1860 Münchens Nähe zum Papst: Wie Benedikt XVI. zum Löwen wurde

Ein Kondolenzpost für den einstigen Papst Benedikt offenbart dessen Ehrenmitgliedschaft bei 1860 München. Ob er selbst das wusste, ist aber unklar.

Der Papst im Papamobil im Olympiastadion

Fußballbegeistert? Ein verbürgter Stadionbesuch von Papst Benedikt XVI. 2011 in Berlin Foto: imago

Er war also ein Blauer. Die meisten Anhänger des TSV 1860 München hatten das wahrscheinlich längst vergessen, Hasan Ismaik, der Mehrheitseigner des Profiklubs, hat dankenswerterweise in seinem Kondolenzpost auf Facebook für Papst Benedikt XVI. erwähnt, dass der verschiedene Pontifex seit 2006 Ehrenmitglied des Klubs gewesen ist.

So etwas wird man als Papst schon mal, auch wenn man es vielleicht gar nicht wirklich will. Am 17. Mai Anno Domini 2006 jedenfalls standen der damalige Leiter der Fußballabteilung An­dreas Kemmelmeyer nebst Fanbetreuerin Jutta Schnell bei einer Audienz so nah am Papst, dass sie dessen Privatsekretär Georg Gänswein ein Trikot und eine Urkunde, in der die Ehrenmitgliedschaft vermerkt ist, in die Hand drücken konnten. Ob Benedikt selber wusste, dass er Löwe ist, hat nie jemand nachgefragt.

Nach seinem Tod war mancherorts zu lesen, Benedikt sei ein Fan des FC Bayern. Es muss eine sehr heimliche Leidenschaft gewesen sein. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Benedikt je ein Spiel des FC Bayern angeschaut hat, auch nicht als er noch Joseph Ratzinger hieß und Erzbischof von München und Freising war. Natürlich wollten auch die Roten später dem Papst die Mitgliedschaft aufdrängen. 2012 hat der damalige Klubpräsident Uli Hoeneß gesagt: „Wenn er uns ein Signal gibt, fahren wir zu ihm und tragen ihm die Ehrenmitgliedschaft an.“ Die Bayern haben vergeblich auf ein Signal gewartet.

Gewundert wird sie das nicht haben. Benedikt galt nicht wirklich als fußballaffiner Kirchenführer. Wenn er mal eine Messe in einem Stadion gelesen hat, dann wird er wohl gewusst haben, dass dieses nicht nur für seinen Auftritt errichtet worden ist, sondern dass da normalerweise Sport getrieben wird. Als er etwa 2011 im Berliner Olympiastadion vor 70.000 Leuten aufgetreten ist, wird er kaum an Hertha BSC gedacht haben.

Gesegnete Hertha?

Der Klub war gerade in eine schwierige Saison gestartet, an deren Ende er sich gezwungen sah, Otto Rehhagel als Trainer zu verpflichten, in die Relegation musste, dabei an Fortuna Düsseldorf scheiterte und in die zweite Liga abgestiegen ist. Sollte Benedikt, die Herthaner seinerzeit also gesegnet haben, es hätte nichts gebracht. Aber wahrscheinlich hat er sie ja nicht gesegnet.

Ganz gewiss hat er sich ein paar Jahre später das WM-Finale 2014 zwischen Deutschland und Argentinien nicht mit seinem Nachfolger an der Kirchenspitze angeschaut, obwohl es von diesem gemeinsamen Fernsehabend des Deutschen mit dem Argentinier wunderbare Bilder gibt. Die stammen indes aus dem Netflix-Spielfilm „The two Popes“, in dem sich die beiden Chefkatholiken zum Spiel sogar eine Pizza bestellen.

Alles ausgedacht, hat Regisseur Fernando Meirelles klargestellt. Er habe sogar gewusst, dass Benedikt von Fußball nichts verstanden habe, er sei vielmehr ein Formel-1-Fan gewesen. Wie er darauf kommt? Vielleicht so: 2005 hat der damalige Ferrari-Boss Luca di Montezemolo dem Papst das Lenkrad eines Renn-Boliden überreicht und versucht, ihm die Funktion der ganzen Knöpfe darauf zu erklären. Bilder zeigen, wie Benedikt das Rad milde lächelnd entgegennimmt. Wenn das kein Gottesbeweis ist.

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