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0190 – Bremen, hallo

■ Call-Center-City feiert sich selbst

Mmmhh – lecker schmeckte sie: Rechteckig in Marzipanbeige, mit Orangenmarmelade gefüllt, obendrauf ein rotes Marzipan-Telefon in Lebensgröße. Auf dem zuckersüßen Display stand in krakeliger Schokoladenschrift: BIG – für Bremer Investitions-Gesellschaft. Gerhard Rippke errötete im Blitzlichtgewitter. „Überraschung“ hieß es für den Geschäftsführer von Bremens 50. Call-Center „Algo Vision“, als ihm die BIG-ManagerInnen Erika Becker und Thomas Diehl die Jubiläumstorte überreichten. Für Bremen hatten die Wirtschaftsförderer den Titel „Call Center City“ patentieren lassen.

Warum Bremen? Die schlechte wirtschaftliche Lage ist für Call-Center optimal: miedrige Mieten und Löhne, viele Arbeitslose. Dazu kommen die sprachlichen Vorzüge der norddeutschen Hanseaten: Sie verfügten über passable Fremdsprachenkenntnisse und sprechen ein sauberes Hochdeutsch, so Becker. Schön. Die Unternehmensberatung McKinsey empfahl allerdings schon vor drei Jahren, dass eine Region mit „einer großen Hochschule mit einer besonderen Stärke in der Software- und Telekommunikationsentwicklung“ anders vorgehen müsse als eine, die mit preiswerten Arbeitskräften für die Ansiedlung von Call-Centern wirbt. momo

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