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taz panter stiftung

Klimajournalismus in der MENA-Region taz Panter wird Grün

Arabisch! Feministisch! Klima! 25 Journalistinnen aus 16 arabischsprachigen Ländern berichten gemeinsam zwei Jahre lang über die Klimakrise in ihrer Heimat. Willkommen zu Green Panter, dem neuen Projekt der taz Panter Stiftung.

Khuloud Alamiry, eine Klimajournalistin aus dem Irak, Bagdad

taz Panter Stiftung|Der Mittlere Osten und Nordafrika gehören zu den durch die Klimakrise am stärksten gefährdeten Regionen der Welt. Durch die Folgen der Klimakrise erwärmt sich die Gegend im Durchschnitt doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Schätzungen gehen davon aus, dass Teile der Region bereits im Jahr 2050 unbewohnbar sind. Mit weitreichenden Folgen für die Menschen vor Ort, aber auch für die Weltgemeinschaft.

Die Berichterstattung in den betroffenen Ländern, aber auch die hierzulande, bildet die Dringlichkeit des Themas allerdings in keiner Form ab. In den kommenden zwei Jahren will die taz Panter Stiftung dazu beitragen dies zu ändern und bietet für 25 Journalistinnen aus 16 arabischsprachigen Ländern eine Workshop-Reihe an, die das Ziel hat, die Klimaberichterstattung nachhaltig zu verbessern.

Dass das Projekt „Green Panter“ damit ganz offensichtlich einen Nerv getroffen hat, zeigt sich allein schon an der Zahl der Bewerberinnen, die an der Fortbildung teilnehmen wollten. Insgesamt haben sich rund 330 Journalistinnen beworben. Und zwar aus folgenden Ländern: Algerien, Ägypten, Irak, Jordanien, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Sudan, Tunesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Wie hängen die Klimakrise und Kriege zusammen?

Ausgewählt von einer internationalen Jury von Klimajournalistinnen und Expertinnen werden sich die 25 ausgewählten Teilnehmerinnen im November in Kairo treffen und dort gemeinsam mit Journalistinnen der taz und Vertreterinnen der taz Panter Stiftung das Programm für die kommenden zwei Jahre entwickeln. Die großen Fragen, um die es gehen wird, sind klar: Wie hängen die Klimakrise und kriegerische Konflikte zusammen? Wie steht es um die Energieversorgung? Wie lässt sich die Umweltverschmutzung vermeiden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Klimakrise und Flucht und Vertreibung? Vor allem aber: Wie begeistert man das Publikum in der arabischen Welt und in Deutschland und anderen westlichen Ländern mehr für diese Themen? Veröffentlicht werden die Beiträge der Journalistinnen sowohl in pan-arabischen und lokalen Medienhäusern als auch in der taz.

Green Panter baut dabei auf Erfahrungen auf, welche die taz Panter Stiftung in zwei vorherigen Projekten gemacht hat, bei denen Journalistinnen aus dem Irak, dem Libanon und Syrien gefördert wurden. „Aus beiden Projekten sind vor Ort Initiativen und Verbände entstanden, die bis heute unabhängig von uns weiter Journalistinnen fördern“, sagt Gemma Terés Arilla, Leiterin der taz Panter Stiftung und ergänzt: „Das hat uns Mut gemacht, zum ersten Mal in unserer Geschichte mit Journalistinnen aus fast allen Ländern der arabischen Welt zusammenzuarbeiten.“

Über zwei Jahre hinweg werden die Journalistinnen individuell online von einem speziell für „Green Panter“ zusammengestelltem Redaktionsteam, das zum größten Teil arabisch spricht, bei ihrer Arbeit an klimarelevanten Artikeln begleitet. Alle zwei Wochen treffen sich alle 25 Teilnehmerinnen bei Online-Konferenzen, zu denen internationale Klimaexpertinnen eingeladen werden und mögliche Kooperationen zwischen Journalistinnen unterschiedlicher Länder besprochen werden. Die besten Teilnehmerinnen werden am Ende des Projektes mit dem „Green Panter Award“ ausgezeichnet. „Green Panter ist definitiv eines der ambitioniertesten Vorhaben der Stiftung“, sagt Gemma Terés Arilla: „aber das ist gemeinsame Bewältigung der Klimakrise ja auch.“

Interview mit Khouloud Alamiry

taz: Frau Alamiry, warum ist es wichtig in der arabischsprachigen Welt ausgerechnet Journalistinnen zu unterstützen?

Khuloud Alamiry: Klimajournalismus wird weltweit vor allem von Frauen vorangetrieben. Das ist im arabischen Sprachraum nicht anders. Außerdem hatten unsere männlichen Kollegen lange genug das Sagen! Es wird Zeit, dass sich das ändert.

Hat sich daran denn schon etwas geändert?

Khuloud Alamiry: Allein, dass es im Irak, auch dank der Unterstützung der taz Panter Stiftung, mittlerweile einen Verband für Journalistinnen gibt, ist ein wichtiges Signal. Natürlich, in Führungspositionen sind meist noch männliche Kollegen. Umso wichtiger ist es, gezielt Journalistinnen fortzubilden, damit ihre Stimmen noch mehr gehört werden.

Eignet sich dafür die Berichterstattung besser als andere Themen?

Kholoud Alamiry ist Chefredakteurin der irakischen Online-Publikation Al Menassa. Beim Green Panter Projekt ist sie für die Vernetzung innerhalb der arabisch­sprachigen Medienlandschaft zuständig. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als Trainerin und Journalistin in der arabischen Welt.

Khuloud Alamiry: Ich denke schon, Frauen sind weltweit von der Klimakrise nicht nur ungleich stärker betroffen, sie können dank ihrer wichtigen Rolle im Ernährungs- und Agrarsektor auch Teil der Lösung sein. Journalistinnen können hier mit ihrer Berichterstattung einen Beitrag leisten, das drängendste Problem unserer Zeit anzugehen. Auch weil es für sie vielleicht leichter ist, Zugänge zu bekommen.

Was erhoffen Sie sich ganz persönlich von Green Panter?

Khuloud Alamiry: Ganz viele länderübergreifende Geschichten, die idealerweise Wege aufzeigen, was für Lösungen es gibt, die Klimakrise zu meistern. Die Möglichkeit sich zwei Jahre mit Kolleginnen aus 16 anderen Ländern auszutauschen ist dafür eine einmalige Chance.

Sven Recker leitet das Projekt "Green Panter" gemeinsam mit der Journalistin Petra Bornhöft. Im Auftrag der taz Panter Stiftung fördern sie zusammen seit 2020 Journalistinnen aus dem Mittleren Osten.