■ Kommentar: 1 : 0 für die GEW
So, das war nun nichts. Die Zwangsgeldverfügung der Schulbehörde hat keinerlei Wirkung gezeigt. Wie gestern für ganz Hamburg sichtbar wurde, ist die Stimmung in den hanseatischen Lehrerkollegien tatsächlich auf 180, die Lehrergewerkschaft übertreibt also nicht mit ihren immer wiederkehrenden Mahnungen. Und auch die Schüler waren zahlreich vertreten, mahnten an, daß sie ernstgenommen werden wollen.
Die Schulsenatorin betreibt ein seltsames Spiel. Ihr Umgang mit Lehrern und Schülern besteht aus einer schwer verdaulichen Mischung aus autoritärem Gebaren und dem Wunsch, Sparmaßnahmen ganz demokratisch auszudiskutieren. Letzteres setzt die Einschätzung voraus, daß auch sonst die Güterverteilung in dieser Gesellschaft gerecht sei. Unterstellen wir Frau Raab, daß sie im Senat für ihr Ressort kämpft, mehr als ihr Genosse Leo Hajen; die von ihr zugleich nach Außen zur Schau gestellte Senatssolidarität ist für die Betroffenen schwer erträglich.
Raab hat der GEW „Desinformation“ vorgeworfen, weil diese Sparvorschläge addiere, die alternativ gemeint seien. Nur: Gleichzeitig verkündet ein Oberschulrat öffentlich, es gelte in der Behörde als unvermeidliche Vorgabe, bis 1997 900 bis 950 Stellen zu sparen. Zahlen, die nur durch Addition von Sparmaßnahmen erzielt werden können.
Ernstnehmen bedeutet, den Betroffenen die Chance zu geben, gegen Maßnahmen rechtzeitig zu protestieren. Und nicht erst dann, wenn die Abschaffung ganzer Bildungswege längst „beschlossene Sache“ ist. Das ist doch ganz einfach, Frau Raab. Kaija Kutter
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