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14.03.2022 , 10:50 Uhr
Selbst renommierte Psychoanalitiker können die Frage einer möglichen pathologischen Wesenveränderung Putins per Ferndiagnose nicht beantworten. Ich vermute eher, dass seine verbalen Drohungen hinsichtlich des Einsatzes von Atomwaffen Teil eines strategischen Kalküls sind. Putin ist zwar ein Mörder, aber womöglich kein Selbstmörder. Dafür spricht, dass er schon in ganz früherer Vergangenheit in seiner Funktion als KGB-Agent in der DDR häufig als Blender aufgefallen ist. Zum Beispiel, als dass aufgebrachte Volk bei den Protesten gegen die SED den Dienstsitz des KGB aufsuchte und er den Wortführern mit Waffengewalt drohte. Tatsächlich befanden sich zu diesem Zeitpunkt weder Kampfeinheiten, noch Waffen in dem Gebäude. Die Demonstranten zogen wieder ab und Putin lachte sich ins Fäustchen. Was seine strategischen Ziele anbetrifft, so teile ich die Einschätzung des Autors nicht. Ginge es um die Neutralität der Ukraine, warum hat Moskau dann bereits in 2014 die Krim annektiert? Zu diesem Zeitpunkt war die Ukraine neutral. Nein, Putin sorgt sich schlicht und ergreifend um seine Macht und fürchtet Freiheitbestrebungen, die bereits in Belarus und Kasachstan zu sozialen Unruhen geführt haben.
zum Beitrag12.02.2022 , 23:43 Uhr
Wenn Sie so argumentieren, dann möchte ich Sie um ein Gedankenexperiment bitten: Es lande morgen eine außerirdische Spezies auf unserer Erde, die uns in Sachen Intelligenz um Lichtjahre überlegen ist. Diese Außerirdischen wären in der Lage, uns mittels Energiefelder zu kontrollieren. Sie tun mit uns nun das Gleiche, wie wir mit den Nutztieren. Menschen werden in Ställe eingepfercht und gemästet, anschließend geschlachtet. Besonders aber mögen diese Außerirdischen das Fleisch von Säuglingen, weil es so zart schmeckt. Genauso wie wir das Fleisch von Lämmern, Kälbchen und Ferkeln doch so gerne essen. Nach Ihrer Logik müsste dies doch dann auch legitim sein oder nicht? Würden Sie dem zustimmen?
zum Beitrag12.02.2022 , 23:32 Uhr
So ganz eindeutig ist das nicht! Die von Ihnen skizzierte Kategorie von "Gut und Böse" lässt sich mitunter auch im Tierreich nachweisen. Hier einige dokumentierte Fälle: Eichhörnchen, die verweiste Jungtiere adoptierten, ohne davon einen ersichtlichen Nutzen zu haben. Eine Krähe, die in der Wildnis ein Katzenbaby aufzieht, woraus sich eine jahrelange Freundschaft entwickelte. Wölfe, die ihre alten und blinden Artgenossen versorgen, indem sie bereits gefressene Nahrung erbrechen. All diese Fälle lassen sich wohl kaum alleine mit Instinkten erklären. Es muss auch unter Tieren eine gewisse Form des Mitgefühls geben. Und damit implizit eine Unterscheidung von Gut und Böse!
zum Beitrag12.02.2022 , 23:16 Uhr
Die Maßstäbe, die der Mensch heranzieht, um die kognitive Leistungsfähigkeit und das Bewußtsein von Tieren zu beurteilen, sind zumeist fehlgeleitet. Dies thematisierte bereits der Philosoph Thomas Nagel in seinem Aufsatz "Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?". Die Antwort: kein Mensch ist je in der Lage, sich in das Denken einer Fledermaus hineinzuversetzen. Daraus folgt, dass wir erkenntnistheoretisch auch gar nicht in der Lage sind, das Denken und Fühlen von Tieren gänzlich zu erfassen. Wir sollten deshalb davon absehen, dem Homo Sapiens die Krone der Schöpfung aufzusetzen und ihm alleine höhere Gedächtnisleistung zuzugestehen. Letztendlich geht es am Ende nämlich immer um die bestmögliche Anpassung eines Organismus an seine Lebensumwelt. Wer einmal die Doku "Superhirne im Tierreich" gesehen hat, weiß, wovon ich spreche. Freilich können Tiere keine anspruchsvollen akademischen Diskurse führen, wie der Mensch. Diese Fähigkeit benötigen Sie aber auch nicht, um in ihrer Umwelt überleben zu können. Aber ist es nicht beeindruckend, welche ausgefeilten Jagdtechniken z.B. Orkas oder Wölfe entwickeln, um sich ihr Nahrungsangebot zu erschließen? Oder welche verblüffende Intelligenz Rabenvögel bei der Lösung anspruchsvoller Denkaufgaben in Experimenten immer wieder einsetzen? Auch existieren zahlreiche Beispiele von wissenschaftlichen Experimenten mit Schimpansen, die von einem Professor jahrelang trainiert wurden und am Ende bessere Gedächtnisleistungen erbrachten als ihr Lehrer. Wir sollten die Tiere als unsere Mitgeschöpfe achten und respektieren. Wie würden wir es finden, wenn morgen eine überlegende außerirdische Spezies auf unserer Erde landet und mit uns das Gleiche tut, wie wir mit den Nutztieren?
