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Neuer Termin: 19. – 29. September 2024

Togo - Migration aus afrikanischer Sicht

  • Lomé – Aného – Sokodé – Kpalimé – Lomé
  • 2.670 € (DZ/HP/ohne Flug)
  • Veranstalter: Ventus Reisen, Berlin

Reiseleitung: Christian Jakob (taz-Redakteur) und Emmanuel Noglo

Seitdem immer mehr Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa kommen, ist Afrika ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Das war keineswegs immer so. Im Jahr 2004 widmete die Unesco Afrika eine Tagung unter dem Titel: „Der vergessene Kontinent“. Damals war das fast ein Synonym für Afrika. Inzwischen geben sich Vertreter der EU-Länder in Afrika die Klinke in die Hand.

Programm

Hier finden Sie das Programm dieser Reise


1. Tag

Individuelle Anreise nach Lomé.

Gut geeignete Flugverbindungen von verschiedenen deutschen Städten nach Lomé werden von Air France (über Paris) und von Brussels Airlines (über Brüssel) angeboten (aber es gibt natürlich auch andere). Wir können einen Transfer vom Flughafen zum Hotel für den Flug SN 277 der Brussels Airlines (Ankunft in Lomé gegen 19 Uhr) sowie für den Flug AF 306 der Air France (Ankunft gegen 17 Uhr) anbieten.

Beim Abendessen lernt sich die Reisegruppe kennen und der Reiseleiter erläutert das Programm der nächsten Tage.

2. Tag

Lomé, an der Küste des Golfes von Guinea gelegen, ist die Hauptstadt von Togo. Das Land gehörte seit Mitte der 1880er Jahre unter der Bezeichnung Togoland zum Kolonialgebiet des Deutschen Reiches. 1897 verlegte die deutsche Kolonialverwaltung ihren Sitz nach Lomé, das sich danach auch zum Handels- und Verkehrszentrum Togos entwickelte.

In der Altstadt befinden sich noch viele Bauten aus der deutschen Kolonialzeit, etwa der Gouverneurspalast oder die neugotische Kathedrale. Am ersten Tag werden uns die Reste der deutschen Kolonialherrschaft bei einem Stadtrundgang ins Auge fallen.

Togo ist heute Mitglied der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS. In dieser Region befinden sich die wichtigsten Herkunftsländer für irreguläre Migration nach Europa. Seit einiger Zeit versucht die EU deshalb, in diesen Staaten zu intervenieren, um Migrations-bewegungen möglichst frühzeitig zu stoppen.

Diese Entwicklung wird seit 2014 vom West African Observatory on Migrations (WOM) beobachtet und dokumentiert. Es handelt sich um eine Dachorganisation migrations-politischer Initiativen und NGOs in Westafrika. Wir treffen Vertreter der Organisation im WOM-Büro zu einem Gespräch über Europas neue Migrationspolitik in Afrika.

Abendessen in einem Restaurant und Übernachtung in Lomé.

3. Tag

Die deutsche Kolonialherrschaft im Togo begann nicht in Lomé, sondern in einer weiter östlich gelegenen Region an der Küste. In den Jahren nach dem Protektoratsvertrag von 1884 etablierte sich die deutsche Administration hier im Dorf Zébé, auf dem Plateau hinter der Lagune von Aného. Dort eröffneten die Deutschen ein etwa ein Quadratkilometer großes „Regierungsviertel“. Dort entstand auch eine Schule, in der unter anderem „boys“, die die Kolonialisten als „Haushaltssklaven“ gekauft hatten, unterrichtet wurden. Wir besichtigen die Reste der deutschen Gebäude in Aného.

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug zum ersten Verwaltungssitz des deutschen Kolonialreiches, in das Dorf Zébé, und weiter in die Phosphat-Region des Landes. Togos wichtigste Exportware war und ist Phosphat, das unter anderem zur Herstellung von Munition und Bomben benötigt wird. Die Kolonialverwaltungen Frankreichs und Deutschlands waren darauf ausgerichtet, Phosphat und landwirtschaftliche Produkte wie Kakao, Kaffee und Baumwolle in die Mutterländer liefern zu können.

Sieben Jahre nach der Unabhängigkeit 1967, putschte sich General Eyadéma an die Macht. Bis in die 70er Jahre hinein ermöglichten die steigenden Weltmarktpreise für Phosphat einen relativen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Deviseneinnahmen. Diese Einnahmen wurden dafür verbraucht, die Machtposition Eyadémas zu erhalten und zu stabilisieren.

Bis heute ist der Phosphatabbau in der Region zwischen Aneho und Lome Gegenstand von Auseinandersetzungen, vor allem wegen der Enteignung von Land. Abends Rückkehr nach Lomé, Abendessen in einem Restaurant und Übernachtung.

