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25.03.2022 , 19:17 Uhr
Kulturelle Aneignung zunächst mal außen vor, seit wann sind Dreads exklusiv schwarz? Sind Dreads nicht in vielen Kulturen unabhängig voneinander entstanden und getragen worden? In Indien, Ost- und Westafrika, Jamaika, von Griechen, Germanen und Kelten? Wer heute als Weißer Dreads trägt, nimmt damit womöglich Bezug auf die Rastafari, vielleicht auch auf die Goaszene. Vielleicht ist es ein Ausdruck von Solidarität, vielleicht ein Ausdruck der Nichtidentifikation mit dem Mainstream. Vielleicht hat jemand einen Hang zu germanischer, keltischer oder hinduistischer Esoterik oder findet es einfach nur schön. Vielleicht eine Kombination als alldem. Man könnte argumentieren, die Rastafari haben sich bei den Sadhus bedient und sich ein zutiefst religiöses Merkmal für ihre politischen Zwecke angeeignet, aber wäre das nicht ein blödsinniges Argument? Ein gewisses Anti-Establishment-Statement schwingt bei Dreads heute immer noch mit. Doch zu unterstellen, dass sich Frau Maltzahn mit ihrer Frisur aus egoistischen Motiven und ohne Kontext den Kampf der black community gegen koloniale Unterdrückung aneigne, finde ich.. mehr als an den Haaren herbeigezogen. Eine Frisur, die es seit Jahrtausenden auf der Erde gibt für die black community zu monopolisieren, zeugt erstens von einer gewissen Weltfremdheit. Zweitens ist der Ausschluss einer weißen Künstlerin aufgrund ihrer Frisur ein ziemlich klarer Ausdruck von Doppelmoral, denn die Zuschreibung dieser Frisur als grundlegend schwarz und als Zeichen von kultureller Unterdrückung ist historisch beschränkt und zeugt letztendlich von rassistischen Motiven. Wie schwarz müsste man denn sein, damit man Dreads tragen dürfte? Dass hierzulande die weiße Mehrheit keine Erfahrungen mit rassistischer Unterdrückung macht oder gemacht hat, ist richtig und darüber reden ist wichtig. Koloniale Geschichte, alltägliche rassistische Abwertung und Ausgrenzung müssen angesprochen und angeprangert werden. Aber: Two wrongs don't make a right.
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