… DIE EVANGELISCHE KIRCHE? : Kinder zu Bischöfen
Das sitzt sie nun also, die Stimme der Jugend der Stadt. Zumindest, wenn es nach der Evangelischen Landeskirche (EKBO) geht. Die vier neuen „Schülerbischöfe“ sind am Dienstag ins Büro des echten evangelischen Bischofs Markus Dröge geladen. Die Schülerbischöfe sollen an die Tradition der mittelalterlichen „Kinderbischöfe anknüpfen. Am Nikolaustag werden sie „geweiht“. Jetzt sollen sie aber erst einmal ihre Ziele für die knapp zweimonatige Amtszeit vorstellen.
Die jungen Würdenträger haben sich ein Projekt ausgedacht, das nicht unbedingt wie ein brennendes Anliegen Berliner Jugendlicher klingt: Stadtbegrünung. „Uns ist bei Exkursionen aufgefallen, dass Berlin zu wenig grün ist“, begründet Schülerbischof Hermann, 14 Jahre alt, die Idee. Das Konzept haben die vier mit ihrer Klasse erarbeitet, von der sie auch gewählt wurden. Der Klasse wiederum war die Aufgabe zugewiesen worden – „klingt böse, ist es aber nicht“, so Hermann. „Wir hätten ja auch ablehnen können.“
Der soziale Anstrich durfte aber nicht fehlen: Deshalb sollen nun Brachflächen im Bezirk Mitte gemeinsam mit Senioren und Vorschulkindern begrünt werden. Jung und Alt zusammenführen und Stadtkindern, die nur grauen Beton gewöhnt sind, die Natur näherbringen. „Schön“, findet Bischof Dröge.
Um sicherzugehen, dass das Projekt nach ihrer Amtszeit weitergeht – und weil sich im Winter ohnehin nicht gut pflanzen lässt –, wollen die Schülerbischöfe noch ein Buch übers generationenübergreifende Gärtnern herausbringen. Damit wollen sie andere zum Mitmachen bewegen.
Ihre Sorge um die eigene Initiative scheint berechtigt. Das Projekt „Ein Kind, ein Buch“ für benachteiligte Schulkinder der Schülerbischöfe von 2010 ist mittlerweile laut Hermann wegen Organisationsproblemen eingeschlafen. Auch bei ihrem Stadtbegrünungsvorhaben hat zumindest Bischöfin Caro Zweifel: „Klar wird nicht die gesamte Jugend Berlins denken: Was für ein Superprojekt!“, sagt sie, „aber alle repräsentieren geht ja eh nicht.“ Recht hat sie, auch wenn man bedenkt, dass die vier – die übrigens keine Bischofskleidung tragen müssen – alle die Evangelische Schule Berlin Zentrum besuchen. Fraglich, ob christliche Privatschüler mit einem zwar netten, aber eher jugendfernen Projekt tatsächlich als Stimme der Jugend Berlins fungieren können. Oder ob das Ganze nicht doch eine Wunschvorstellung und PR-Aktion der Evangelischen Kirche bleiben wird. MKE
Foto: Manfred Krause