4. Tag

Am Vormittag bleiben wir in Lomé und treffen das Collectif des Associations Contre l'Impunité au Togo, das Komitee gegen Straflosigkeit, den wichtigsten Dachverband togoischer Menschenrechtsorganisationen in Lomé; Thema ist die politische Situation. Togo ist einer der kleinsten Staaten Afrikas und gleichzeitig die älteste Diktatur. Gnassingbe Eyedema herrschte fast 50 Jahre, nach seinem Tod 2005 riss sein Sohn Faure die Macht an sich. Es gibt eine Opposition im Land, die zunehmend immer dann verfolgt wird, wenn so genannte Wahlen anstehen; die nächsten sind 2020 geplant.

Gegen Mittag verlassen wir Lomé und fahren rund 350 km vorbei an Kaffee- und anderen Plantagen nach Norden bis Sokodé. Ankunft am späten Nachmittag; vor dem Abendessen wird noch Zeit für einen Spaziergang in der Umgebung unseres Hotels bleiben, um einen ersten Eindruck von dieser zweitgrößten Stadt Togos zu erhalten.

5. Tag

Sei es aus Flucht vor der Diktatur oder zur Arbeitssuche im Ex-Kolonialstaat Frankreich: Schätzungen zufolge leben 1,5 Millionen Togoer im Exil. Viele wurden und werden aus Europa wieder abgeschoben. Für sie bedeutet das oft das Ende eines Traumes, ihrer Lebenspläne oder der Möglichkeit die Familie zu unterstützen.

Seit einigen Jahren haben sich aus Europa Abgeschobene in Togo in der NGO Association Togolaise des Expulsés (ATE) zusammengeschlossen. Die arbeitet eng mit einem Netzwerk in Deutschland zusammen: Afrique-Europe-Interact. Gemeinsam versuchen sie, die Lage von Menschen vor und nach einer Abschiebung zu verbessern. Wir treffen VertreterInnen der ATE in Sokodé, einer Region, aus der traditionell viele Menschen emigrieren und daher viele Familien Verbindungen zu Freunden und Angehörigen in Deutschland und anderen Ländern Europas unterhalten.

6. Tag

Morgens fahren wir zurück in den Süden des Landes, zunächst auf der Nationalstraße nach Lomé, der großen Nord-Süd-Achse des Landes, doch hinter Notsé biegen wir nach Westen ab in die Bergregion an der Grenze zu Ghana. Vorbei am höchsten Berg Togos, dem Mount Agou, geht die Fahrt in die Stadt Kpalimé, wo wir zum Abendessen ankommen. In Kpalimé werden wir auch übernachten.

7. Tag

Kpalimé ist die viertgrößte Stadt Togos. Wegen des Klimas und der Berglandschaft ist ihr Umland ein beliebtes Urlaubsziel.

Am Vormittag besuchen wir ein Künstlerdorf in der Umgebung, wo mit Hilfe der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GiZ nachhaltige ökologische Entwicklung und Tourismus miteinander vereinbart werden soll. Wir besichtigen Kakao- und Kaffeeplantagen, lernen Heilpflanzen und die Flora des Regenwaldes kennen. Danach spazieren wir durch bewaldete Hänge zu den berühmten, schattigen Wasserfällen. Anschließend fahren wir zum südöstlich der Stadt gelegenen Mont Agou, der mit einer Höhe von 986 Metern der höchste Berg Togos ist. Den Nachmittag können wir zur Erholung oder zur individuellen Erkundung von Kpalimé nutzen.

Am Abend steht natürlich ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm. Auch heute übernachten wir in Kpalimé.

8. Tag

Am Morgen geht es nach Lomé zurück. Wir checken wieder im Hotel in der Nähe der Altstadt ein. Nun beschäftigen wir uns mit der sozialen und politischen Situation des Landes. Wir treffen einen Vertreter der Demokratiebewegung und sprechen mit ihm über die Bedeutung von Wahlen und die Forderung nach einem Wechsel an der Staatsspitze, nach über 53 Jahren Herrschaft einer einzigen Familie.

9. Tag

In den Jahrzehnten der Diktatur wurden oppositionelle Parteien immer wieder vom Regime verfolgt. Am Morgen besuchen wir das Büro einer der Parteien, die sich in einem Bündnis für einen demokratischen Wechsel in Togo zusammengeschlossen haben.

Nach der Mittagspause können Sie die geschäftige Altstadt von Lomé individuell erkunden.

10. Tag

Der letzte Tag der Reise. Am Vormittag schlägt der Reiseleiter den Besuch des bekannten Fetisch-Marktes („Voodoo-Markt“) vor – doch das ist nur eine Option, bis zum Nachmittag können Sie den Tag für individuelle Interessen nutzen und von Togo Abschied nehmen.

