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03.10.2021 , 20:02 Uhr
Auch als Erwachsene ist eine Transition, sofern ich diesen Begriff mal verwenden will, nicht einfach. Psychologe, Gutachter, Gericht, ggf. Prozesskosten und dann noch der Alltagstest (Stand 2014) bei MzF (um es beschreibend auszudrücken).
Für die Gutachter musste ich zum Teil Genderklischees über Frauen und Mädchen kommunizieren, damit ich als „Frau“ wahrgenommen werde. Dabei ist Gender fluide und nicht determinant. Denn Gender ist ein Konstrukt auf den biologischen Körper. Der Mensch kann Kraft seines Gehirns und Körpers alles erdenkliche tun. Wieso sollten „Jungs“ und „Mädchen“ wenige Verhaltensweisen zugestanden werden - als seien sie gottgegeben oder durch die Natur determiniert? Naja - aber manche Gutachter von mir (es waren nur Männer) mussten dann eben Opfer ihrer eigenen Ästhetik und des Lookismus werden, indem ich ihnen genau gab, was sie wollten - um zu meinem ZIEL zu kommen. Hat wunderbar funktioniert.
Lustigerweise hat mich die Richterin direkt durchgewunken. Es kann jetzt am Passing liegen, oder an Glück. Vielleicht auch beides? Ich weiß es nicht.
Vorweg: meinen Körper habe ich nicht angleichen lassen, da ich unnötige medizinische Eingriffe in einen gesunden Körper ablehne. Hormone sind etwas anderes. Sie zerstören ja die Grundfunktionen nicht, sondern ergänzen den Körper lediglich durch femininere Ästhetik.
Ich definiere mich generell als Mensch und bevorzuge sonst agender, weil ich trans* etc für mich ablehne. Trans* bedeutet Übergang. Wieso sollte ich mich als Übergang definieren oder im Übergang begriffen verstehen? Wohin gehe ich denn über? Nirgends. Denn ich bin als Mensch immer vollkommen.
Jedoch bin ich mit meiner Meinung bei manchen Trans* Personen auf Kritik gestoßen.
zum Beitrag03.10.2021 , 19:38 Uhr
Was bringt das Leistungsnarrativ, wenn die Digitalisierung und Automatisierung die Leistung als solche entwertet, sowie den Prozess der Arbeit dazu?
Beispiel: Angenommen, ich biete ein Produkt im Internet an und lasse es mir bezahlen. Dann kann ich (je nach Produkt) es komplett automatisiert produzieren lassen. Ich arbeite dann gar nicht, bringe auch keine reale Leistung, aber kassiere das Geld.
Arbeit: Sehe ich einerseits als Erwerbsarbeit und als produktive wertschöpfende sowie wertschaffende Tätigkeit, aber auch Dienstleistung an.
—> Wenn ich die produktiven Prozesse automatisiere, entwerte ich diesen arbeitstechnischen Prozess und entmenschliche ihn. Diese Gedanken kamen mir heute, als ich über meine eigene Beschäftigung nachdachte.
Kostenlose Bildung finde ich wichtig. Jedoch liegt es am einzelnen was daraus gemacht wird. Auch bei kostenloser Bildung muss intensiv gelernt werden. Obgleich manche Programme Open-Access und Open-Source sind, benötigt es Zeit, Energie und Wille (zudem auch Bildung), um sich eigenständig weiterzubilden. Die kostenlosen YouTube Tutorials ersetzen mir nicht das eigenständige Lernen - sondern ergänzen es.
Der Leistungswettbewerb existiert doch trotz kostenloser Bildung oder breit verfügbarem Wissen. Es verlagert sich dann auf neue Bereiche, die Distinktionen versprechen.
Auf der anderen Seite finde ich, dass Leistung an sich nicht schlecht ist. Viel mehr sollte die Bezahlung zur Leistung passen. Und durch die Automatisierung entkoppele ich die Bezahlung von der Leistung des Menschen, wenn ich den Prozess an Software und Roboter ausgliedern kann. Zumindest bei allen routinierten Tätigkeiten, dessen Arbeitsschritte sich wiederholen und vorhersehbar sind.
