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28.09.2022 , 23:27 Uhr
Bei dem Verdacht den Hans Niemann betrifft, macht gerade ein Video von Yosha Iglesias aus Paris die Runde. Das Hamburger Schachprogramm ChessBase bietet die Funktion “Let’s check” bei der Partieanalyse. Der anonyme Hinweisgeber Gambitman hat auf Twitter als Erster veröffentlicht, dass 8 Partien von Hans eine Engine/Game Correlation von 100 aufweisen. Das ist der bisher schwerwiegendste Beweis für Computerbetrug. Der 19-jährige Großmeister spielte nämlich in vielen Partien stärker als alle Weltmeister, wenn man seine Partien mit dem Tool unter die Lupe nimmt. Das dürfte das Todesurteil für seine Karriere sein.
Von einem Schlangennest, wo jeder jeden beschuldigen kann, würde ich deshalb nicht sprechen. Eher von einem zögerlichen Weltschachverband FIDE, der sich überlegen sollte, ob Online-Cheater nicht automatisch auch für Präsenzturniere gesperrt werden sollten. Niemann hat zugegeben, mit 12 und 16 Jahren betrogen zu haben. Das ging ganz einfach im Livestream mit dem iPad auf dem Schoß. In einem alten Video von Daniil Dubov und Vlad Tkachev wird aufgezeigt, dass mit einem Knopf im Ohr sogar Schnellpartien leicht manipuliert werden können. Bei dem Millionenbetrüger Mike Postle fiel beim Pokern nicht auf, dass er durch sein Smartphone bestens über die Karten seiner Gegner Bescheid wusste.
Mit der Zeit werden wir sicher mehr erfahren. Historisch betrachtet ist ein anderer Schachbetrug hochinteressant. Im Jahr 1769 stoßen wir auf den österreichisch-ungarischen Hofbeamten und Mechaniker Wolfgang von Kempelen. Dieser erlangte durch eine spezielle Konstruktion zu solch einer großen Berühmtheit, die ihm sogar Einladungen an Königshöfe verschaffte. Der erste Schachroboter war als mechanischer Schachspieler mit orientalischem Aussehen geboren. Als umgangssprachliche Bezeichnung setzte sich der “Schachtürke” durch. Ein kleinwüchsiger, menschlicher Schachspieler verbarg sich jahrelang unerkannt hinter der Fassade bis jemand auf dem Jahrmarkt "Feuer, Feuer" gerufen haben soll.
zum Beitrag23.09.2022 , 18:09 Uhr
Danke für die Zusammenfassung. Die Schachwelt ist momentan tatsächlich in zwei Lager gespalten. Je mehr Zeit vergeht und je mehr Hans Niemann durchleuchtet wird, desto wahrscheinlicher erscheint, dass bald der größte Betrugsskandal im Schach aufgedeckt wird. Die Manipulation beim Schach hat etwas von Zauberei. Die Menschen sehen beim Tricksen zu, aber sie verstehen nicht die verborgene Übermittlung der besten oder zweitbesten Züge. Hans Moke ist ein großer Magier in seinen Auftritten, und seiner Meinung nach ein Unschuldslamm, das einer Hexenjagd ausgesetzt ist. Die bisherige Geschichte der Chess Cheater untersuchend fällt auf, dass diese überhaupt kein schlechtes Gewissen haben. Sie fühlen sich unschuldig und machen einfach weiter mit dem Betrug, wenn sie können. Als Beispiel dient der blinde Norweger Tholo Bjørnsen, der log, dass sich die Balken bogen. Für starken Spieler ist es eine riesige Belastung, wenn sie genau wissen, dass ihr Gegner den Computer zu Hilfe nimmt, aber die Beweisführung schwer fällt. Das macht den Rückzug von Weltmeister Magnus Carlsen verständlicher. Andere Spieler bestiegen schon einmal einen Toilettensitz und schauten über die Trennungswand. Davon gibt es sogar Videos. GM Igors Rausis analysierte auf seinem Smartphone, ohne wirklich ein Geschäft zu machen und Patrycja Waszczuk aus Polen wurde ebenso überführt und gesperrt. Borislav Ivanov aus Bulgarien weigerte sich seine riesigen Schuhe auszuziehen und wurde disqualifiziert. Der Betrug stank nicht wegen seiner ungewaschenen Socken bis zum Himmel. Analkugeln mit Morsesignalen wären in der Tat noch schwerer nachzuweisen (ich ziehe mich nackt aus). Als Maßnahme wurden die Partien in St. Louis 15 Minuten zeitversetzt übertragen und die Spieler gründlich nach elektronischen Hilfsmitteln abgescannt. Und siehe da, Hans Niemann gewann keine weitere Partie. Am Ende bleibt als Empfehlung das YouTube Video von Derek van Schaik "watch how chess cheater Hans Niemann gets caught with body language!"
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