1 vor 2000

■ An Weihnachten und Sylvester geben sich die Clubs traditionsbewußt

Seit einigen Tagen herrscht ja ein kleiner Ausnahmezustand. Eine Weihnachtsfeier folgt auf die andere, und Kollegen, die zuvor noch nie ein Wort wechselten, trinken bierselig Brüderschaft über Abteilungen und Hackordnungen hinweg. Damit man in Feierlaune bleibt, haben sich die Clubbetreiber zwischen den Jahren an die altbewährte Kombination aus Tradition und Innovation gehalten. Gleich nach der Bescherung beschenkt Fat Back Sound im Mojo (22 Uhr) alle Headz der Stadt mit gepfefferten Soundscapes.

Tags darauf beweist eine Institution zum wiederholten Mal, daß allein Soul die notwendige Feierlichkeit aufkommen läßt. Beim Soul Allnighter im Kir (22 Uhr) werden die DJs Leif Nüske und Ulf Reh wie immer zwischen den frühen Supremes (Foto) und der späten Aretha Franklin vermitteln. French Cut ist Pflicht! Danach wird im Westwerk (23 Uhr) Mystik auf eine ganz andere Weise definiert. Das heimische Lovetank Soundsystem hat sich unter dem Motto Natural Mystic drei Vokalisten aus London geladen. Während Mystik Dan und K.C. da Rookee am Mikro Ragga und HipHop mischt, fröhnt Doc Weedy dem Yardstyle.

Am Breaking Point (0 Uhr) läßt es das Mojo Collective (Oliver Korthals und Christian Kusulis) mit Latin und Acid Jazz gewohnt ruhig angehen, bis das Berliner Breakdance-Trio Battle Squad der Sache einen neuen Headspin geben wird. Das Fundbüreau huldigt auch an Sylvester avancierten Elektronikas. Unter dem Motto Shiki – was auf japanisch soviel wie Zeremonie und Feier, aber auch Methode heißt – entwickelt Feiern Methode. Den „Tanz der Moleküle“ zelebrieren die DJs Olli (Beatbox 2000), Kriz und Gerald (Basement), Cola (Radio Loud And Clear) sowie Beat-head Hans (Cubic). Ferner zeigt das Su-Team genau 365 Dias zum ausklingenden Jahr.

In der Markthalle kann man den Jahrtausendwechsel gar nicht mehr erwarten. Bei 1 vor 2000 läßt man schon jetzt auf vier Floors die Musikgeschichte aus drei Jahrzehnten Revue passieren: von „I like It“ bis „Tainted Love“. Mit altbewährten Soulmovern verliert sich Spellbound in diesem Jahr im Molotow (22 Uhr) in den 60er und 70er Jahren, während sich die Flora auf drei Floors eindeutig zu den 90ern, zu zeitgemäßen Elektronikas, bekennt. Wie gesagt, ein kleiner Ausnahmezustand. vom