@Yossarian Auch in vermeintlich harmonischen Gesellschaften gibt es Konkurrenzdenken und Hierarchien. Sie äußern sich nur anders. Zumindest weiß ich es aus Indien und von dort lebenden Ethnien.
zum Beitrag03.10.2021 , 19:13 Uhr
Meine Eltern sind Beamte und Lehrer:innen. Dennoch hatte ich nie das Gefühl in den Beruf des Lehrers gedrängt zu werden oder mich dessen berufen zu fühlen. Ich war und bin vielmehr ein Freigeist. Ich habe Mediengestaltung gelernt und anschließend noch etwas „brotloses“ studiert - Asienwissenschaften. Doch ich bereue nichts von beidem. Natürlich wäre ich mit Informatik oder Jura besser abgesichert, doch diese Fächer hatten mich damals nicht interessiert. Im Studium bin ich auch dann gut, wenn mich der Inhalt packt. Erst heute interessiere ich mich stärker fürs Programmieren, die IT und naturwissenschaftliche Fächer. Früher lebte ich für die Kunst und malte lieber. Ideen und Interessen ändern sich.
Und obwohl meine Eltern beides Akademiker und Beamte sind, zudem Lehrer, waren meine Noten anderer Natur. Im Studium wendete sich das Blatt zum Positiven. Meine Denkweise wurde stärker angesprochen.
Ich finde Zertifikate (ein Zeugnis ist nichts anderes) wenig aussagekräftig. Leistungen schwanken je nach Verfassung und Tageszeit. Wer einen IQ von 120 hat, aber psychische Probleme, wird im Test auch nicht besser abschneiden als der Durchschnitt. Viel wichtiger ist es, was der Mensch mit seinen Fähigkeiten und gegebenen Möglichkeiten macht. Denn daran erkenne ich angewandte Intelligenz und genutzte Bildung.
Es gibt Menschen, die viele Bücher lesen, und dennoch kein Erfahrungswissen vorweisen. Das habe ich sogar bei einem promovierten Menschen beobachtet. Manchmal musste ich mir „Belehrungen“ anhören, obwohl ich das praktische Wissen hatte. Es ging um mein Herkunftsland Indien, indem ich ein Jahr gelebt und gearbeitet hatte. Vieles, was in manchen indologischen Schriften steht, entspricht nicht der gelebten Realität in Indien. Doch das wollte derjenige nicht wahrhaben.
Chancengleichheit ist für mich, wenn jeder die gleichen Startbedingungen hat. Was der einzelne dann damit macht…ist jedem selbst überlassen.
zum Beitrag03.10.2021 , 19:01 Uhr
Genau aus diesem Grund versuche ich ALG-2 zu umgehen. Zudem ist es eine Dienstleistung, die nicht zwingend ist.
Da mir meine persönliche Freiheit in jeder Hinsicht wichtiger ist, versuche ich Arbeitsplätze zu bekommen. Das das nicht einfach ist, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Doch ich habe gemerkt, dass ich bei Vorhandensein meiner individuellen Grundbedürfnisse gelassen auf weniger einkommensträchtige Arbeit schaue. Denn ich hinterfrage meinen Konsum. Bald habe ich alle wichtigen Dinge für mich, sodass ich Geld sparen kann und in Erlebnisse investieren will. Dann decken auch geringe Gehälter die individuellen Fixkosten.
ALG-2 muss reformiert oder abgeschafft werden. Monetär wärs für mich nicht das Problem, aber perspektivisch. Deshalb arbeite ich lieber irgendwo als Aushilfe und kann Geld sparen und meine persönlichen Freiheiten wahren.
zum Beitrag03.10.2021 , 17:56 Uhr
Ich kann viele Thesen des Artikels teilen. Am besten oute ich mich direkt: ja ich bin Akademikerin und habe auch einen Berufsabschluss. Zudem bin ich gebürtige Inderin, trans* aber adoptiert und in einem deutschen Elternhaus aufgewachsen. Dennoch weise ich Erfahrungen in verschiedenen Bildungseinrichtungen auf. Gymnasium, Berufsschule, Berufskolleg und dann die Universität.
Meine Einschätzung: Bildung ist immer wichtig. Jedoch entkoppele ich Bildung von dem Versprechen hoch bezahlter Tätigkeiten. Bildung im kulturellen Bereich bringt mir weniger Geld, als meine Ausbildung in der Mediengestaltung. Dennoch erfreue ich mich der kulturellen Bildung, da sie mir doch Raum zur Teilhabe und Mitsprache gewährt.
Auf der Uni erlebte ich jedoch Menschen, die gelinde gesagt lieber „gefeiert“, denn studiert haben. Die gleichen Charaktere erlebte ich zudem auf der Berufsschule. Das individuelle Verhalten kann durch das Eltern-Milieu geprägt sein, muss aber kein Automatismus bilden.
