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26.08.2022 , 19:16 Uhr
Eigentlich ist die Sache ja ganz einfach und die Forderung nach der klaren Linie korrekt formuliert. Entweder die Regierung macht eine transparente und soziale Politik, steht dahinter und muss dann auch ganz demokratisch mit oppositioneller (auch ausserparlamentarischer) Kritik umgehen und ihr mit Argumenten sowie Inhalten begegnen anstatt sich aufgrund von Kontaktschuldvorwürfen (da marschiert jemand mit, dessen Meinung uns nicht passt) oder "Roten Linien" nicht mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Der gesellschaftliche Dispens aber auch die Suche nach Übereinstimmungen und Kompromissen gehört zur Demokratie und sollte im Zweifelsfall nicht den politischen Rändern überlassen werden. Oder die Regierung macht sich mit Wischi-Waschi Verordnungen, Gesetzen und parteipolitischen Grabenkämpfen angreifbar und verstrickt sich in Erklärungsnöte und Widersprüche. In Zeiten der drohenden wirtschaftlichen und sozialen Abstiegsangst der Mittelschicht ist das eine sehr gefährliche Strategie Dann muss sich keiner wundern, wenn die Ränder wachsen und trotz ideologischen Inkompatibilitäten schlussendlich gemeinsam auf die Strasse gehen.
Den Kopf weiter in den Sand zu stecken und eine "mit denen reden wir nicht" Strategie weiter zu führen, wird eher früher als später nach hinten losgehen.
Noch hat die Regierung es in der Hand, eine fortschreitende gesellschaftliche Spaltung proaktiv zu verhindern und eine ernsthafte Konsenzpolitik zu machen, auch wenn dann so mancher etwas Kreide fressen müsste. Im Winter könnte es dafür zu spät und das Gelegenheitsfenster geschlossen sein....
Ob dann das Unterdrücken etwaiger Demonstrationen, eventuell unter Zuhilfenahme eines Infektionsschutzgesetzes, inspiriert nach fernöstlichem Vorbild noch helfen kann, wird sich zeigen und möglicherweise als Bären Dienst herausstellen.
zum Beitrag27.08.2021 , 21:10 Uhr
"Ungeimpfte haben in Pflegeberufen nichts zu suchen"
Eine Umsetzung dieser Forderung würde dazu führen, das die ohnehin schon angespannte Personalsituation im Pflegebereich sich weiter verschärft. Schauen Sie nach Frankreich und Italien. Dort verbrennen junge frisch ausgelernte Pflegefachkräfte im Rahmen von Protestaktion ihre Pflegediplome.
Falls Sie glauben, auf diese könne man wegen ihrer "falschen" Gesinnung verzichten, so irren Sie sich gewaltig.
Die Pflegebranche ist erschöpft und desillusioniert. Viele haben bereits nach Ende der dritten Welle gekündigt. Ich versichere Ihnen, das wir momentan (personell) noch nie schlechter zu Beginn einer neuen Coronawelle aufgestellt sind als jetzt.
Die beklatschten "Helden" von gestern haben erlebt, das alle Solidaritätsbekundungen der Vergangenheit nur Schall und Rauch waren.
Wenn Mann sich nach nunmehr 3 Wellen Fronteinsatz am Beatmungsgerät nun noch anhören muss, eine Gefahr für seine Patienten zu sein, so ist das nur noch eine weitere Verhöhnung unseres Einsatzes.
Neuere Studien (CDC, Oxford University et al) haben zudem ergeben, das die Differenz der Virenlasten von Geimpften und Ungeimpften Infizierten bei Delta keine grossen Abweichungen mehr aufweisen, wobei die Geimpften (noch) mildere Verläufe machen. Bei Alpha und Beta gab es da in der Tat noch grosse Unterschiede der gemessenen Virenlast. Warum sonst wird aktuell schon der dritte "Piks" empfohlen. Weil die Impfung keine sterile Immunität macht. Mann kann als Geimpfter den Virus aufnehmen und abgeben, womit spätestens mit Delta der Solidaritätsaspekt bei der Impfung nicht mehr zieht.
In der Schweiz wird darüber in den Medien viel offener berichtet und auch bei Kontroversen Diskussionen mit Kollegen gab es diesbezüglich stets einen Konsens.
Des weiteren können sie mir glauben, das ich weiss, wie Hygienekonzepte funktionieren und wie man sie anwendet. Mein Antikörpertiter beweist zudem, das ich zu keinem Zeitpunkt ein Risiko für meine Patienten war.
zum Beitrag27.08.2021 , 18:06 Uhr
"Toleranz... sollte sich aufgrund der weiteren Lebensrisiken nicht mehr aus dem Haus gehen."
