalte im Ostteil sollen zum Jahresende für den Anschluß an das Kabelnetz vorbereitet sein.
Sorge bereitet Telekom der Vandalismus in öffentlichen Sprechstellen. In Berlin gibt es 10.000, davon im Ostteil 5.500. Von diesen 5.500 sind 2.400 Telefonhäuschen oder -hauben allgemein zugänglich, die anderen nur bedingt, da sie sich beispielsweise in Häuserblocks und Sportstätten befinden. Vor allem die letzteren sind von Zerstörungswut betroffen. 1991 wurden 622 Endgeräte gestohlen und 430 zerstört.
Um dem entgegenzuwirken, will Telekom zusätzlich zu den 500 öffentlichen Kartentelefonen im Ostteil in diesem Jahr weitere 800 installieren. Sie sind nicht auszurauben und daher weniger anfällig. Die neuen Apparate haben eine elektronische Meldeleitung, die auf Zerstörung aufmerksam macht. dpa
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