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 ■  Foto: Wolfram Steinber

„Bettelmarsch“ übers platte Land

200 Roma ziehen für ein „Bleiberecht“ von Dorf zu Dorf nach Bonn

„Je weiter wir von Bremen wegkommen, desto kooperativer sind die Behörden.“ Rudko Kawzcynski von der Hamburger „Roma und Cinti Union“ freut sich über die Bereitschaft der Bevölkerung, von Hilfsorganisationen und Ämtern, den „Bettelmarsch“ von inzwischen rund 200 Roma für ein „Bleiberecht“ vor Ort zu unterstützen. Gestern marschierten die heimatlosen Familien, denen in Bremen die Ausweisung angedroht worden war (vgl. zuletzt taz vom 28.4.), von Vechta nach Lohne.

Auf ihrem Weg nach Bonn wollen die Roma am Samstag in Osnabrück Station machen und ab 11 Uhr im Ledenhof eine Kundgebung abhalten. Inzwischen hat die „Roma und Cinti Union“ in einem Brief auch allen Botschaftern der EG -Nachbarstaaten die Situation der Flüchtlinge geschildert und angekündigt, daß der „Bettelmarsch“ für ein „Bleiberecht“ auch in ihre Länder führen werde, wenn die Roma in Bonn keinen Erfolg haben. Die EG hat ein „Niederlassungsrecht“ der de facto staatenlosen Roma beschlossen, das von der Bundesrepublik jedoch nicht eingehalten wird.

Auf ihrem Weg durch das niedersächsische platte Land über Syke, Goldenstedt und Vechta nach Lohne wurden die Roma vom Deutschen Roten Kreuz und „Malteser Hilfsdienst“ mit Essen versorgt, und die Gemeinden stellten Sporthallen oder andere Räume zur Übernachtung zur Verfügung. In Bremen waren die Roma dagegen sogar vom Marktplatz vertrieben worden, als sie versuchten, dort Zelte für die Nacht aufzuschlagen.

„Auch aus der Bevölkerung bekommen wir immer wieder Lebensmittel und Kleiderspenden“, sagte Rudko Kawzcynski gestern. Völlig ohne Resonanz blieben dagegen bislang die Appelle an die offiziellen Stellen. Weder aus Bremen noch aus Hannover oder Bonn bekamen die Roma-Flüchtlinge positive Nachricht auf ihre Forderung nach einem „Bleiberecht“.

Ase

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