Nun, zumindest gehe ich ich jeden Arbeitstag in den Covidbereich meiner Station und verbringe dort 8 und mehr Stunden. Wie viel Lebensrisiko ist denn nach Ihrer Einschätzung angemessen?
zum Beitrag27.08.2021 , 17:01 Uhr
"Und wenn eine Impfung für Risikogruppen (!) gut ist, warum soll sie dann für Gesunde schlecht sein?"
Jedes Medikament besitzt Wirkungen und Nebenwirkungen. Ein individuelles Risiko/Nutzen Profil zu erstellen ist Sache des Arztes und des Patienten.
Covid-19 ist eine Erkrankung, welche mit zunehmenden Alter und Vorerkrankungsprofil an Gefährlichkeit zunimmt.
Die bisherigen Impfstoffe sind hochwirksame Arzneien mit einer bisher guten Wirksamkeit, welche aber auch in seltenen bis sehr seltenen Fällen schwerwiegende und auch vereinzelt tödliche Komplikationen hervorrufen können.
Für nähere Informationen stehen Ihnen die öffentlich zugänglichen Datenbanken der EMA, der VAERS und des Paul Ehrlich Instituts zur Verfügung.
Ein alter, multimorbider Mensch hat ein hohes Risiko an Covid-19 zu sterben, daher sind seltene und sehr seltene Komplikationen einer Impfung klar die geringere Gefahr. --> Klare Indikation für die Impfung.
Ein Junger gesunder Mensch hat nur eine minimale Gefahr, schwer zu erkranken/sterben, aber dieselbe Wahrscheinlichkeit, Nebenwirkungen zu erleiden.
Das Nutzen/Risiko Profil ist hier ein anderes, insbesondere auf unerkannte Langzeitfolgen und Wechselreaktionen mit anderen Medikamenten oder Erkrankungen.
Hier geht es vor allem um den Masseneinsatz von Impfungen. Wenn Millionen von Menschen geimpft werden, bekommen plötzlich auch Komplikationen welche nur in 1 von 50.000 Fällen auftreten eine gewisse Relevanz. Bei 10 Millionen geimpften haben wir dann 200 Fälle. Bei einer Phase 3 Studie mit 30.000 Probanden wurde evtl. kein einziger dieser Fälle beobachtet. 200 klingt wenig. Als Betroffener mag man das anders sehen. Eine mir bekannte 33 jährige Krankenschwester aus Österreich starb nach Astra Zenica an Sinusvenenthrombose. Ob sie auch an Covid-19 verstorben wäre???
Im Endeffekt, muss der Patient nach Arztaufklärung selbst entscheiden, ob er der Therapie einwilligt, schliesslich unterschreibt er ja dafür und entlastet damit den impfenden Arzt.
zum Beitrag25.08.2021 , 15:23 Uhr
Hallo zusammen Es ist zu einfach und undifferenziert, alle Massnahmenkritiker pauschal als Coronaleugner zu bezeichnen bzw. diese ins rechte (oder rechtsradikale) Spektrum zu verorten. Ich selbst bin auch ein Kritiker vieler (aber nicht aller) Massnahmen, sehe die momentanen Impfangebote (Vektor- und MRNA) für Nichtrisikogruppen als zumindest bedenkenswert und warte persönlich noch auf die Zulassung von Antigenbasierten (Protein-)Impfstoffen z.B. von Novavaxx. Risikogruppen profitieren momentan mangels Alternative zur Reduzierung eines schweren Verlaufs ziemlich sicher vom aktuellen Impfangebot.
Neuere Studien zeigen aber schon jetzt ein Nachlassen der Immunisierung bei Delta, womit zumindest kurz-und mittelfristig eine echte Herdenimmuntät nicht erreicht werden kann. Wenn wir also nicht Dauerhaft im Lockdown verbleiben möchten, mit all seinen wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Kollateralschäden müssen wir einen Weg finden, mit dem endemisch werdenden Virus zu leben.
Weiterhin müssen wir einen Weg finden, welcher unsere Gesellschaft nicht zerreisst und spaltet.
Ich arbeite als Intensivpfleger auf einer mittelgrossen Intensivstation in der Schweiz und habe alle 3(?) Wellen an vorderster Front Covid-Patienten betreut, von denen nicht wenige starben. Ich tue dies, weil dies mein Beruf ist, und ich so meinen Teil zur Pandemiebewältigung beitragen kann.
Aber die zunehmende Intoleranz auf die persönliche Entscheidung einzelner, einem medizinischen Eingriff in seine körperliche Integrität unter Zuhilfenahme massiver sozialer und existentieller "Drohkulissen" und Stigmatisierungen sehe ich auch unter manchen Kollegen mit Erschrecken.
Diese Zeiten lassen uns nicht nur Masken tragen, sondern lässt viele auch ein Gesicht zeigen (auf beiden Seiten des "Coronaufers"), wo mir Angst und Bange wird.
Etwas mehr Gelassenheit täte uns allen gut, denn Angst war schon immer ein denkbar schlechter Ratgeber.
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