Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Der selbsternannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) war eine rechtsterroristische Gruppe, die zehn Menschen ermordete, Bombenanschläge und Banküberfälle verübte. Sie bestand im Kern aus den militanten Neonazis Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Das Umfeld aus Unterstützer*innen wird jedoch als sehr viel größer eingeschätzt. Zudem gibt es Vermutungen, dass auch V-Leute dazugehörten. Obwohl von den zehn Morden neun an Menschen mit Migrationsgeschichte begangen wurde, ging die Polizei lange nicht von einem rassistischen Motiv aus. Zwischenzeitlich wurden die Taten gar als „Döner-Morde“ abgestempelt und die Opfer und ihre Angehörigen in die Ecke mutmaßlicher Krimineller gerückt.
Erst im November 2011 flog der NSU auf: Böhnhardt und Mundlos wurden nach einem missglückten Banküberfall tot in einem abgebrannten Wohnmobil gefunden, Zschäpe stellte sich wenig später der Polizei. Bis dahin war ein rechtsextremer Hintergrund der Taten weitestgehend ausgeschlossen worden. Kurz darauf wurden wichtige Unterlagen vom Verfassungsschutz vernichtet, was zu einer tiefen Vertrauenskrise und mehreren Rücktritten beim Verfassungsschutz führte – und zu einer erschwerten Aufklärung der Morde und des Netzwerkes.
2013 begann der Prozess gegen Zschäpe und mehrere mutmaßlicher Unterstützer*innen. 2018 wurde Zschäpe als Mittäterin bei den Morden und Sprengstoffanschlägen zu lebenslanger Haft verurteilt. Mehrere NSU-Helfer bekamen Freiheitsstrafen.