■ 100 Jahre Olympia: Geld, Macht und Doping, Teil 5
1994, Februar: Für IOC-Präsident Samaranch waren die Winterspiele von Lillehammer die besten aller Zeiten.
1994, September: Auf dem Olympischen Kongreß in Paris halten die Delegierten 470 überwiegend vorgefertigte Lobesreden – wie auf einem KP-Parteitag.
1994, September: Verabschiedung des „Medical Code“, der Dopingkontrollen, Strafmaß und Dopinglisten in allen Sportverbänden weltweit vereinheitlichen soll.
1994, November: Karl Schranz wird von IOC-Präsident Samaranch rehabilitiert.
1994, Dezember: Die IOC- Kritiker Jennings und Simson werden für ihr Buch „The lords of the rings“ vom Polizeigericht Lausanne zu fünf Tagen Haft verurteilt.
1995, Januar: Die Perestroika des IOC ist gescheitert: Manager Andrew Napier wird entlassen. IOC-Generaldirektor Carrard: „Die IOC-Exekutive hat eine neue Struktur des Kommunikationswesens beschlossen, in der die Abteilung Public Relations keinen Platz mehr hat.“
1995, Juni: Samaranch & Co. heben in einer Nacht- und-Nebel-Aktion das Alterslimit für IOC-Mitglieder auf 80 Jahre an – Samaranch bleibt damit weiter Präsident.
1995, August: IOC-Mitglied Primo Nebiolo erweist sich bei der Leichtathletik-WM in Göteborg als Kavalier. Einer kritischen schwedischen Journalistin entgegnet er statt einer Antwort: „Mit wie vielen Männern haben Sie in Ihrem Leben geschlafen?“
1995, September: Das IOC verordnet sich eine Frauenquote: Auf Beschluß der Exekutive soll der Frauenanteil bis zum Jahre 2005 zwanzig Prozent betragen. Am Beschlußtag sind nur sieben von 106 IOC-Mitgliedern weiblichen Geschlechts.
1995, November: Das mächtige IOC-Mitglied João Havelange läßt sich vom nigerianischen Diktator Abacha mit einem Orden schmücken und verspricht Nigeria die Ausrichtung der Fußball-Jugend-WM 1997. Einen Tag später läßt Abacha neun Bürgerrechtler ermorden.
1995, November: Fast zeitgleich spricht IOC-Präsident Samaranch vor der UN-Vollversammlung in New York und lobt die Vereinten Nationen für die Herausgabe von Sonderbriefmarken anläßlich der Olympischen Spiele 1996.
1995, Dezember: Havelange hatte zuviel versprochen: Die Junioren-WM im Fußball wird an Malaysia vergeben.
1995, Dezember: Ein Funktionär des Schwimm-Weltverbandes erklärt den Kampf gegen Chinas Doper für vergebens: Das Land sei einfach zu groß.
1996, August: Auf seiner Abschlußpressekonferenz lobt IOC-Präsident Samaranch die Coca-Cola-Spiele in Atlanta völlig überraschend als „the best Olympics ever“. Jens Weinreich
(Die ersten Teile der „etwas anderen Chronik des IOC“ sind am am 6., 9., 10. und 11. April erschienen)
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