: ■ Zum Wochenend
Erinnern Sie sich? Kurz vor Weihnachten war's, da schenkten wir Ihnen was: einen Wunschzettel, wo wir Sie darum baten, uns Ihre Meinung über die Kulturseite der taz bremen mitzuteilen.
Ihre Zuneigung hat uns überwältigt (eine genaue Auswertung folgt noch!). Sie lieben uns, wissen wir nun. Was sich gut trifft, hegen wir in unseren drei Kultur-Busen doch ganz ähnliche Gefühle für Sie. Doch, o weh! Die werte Leserin Frau Jutta B. versetzte uns mit ihrer Wunschzettel-Antwort einen harten Schlag. „Faselt nicht so viel (Kutipps zum Wochenend!), sondern informiert uns ausgewogen“, schleuderte sie uns darin ungebremst entgegen.
Liebe Frau Jutta B., zunächst: faseln – was für ein böses Wort. Faseln wir? Oder ist es nicht eher so, dass wir fabulieren, Wörter in lustig-bunte Seifenblasen verwandeln, die sich luftig schwebend auf den Weg zu Ihrer Netzhaut begeben und dort mit einem sanften Blub zerspringen? Woraufhin Ihnen die verdammte Seifenlauge das ganze Wochenende über wie blöd im Auge brennt?
Und dann: Ist es nicht so, dass in dieser alltäglichen taz-Flut an knallhart recherchierten Hardfact-Texten, in dieser Lawine an wichtigen Informationen, unverzichtbaren Kommentaren und lebensnotwendigen Analysen unsere kleine Kolumne ein entspannendes Eiland der Sinnfreiheit ist, ein Hort des skurrilen Nonsens, ja ein letztes Refugium, in dem selbst der flacheste Witz, ungeachtet seiner Religionszugehörigkeit und Hautfarbe, Schutz und Zuflucht findet? Ist es nicht eher so, Frau Jutta B.? Oder wenigstens so ähnlich?
Gut, so ähnlich also. Und weil das so ähnlich ist, lesen Sie und all die anderen Kutipps-LeserInnen nur an dieser Stelle und nirgends anders, dass der hochseriöse Nachrichtendienst dpa soeben meldet: „Gott hatte nach Kritik im eigenen Land seinen Expo-Auftritt für Tschechien abgesagt“.
Jetzt sind sie baff, werte Frau Jutta B., was? Da macht ein umtriebiger Journalist die sen-sa-tio-nelle Entdeckung, dass Gott Tscheche ist und seine seit Jahrtausenden ersehnte Rückkehr unter dem Tarnnamen goldene Stimme von Prag ausgerechnet in Hannover geplant hatte, und alle anderen verschweigen Ihnen diese brisante Information.
Wir aber nicht. Mehr noch: Der dpa-Kollege hat außerdem herausgefunden, dass die offizielle Hymne der ChristInnen „Vater unser“ heimlich ersetzt wurde durch die „inoffizielle Hymne aller Gott-Fans“, die da lautet: „Das Biene Maja-Lied“!
Gott ist also nicht tot. ER ist sogar fröhlich. Und singt. Aber nicht Gott, sondern taz-Kutipps sei Dank wissen das nun auch Sie, Sie kleine, süße, freche Biene Jutta B. Und wir raten Ihnen: Lassen Sie ab von Ihrem Irrglauben mit Blick auf die Kutipps. Tun Sie Buße. Lesen Sie zukünftig nichts anderes mehr. Denn schreiben wir auch nur ein Wort, so wird Ihre Seele gesund. Und alles wird gut. Amen. taz
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