Denn Milieus können sich ändern und damit der Habitus. Kein Mensch ist auf fixe Verhaltensweisen determiniert. Doch den eigenen Habitus zu verändern oder zu erweitern ist mitunter schwierig - ich spreche aus Erfahrung. Gerade im interkulturellen Kontext.
Beim Bewerbungsprozess merke ich, dass Herkunft, Bildung und Wissen mitunter nichts bewirken. Und ich bewerbe mich auf Stellen für Akademiker*innen und Nicht-Akademiker:innen. Wenigsten bekomme ich etwas mit meiner Berufsausbildung.
Ich setze verstärkt auf smarten Minimalismus und strategischen Materialismus, damit ich bei unregulären Einkommen meinen Lebensstandard halten und finanziell verbessern kann. Denn Ziel ist es, lediglich die Fixkosten zu begleichen. Der Rest wird gespart und das funktioniert schon jetzt.
Ich lege weniger Wert auf „linke“ Umverteilung oder reine „Marktgläubigkeit“, sondern das individuelle Verhalten.
zum Beitrag02.10.2021 , 17:05 Uhr
Was passiert eigentlich mit dem GDL Streik, wenn die Bahn irgendwann auf autonome Züge setzt? Mit Selbstfahrern Systemen braucht die Bahn keine Verhandlungen über Finanzen zu führen. Aus unternehmerischer Sicht wäre das für die Bahn einfacher. Geld zahlen die Kunden trotzdem für die Transportdienstleistung (und im ICE mit WiFi kostenlos dazu).
Die Automatisierung wird ähnlich weitergehen, wie die Digitalisierung. Ich begrüße das, da ich als Kunde davon profitiere. Viel wichtiger ist es doch einen sozialen Ausgleich zu schaffen und profitable Alternativen im Arbeitsmarkt, die sich für Arbeitnehmer:innen lohnen.
Warum manches noch nicht autonom ist, obwohl technisch umsetzbar? - Meine Vermutung: Menschen mit Machtinteressen, können diese stärker gegenüber anderen Menschen demonstrieren, aber nicht gegenüber Algorithmen und smarten Systemen. Die funktionieren ja. Wer gerne Druck auf andere ausüben will, wäre mit Automatisierung seinen Job für diese zwischenmenschliche „Qualifikation“ schnell los. Nachher wird die BAHN von ITlern geführt, die lediglich dafür sorgen, dass das System funktioniert.
Ich weiß nicht, ob sich manche darüber Gedanken machen.
zum Beitrag02.10.2021 , 16:39 Uhr
Ich finde die ganzen Debatten um Diversität gegenwärtig oberflächlich. Wem ist geholfen, wenn ich lediglich optische Vielfalt repräsentiere? Ist die inhaltliche Vielfalt nicht wertvoller? Idealerweise strebe ich optische und inhaltliche Vielfalt an. In der Realität muss ich die inhaltliche Diversität trotz optischer Homogenität tolerieren. Warum? Weil Hautfarben, Gender, Körpergeschlecht und Sex. Orientierung keine Rolle spielen sollten!
- und das sage ich als trans women of Colour mit unintendierter Migrationsgeschichte.
Wieso sollten Habeck, Baerbock, Lindner, Wissing und Co nicht Positionen und Interessen von Menschen innerhalb Deutschland vertreten und aushandeln? Müssen die zwingend optisch divers sein, damit sie Legitimation haben?
Natürlich freue ich mich über mehr reale Diversität in deutschen Parlamenten, die nicht nur in der Optik, sondern auch in den Positionen sichtbar wird. Doch kann ich das nicht erzwingen. Und was ist, wenn ich zwar eine optisch diverse Fraktion habe, die inhaltliche Einfalt an den Tag legt? Ist damit jemanden sachlich geholfen?
Ich komme ursprünglich aus Indien. In Indien kann ich keinem vorwerfen, dass er kaum „People of Whiteness“ repräsentiert, da die Mehrheit einen dunkleren Teint hat. Und in Deutschland?
Sollte ich jemals in die Politik gehen, will ich wegen meiner Inhalte gewählt, und nicht wegen meiner Optik in ein Amt kommen. Einfach da meine Hautfarbe nichts über meine Gedanken, Interessen, Ideen und meinen Lifestyle aussagt.
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