: ... Nordkorea ein neuer Diktator
Allen Mutmaßungen über den Tod des greisen nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il zum Trotz hat er sich mit absoluter Parlamentsmehrheit wieder in seinem Amt bestätigen lassen.
Als Leiter der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments hat der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il seine ungebrochene Machtposition demonstriert. Die Abgeordneten wählten ihn am Donnerstag erneut zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsausschusses, was ihn laut Verfassung zum mächtigsten Mann in dem abgeschotteten kommunistischen Staat macht. Bei seiner Ankunft im Parlament von Pjöngjang wurde der 67-Jährige mit Ovationen begrüßt.
Es war der erste bedeutende Auftritt Kims seit vergangenem August. Damals soll er laut südkoreanischen und amerikanischen Berichten einen Schlaganfall erlitten haben. In den folgenden Monaten wurde er nur selten und auch nur bei nachrangigen Anlässen in der Öffentlichkeit gesehen, was den Spekulationen über seinen Gesundheitszustand weiteren Auftrieb verlieh. Die Regierung in Pjöngjang hat indessen zurückgewiesen, dass ihr Staatschef jemals krank gewesen sei.
Bei der Parlamentseröffnung am Donnerstag wirkte Kim stark gealtert und dünner als vor einem Jahr. Er hinkte leicht, doch präsentierte er sich als uneingeschränkter Führer. Die Abgeordneten huldigten ihm gemäß dem üblichen Personenkult und priesen zugleich "den historischen Start" einer neuen Langstreckenrakete am vergangenen Sonntag.
Dieser Raketenstart der Atommacht Nordkorea hat in den Nachbarländern sowie im Westen heftige Proteste ausgelöst. Japan erweiterte am Freitag seine Sanktionen gegen Pjöngjang und verlängerte die bereits bestehenden Strafmaßnahmen um ein Jahr. Die Beratungen im Weltsicherheitsrat über etwaige Sanktionen stecken unterdessen weiter in einer Sackgasse. Ein Treffen der fünf Vetomächte am UN-Sitz in New York endete am Donnerstagabend nach 45 Minuten ergebnislos.
Während der Parlamentssitzung in Pjöngjang wurde Kims Schwager Jang Song Thaek in den Nationalen Verteidigungsausschuss berufen. Beobachter werteten dies als Hinweis, dass Sang künftig eine stärkere politische Rolle spielen könnte. Als bemerkenswert galt ferner, dass ein Antrag zur Verfassungsänderung eingebracht wurde. Einzelheiten wurden zwar nicht bekanntgegeben, doch hatte eine Verfassungsänderung 1990 den Weg für Kim geebnet, seinem 1994 verstorbenen Vater Kim Il Sung nachzufolgen. Allerdings errang keiner der drei Söhne Kims bei der Wahl im März ein Parlamentsmandat, so dass deren künftiger politischer Einfluss fraglich bleibt. (Quelle: ap)
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