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24.07.2014 , 09:27 Uhr
Rassismusvorwürfe sollten uns vor allem dann zu denken geben, wenn wir selbst auf Anhieb keinen Rassismus in den kritisierten Äußerungen erkennen können. Denn dies zeigt uns im Normalfall, dass andere Menschen sich durch eine Denkweise verletzt oder angegriffen fühlen können, die wir schon so internalisiert haben, dass uns rassistische Denkfehler nicht einmal mehr auffallen.
Warum die Hausarztkarikatur trotz der von meinen Vorrednern zu Recht angemerkten anderweitigen zentralen Botschaft dennoch rassistisch ist:
Nicht rassistisch ist das thematisierte Problem der intellektuellen Landflucht,der Verweis auf den Zerfall des Berufs-Ethos und all die anderen Botschaften die aus der Karikatur herausgelesen werden können.
Rassistisch ist aber, dass der "Scharlatan", der die Praxis übernimmt, durch eindeutig ethnische Merkmale von einem "seriösen Arzt" abgerenzt wird.
Rassistisch ist auch, dass er durch von den Zeichnern bewusst eingebaute sprachliche Fehler, durch seine Körperhaltung etc. bewusst ins Lächerliche gezogen wird.
Rassistisch ist aber vor allem der Untertitel: "Deutschland profitiert von eingewanderten Fachkräften". Denn hier zeigt sich ganz klar, dass es eben nicht nur um das Problem der Hausarztnachfolge geht. Sondern das Problem zwischen einem seriösen Arzt und einem Scharlatan zu unterscheiden wird hier 1. als nationales Problem konstruier ("Deutschland"), 2. wird dies eindeutig als eine Dichotomie zwischen deutschen Ärzten und eingewanderten Ärzten konstruiert, und 3. wird allgemein auf "eingewanderte Fachkräfte" abstrahiert.
Da kann man noch so oft wiederholen, dass die zentrale Botschaft der Karikatur eine andere sein mag - rassistisch bleibt sie dennoch. Und dass uns dies nicht mehr auffällt, sollte uns zu denken geben.
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