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15.05.2020 , 22:04 Uhr
Herr Richter am OLG Schulte-Kellinghaus besteht mit Zivilcourage (ein altmodisches Wort, das beklagenswerterweise genau passt) auf die Gesetzesbindung seiner Arbeit als rechtsstaatliches Grundprinzip. Die Qualität seiner Arbeit oder sein Fleiß stehen außer Zweifel, doch die Zeit, die diese Qualität erfordert, wird ihm "von oben" tatsächlich versagt. Er soll zur Räson gebracht werden (Räson hatte ursprünglich die Bedeutung "Vernunft", nunmehr bezeichnenderweise "Zucht") und wehrt sich gegen dieses Dogma einer sog. Effizienz (stammt aus der Ökonomie, eine Anwendung auf richterliche oder viele andere menschliche Tätigkeiten verbietet sich. Eigentlich). Nach Corona, so konnte man vielerorts lesen, soll eine schöne, neue Welt entstehen, eine menschliche, ökologische und gerechte Welt mit neuen Orientierungen (die uns einige bevorstehende Katastrophen ersparen sollen). Und "Effizienz" wird wohl kaum dazu gehören. Warum? Voraussetzung für Qualität ist i m m e r Nachdenklichkeit. Und sie braucht Muße (das wussten schon die Griechen), Geduld, ZEIT. Betrachtung, Be-denken, mündiges Abwägen ist indessen für die Mächtigen unerwünscht, Effizienz daher sogar Staatsräson. Verständlich, denn für ihre "Regierbarkeit" braucht´s in der Bevölkerung offenbar nicht Überlegung, sondern Unterordnung (Ähnliches gilt für die Wirtschaft). Das Fatale (oder Erfreuliche, je nach Position) des Dogmas Effizienz ist seine Selbststabilisierung: Der sich dem künstlich auferlegten Zeitdruck Angepasste hält ihn irgendwann für gottgegeben - und hat nicht die Zeit, einmal darüber nachzudenken. Effizienzdruck beschädigt unbestreitbar Menschen wie die Qualität ihrer Arbeit. Und diese Menschen stigmatisieren kurioserweise am Ende als faule Säcke die Mutigen, die sich die (notwendige!) Zeit ausbedingen. Verrückte Welt. Nochmal zum Anfang: Wollen wir wirklich den kurzen Prozess? Ohne die Assoziation "3. Reich"? Link: de.wikipedia.org/w...r_Prozess_(Urteil)
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