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14.05.2020 , 13:53 Uhr
Lieber Herr Elbe, Wenn, nach Foucault, nicht das Bezeichnete, sondern die Interpret*innen selbst zu interpretieren seien, so frage ich mich, weshalb der hier kritisierte Antisemitismus nicht unter denselben Gesichtspunkten betrachtet werden kann, wie eben jene Rassismusvorwürfe von Seiten der Vertreter*innen der PoCo, nämlich als historisch gewachsene Denkschemata bzw. Diskurse. Ich wüsste keinen Grund, weshalb nicht PoC ebenso antisemitisch eingestellt sein sollten wie eine weiße Mehrheitsgesellschaft (die ebenjene „othert“, um es mal so umständlich auszudrücken), wie eine akademische Blase oder eben der Nachbar von nebenan, die allesamt von einer Gesellschaft geprägt sind und diese kontinuierlich reproduzieren, die in einem komplexen Verhältnis von diversen historischen Prozessen Antisemitismus ebenso wie Rassismus hervorgebracht hat. Dennoch wundere ich mich, weshalb, wenn doch eine poststrukturalistische Perspektive angeführt wird, diese dann nicht auch konsequent zu Ende gedacht wird. Denn warum sollte es nicht möglich sein, dass die Theoretiker*innen der PoCo Rassismus erleben, mithilfe dessen Abwertungssystem auf ihre (wahrscheinlich gar nicht mal so leicht zu erreichende) wissenschaftliche Reputation reagiert wird, sie aber darin gleichzeitig Diskriminierungsstrukturen reproduzieren, unter denen sie, wenn auch unter anderen Vorzeichen, ebenso leiden? Ich will hier keineswegs Antisemitismus und Rassismus in einen Hut werfen und stimme Ihrer sehr differenzierten Beschreibung zu, sondern ich möchte den Blick darauf lenken, dass in dieser Debatte verschiedene Denkmuster aufeinandertreffen, die zu gewissen Anteilen dem Erbe eines weißen, christlichen, kolonialen Herrschaftsdenken entstammen, dass sich über Nicht-Weiße erhebt und sich von Jüd*innen bedroht fühlt (sehr vereinfacht, I’m sorry). Falls ich mit diesen Gedanken nicht völlig auf dem Holzweg bin, ließe sich das btw hervorragend mit Foucault diskutieren.
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