: 17jährige Schülerin tot aufgefunden
■ Endlose Mordserie: Zwei weitere getötete Männer entdeckt
Die seit drei Wochen vermißte 17jährige Schülerin Kirstin Sch. ist in der Nacht zum Dienstag tot im Bezirk Wedding aufgefunden worden. Die Obduktion ergab, daß die Schülerin vermutlich in der Zeit um den 12. Januar durch mehrere Stiche in Hals und Kopf umgebracht wurde. Als dringend tatverdächtig gilt der frühere Freund des Opfers, der 24jährige Aydin Y.
Kirstin Sch. hatte die Beziehung mit Aydin Y. im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten beendet. Bisherigen Ermittlungen zufolge hatte die Schülerin am 12. Januar die elterliche Wohnung verlassen, um sich mit dem früheren Freund noch einmal auszusprechen.
In der Zeit bis zum Auffinden der Leiche erhielt die besorgte Mutter mehrere Anrufe von Aydin Y. Laut Polizei erklärte er ihr bei diesen Telefonaten, daß Kirstin bei ihm sei, daß er sie verletzt habe und auch, daß er sie töten wolle. Der letzte Anruf ging Dienstag nacht gegen 1 Uhr ein. Dieses Mal teilte er der Mutter mit, ihre Tochter befände sich in einem Kellerverschlag des Hauses Sprengelstraße 40. Die Polizei vermutet, daß Aydin Y. am 13. Januar in die Türkei geflüchtet ist und von dort angerufen hat. Gegen ihn werde Haftbefehl wegen Mordes beantragt.
Gestern wurden wieder zwei Leichen entdeckt. Ein 66jähriger wurde in einem Seniorenheim vermutlich von einem Heimbewohner getötet und zerstückelt. In Weißensee fanden zwei Kinder einen 46jährigen Mann, der mit einem Ziegelstein erschlagen wurde. Näheres war bei Redaktionsschluß nicht bekannt.
Seit Anfang vergangener Woche sind in der Stadt neun Menschen ermordet worden. Darunter auch die beiden Opfer eines Klavierlehrers. Der Mann hatte seine 30jährige Schülerin Michaela M. erwürgt und enthauptet sowie seinem Nachbarn einen Schraubenzieher in den Kopf gerammt. Ein 23jähriger Mann aus Reinickendorf tötete seinen Stiefvater und schlug der Leiche danach mit einem Samuraischwert den Kopf ab. Vor zwei Tagen warf ein 28jähriger Vater seinen zehn Monate alten Sohn in Kreuzberg von einem im neunten Stock gelegenen Balkon.
Der Eindruck, daß solche Taten drastisch zugenommen haben, trügt jedoch. Eine Polizeisprecherin erklärte auf Anfrage, daß in den Monaten Januar 1993 und Januar 1994 jeweils elf Morde begangen wurden. Die jüngsten Morde seien von der Öffentlichkeit allerdings mehr als sonst registriert worden, weil diese so ungewöhnlich grausam waren. plu
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