zum Beitrag07.02.2022 , 17:01 Uhr
Meines Erachtens wäre auch zu hinterfragen, ob wir diese vielen Anglizismen in unserer Sprache überhaupt benötigen. Heute haben wir ja keine Hausmeister mehr, sondern "Facility Manager". Der Kundenbetreuer ist ein "Key Account Manager". Und das Wetter ist nicht mehr schön, sondern "nice". Diese pseudoenglischen Gepflogenheiten wirken auf mich zuweilen schon etwas lächerlich. Immerhin haben die Franzosen den englischen Einflüssen in ihrer Sprache bereits den Kampf angesagt.
zum Beitrag07.02.2022 , 16:44 Uhr
Liebe Frau Erkurt, ich finde Ihre Offenheit erfrischend sympathisch und möchte in diesem Zusammenhang gerne gestehen, dass auch für mich akademische Konversationen auf Englisch eine Herausforderung darstellen. Und dies, obwohl ich selbst promovierter Volkswirt bin und bereits zahlreiche Publikationen auf Englisch herausgebracht habe. Menschen sind nun mal nicht perfekt und haben ihre Stärken und Schwächen. War Joschka Fischer mit seinen begrenzten Englischkenntnissen ein schlechter Ausßenpolitiker? Ich denke nein, obwohl dieser in seinem (früheren) Leben wohl nie einen Hörsaal von innen gesehen hat. Wir sollten alle mal die Kirche im Dorf lassen. Und, was meine Erfahrungen betrifft: Diejenigen, die wirklich etwas Großes geleistet haben, sind eher bescheiden und machen sich nicht über andere lustig. Weil sie Arroganz gar nicht nötig haben. Alle anderen sind eigentlich versnopte "arme Würstchen".
zum Beitrag25.08.2021 , 11:14 Uhr
Es wirkt auf mich sehr befremdlich, dass es die Redakteurin in ihrem Beitrag mit der Unschuldsvermutung nicht so genau nimmt. Zwar scheint es plausibel, dass bei Vergewaltigungsdelikten häufig typische Argumentationsmuster in Erscheinung treten, denen sich Täter in solchen Fällen bedienen. Daraus allerdings abzuleiten, dass die Aussagen der betreffende Person unglaubwürdig seien und eine Schuld zu vermuten ist, halte ich für brandgefährlich. Ich denke, es besteht allgemeiner Konsens in diesem Forum, dass Vergewaltigungen (auch in der Ehe oder in Beziehungen) eine abscheuliche Straftat darstellen, die mit der vollen Härte des Rechtsstaats zu verfolgen ist. Unser Rechtssystem sieht allerdings mit gutem Grund vor, dass zunächst der Beweis für die Schuld einer Person erbracht werden muss, bevor eine Verurteilung erfolgt. Dies ist im vorliegenden Fall nicht gelungen. Also gilt weiterhin in dubio pro reo. Ein Mangel an Beweisen muss natürlich nicht zwingend die faktische Unschuld des Angeklagten belegen. Aber eine Schuld zu vermuten, obwohl keine Beweise vorliegen, fällt in den Bereich von Spekulation und Rufschädigung. Denn man muss hier in der Tat auch in Betracht ziehen, dass die Aussagen der Klägerin möglicherweise auf eine Verunglimpfung des Ex-Partners abzielen.
zum Beitrag30.07.2021 , 11:02 Uhr
Sorry, aber ich muss wirklich sagen, dass die Qualität der Beiträge in letzter Zeit sehr zu wünschen lässt. Mal wieder eine Kolumne gespickt mit Doppeldeutigkeit und Zynismus. Es entzieht sich meiner Kenntnis, warum sich inzwischen auch die TAZ derart auf Frau Baerbock eingeschossen hat. Oder auf die Grünen im Allgemeinen?
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