Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
gesine kulcke
Steile These oder nostalgischer Reflex?
Nils Schulz ahnt, was Schule zusammenhält, aber sagt zu wenig über das, was die von ihm kritisierten Modernisierungseuphoriker genau fordern und wollen, wozu genau das führen bzw. nicht führen soll.
Nils Schulz will das vielleicht nicht, aber verschärft ein Problem, das nicht nur in öffentlichen, bildungspolitischen, sondern auch in schulpädagogischen Diskursen wahrnehmbar ist: Es wird zu wenig danach gefragt, was von wem mit welchen Interessen gefordert, was damit befördert, aber auch verhindert wird bzw. werden soll.
Wen Nils Schulz als Reformer*innen ausmacht – oder zumindest hinter den angeblichen Reformen stehend, zeigt sich am Ende seines Textes, wobei er Digitalisierung von Lehren und Lernen als Innovation bezeichnet, die Bewährtes in Frage stellt, obwohl diese sich aktuell vor allem als Verstärker und Konservator neoliberaler Strukturen präsentiert. So hat das Homeschooling der vergangenen Monate nicht Innovationen, Reformen oder gar neue Lernkulturen vorgeführt, sondern instruktive Lehr- und Lernmethoden: isoliertes Abarbeiten digitalisierter Arbeitsblätter, Auffüllen von Lückentexten, Trainieren von Vokabeln, Rechtschreibung und Formeln. Und wer Digitalisierung will, will sicher nicht das Lernen ohne Noten einführen; vielmehr wird im Zuge der Digitalisierung zunehmend über die Möglichkeit gesprochen, Lernstände zu vermessen.
Nils Schulz zeigt, dass es in Schule nicht nur um Lernen geht; indem er aber den Wert der Schule für Schüler*innen auf einen außerfamiliären Aufenthaltsort reduziert, die Digitalisierung veralteter, analoger Lehrmethoden nicht als Problem ausmacht und unerwähnt lässt, dass Kinder bzw. Schüler*innen sich nicht nur in der Schule treffen, sondern hier auch voneinander lernen, geht es wohl auch in seinem Text nicht nur um Lernen, sondern um einen nostalgischen Reflex.
zum Beitrag