Gegen 16 Uhr wird es ein frühes Abendessen geben, bei dem die Reisegruppe Gelegenheit hat, sich über die Eindrücke und Erlebnisse während der Reise auszutauschen. Danach bieten wir einen Transfer zum Flughafen: gegen 20: 00 Uhr startet der Rückflug mit Air France, eine Stunde später der Brussels Airline-Flug.

11. Tag

Alle Flugverbindungen mit Brussels Airlines und mit Air France erreichen verschiedene Städte Deutschlands zwischen 9 und 11 Uhr, individuelle Weiterreise zu den Wohnorten.


Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich.
Stand: 15.10.2023

Bei der Einreise nach Togo ist eine Gelbfieber-Impfung erforderlich.

Das Interesse an Afrika ist in Europa in den vergangenen Jahren neu erwacht. Mit milliardenschweren Programm zur "Fluchtursachenbekämpfung", zur "grünen Transformation", zur Digitalisierung und Sicherheitszusammenarbeit bietet sich die EU dem südlichen Nachbarkontinent als Partner an – und konkurriert dabei zunehmend mit den "neuen Gebern": China, Russland, der Türkei und Indien.

Wie in der Kolonialzeit sind auch heute europäische Interessen dabei maßgeblich: Der Zugang zu Absatzmärkten und Rohstoffen, die Bekämpfung des Dschihad – und die Kontrolle der irregulären Migration. Auch im Angesicht der Klimakrise hat dieses Thema seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts für Europa höchste Priorität.

Doch welche Rolle spielt Migration für die Menschen und die Transit- Herkunftsländer in Afrika? Wie sehen kritische Stimmen in Afrika die EU-Migrationspolitik? Am Beispiel Togo ermöglicht diese taz-Reise, die Sicht afrikanischer Expert:innen und Betroffener darauf vor Ort kennenzulernen.

In der Region von Sokodé. Archiv

In Togo wie in anderen westafrikanischen Ländern gehört grenzüberschreitende Arbeitsmigration entlang traditioneller Händlerrouten seit Jahrhunderten zum Wirtschaftsleben der Menschen. Doch die EU versucht, diese Routen zu kontrollieren – mit weitreichenden Folgen für die Mobilität in der Region.

Die Reise beginnt in Togos Hauptstadt Lomé an der Küste und führt Sie durch ein Land mit einer Vielfalt von Ethnien und Kulturen. Wir besuchen die Zentralregion (Sokodé), wo der Regenwald in die Savanne übergeht, und die Bergregion um Kpalimé an der Grenze zu Ghana.

Wir treffen NGOs wie die Association Togolaise des Expulsés in Sokodé, ein zivilgesellschaftlicher Verband von aus Europa abgeschobenen Migrant:innen aus Togo. In Lomé besuchen wir das „West African Observatory on Migration“, ein NGO-Netzwerk, das in mehreren westafrikanischen Ländern tätig ist.

Mit ihnen und anderen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft sprechen wir darüber, warum junge Männer das Land verlassen, um durch die Sahara und über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. In diesem Kontext sprechen wir auch über die Beziehungen der EU nach Westafrika, ihre Strategie, die Folgen ihrer Interventionen und ihre Wahrnehmung vor Ort, auch vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie, der Impfstoff-Politik und der Ukraine-Krise.

Wasserfall in den Bergen bei Kpalimé im Westen Togos Archiv

Ein zweiter Themenstrang ist die Lage vor Ort. Denn Togo regiert seit 1967 ohne Unterbrechung eine einzige Familie. Bis 2005 war Eyedema Gnasssingbé Präsident, seit 2005 dessen Sohn Faure. Seit langem gibt es eine Demokratiebewegung, die das Ende dieser Clan-Herrschaft und eine Demokratisierung fordert – und dabei zunehmend Repression ausgesetzt ist.

Schließlich werden wir uns vor Ort mit den Spuren der deutschen Kolonialgeschichte befassen. Denn schon 1884 wurde Togo als "Schutzgebiet" Kolonie des deutschen Kaiserreichs.

Friseursalon 'Gott ist Liebe' Foto Heide Mutscheler
Christian Jakob / Foto: Kathrin Windhorst

Reiseleiter

taz-Redakteur, Ressort Recherche/Reportage und Leiter des Projekts 'migration control' auf taz.de



Emmanuel Noglo

in Kooperation mit

Politologe, Mitbegründer des Projekts 'Academie Bilimon' für Jugendliche, lebt in Lomé

Kooperationspartner der Reise

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Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden, auch wenn sie auf dessen Website nicht aufgeführt ist.