… GRACE KELLYS SOHN, ALBERT II. VON MONACO? : Ausbrechen und Berlin besuchen
In einer der aufschlussreichsten Szenen ihres letzten Films „Die oberen Zehntausend“ kommt Grace Kelly als schöne Reiche Daisy Cord an den Frühstückstisch. Es ist ihr Hochzeitstag. Aber sie hat einen Kater und ein schlechtes Gewissen. Denn in der Nacht zuvor kam es zu einer Romanze mit Klatschreporter Marc (Frank Sinatra). Sie weiß nicht mehr, ob sie den langweiligen George wirklich heiraten soll – oder doch wieder ihren Exmann, einen windigen Schlagerkomponisten (Bing Crosby). Also blinzelt sie erst einmal in die Sonne. Und dann murmelt sie: „Guten Morgen, Familie.“
Diese Szene ist nicht nur eine der charmantesten, sondern auch der vielsagendsten der Filmgeschichte. Denn sie wirkt wie eine geradezu unheimlich genaue Prognose dessen, was Grace Kelly bevorstand – und was sie an ihre Kinder weitervererbt zu haben scheint. Es ist die Sehnsucht nach Ausbruch, die sie immer umgetrieben hat. Filmstar und Stilikone Kelly war Tochter eines Maurers. Er hatte sich zum Bauunternehmer hoch gearbeitet, litt aber darunter, dass ihm die Aufnahme in die elitären Kreise der Gesellschaft Philadelphias verwehrt blieb. Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten von „Die oberen Zehntausend“ heiratete Grace Kelly Fürst Rainier III. von Monaco. Sie kehrte nie wieder ins Filmgeschäft zurück. Bis an ihr tragisches Lebensende durch eine Autounfall war sie mit Repräsentieren beschäftigt und sagte einmal, dass sie nicht nach Glück suche, aber darum umso zufriedener sei. Grace Kellys Töchter Caroline und Stéphanie brachen dann in umgekehrter Richtung aus, eröffneten einen Jeansladen, versuchten sich als Popsängerin, ließen sich auf Playboys, Schauspielersöhne, Leibwächter und Zirkusdirektoren ein.
Und wie erging es Grace Kellys Sohn Albert, der heute Berlin besucht? Albert II., seit dem Tod seines Vaters Rainer III. Fürst von Monaco, hat sich ebenfalls stark in wildem Leben probiert. Er versuchte sich als Bobfahrer und Teilnehmer einer Nordpolexpedition, zeugte ein uneheliches Kind mit der früheren Serviererin Tamara Jean Rotolo und ein weiteres mit der ehemaligen Flugbegleiterin Nicole Coste. Vor einem Jahr heiratete er die 20 Jahre jüngere Olympiaschwimmerin Charlène Wittstock, die auf den meisten Fotos, die man googeln kann, eher unglücklich dreinschaut. Die Monegassen, so die Klatschpresse, warten seit einem Jahr ungeduldig auf Charlènes Schwangerschaft.
Aber was will das Fürstenpaar nun in Berlin? Neben einem Dinner im Schloss Bellevue mit Bundespräsident Joachim Gauck und einer Spree-Rundfahrt mit Außenminister Guido Westerwelle will sich Albert am Vormittag mit Finanzminister Wolfgang Schäuble treffen. Sie werden allerdings über unglamouröse Themen sprechen, die früher brisant gewesen sein mögen. Heute spielen sie keine Rolle mehr, denn Monaco ist wegen eines Steuerinformationsabkommens schon lange keine deutsche Steueroase mehr. SM
Foto: reuters