„... die Stärksten nach vorn“

KRIEG Die Diakonie informiert über Hilfsangebote für Menschen aus Syrien und dem Irak

49, ist beim Diakonischen Werk Bremen Beauftrage der Diakonie-Katastrophenhilfe.

taz: Frau Hesse, welche Katastrophenhilfe ist die richtige?

Angela Hesse: Die von passenden Organisationen und Partnern, die möglichst schon langjährig vor Ort und gut vernetzt sind.

Und welche Form der Hilfe bieten Sie an?

Uns geht es um eine langfristige Hilfe. Wir transportieren keine Güter aus Deutschland, sondern achten darauf, dass die Dinge vor Ort gekauft werden. Wir helfen den Menschen, die nicht in einem Camp sind, sondern denen, die unterwegs sind. In den Camps sind die Menschen wenigstens einigermaßen versorgt, außerhalb ist es sehr schlimm.

Wie finden Sie denn die Menschen?

Im Irak ist es beispielsweise so, dass viele Menschen sich auf Grundstücken zusammenfinden, wo jemand gerade neue Häuser baut. Vom Grundstücksbesitzer werden sie in der Regel erst einmal versorgt, aber wenn er das nicht mehr schafft, nimmt er Kontakt zu unserem lokalen Partner „Reach“ auf – der ist vor Ort bekannt und kann auch einfach per Suche im Internet gefunden werden.

Und dann?

Dann bekommen die Leute Kleidung, Decken oder Matratzen oder Gutscheine. Das Gutscheinsystem funktioniert in der Türkei bereits sehr gut: Die Menschen können sich so bei Einzelhändlern genau die Dinge geben lassen, die sie brauchen. Und sie kommen an die Dinge so vor allem auch heran.

Was spricht gegen Hilfsgütertransporte?

Gerade dort drängen sich oft die Stärksten nach vorn, manchmal sind das sogar Menschen, die gar nicht bedürftig sind. Gerade die Schwächsten bleiben da oft auf der Strecke, alleinstehende Frauen mit Kindern zum Beispiel.

Sie haben aus der Türkei und dem Irak berichtet – wie ist die Situation in Syrien?

Dort arbeiten wir eng mit der orthodoxen Kirche zusammen, die dort sehr gut vernetzt ist. Genau wie die jesidische Gemeinde Bremen, die heute gemeinsam mit uns den Abend veranstaltet, ist es ihnen wichtig, dass alle Entrechteten Hilfe bekommen müssen, unabhängig von ihrer Religion. Und wir können uns bei ihnen darauf verlassen, dass Spendengelder nicht in Waffen investiert werden.

Ist die Hilfe der Diakonie denn unabhängig? Schließlich ist die evangelische Kirche ja ihr Träger ...

Die Katastrophenhilfe der Diakonie lässt sich vor keinen Karren spannen.  INTERVIEW: SCHN

18 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus