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18.06.2020 , 16:48 Uhr
Klingt spannend. Aber warum erscheint dieser Artikel erst jetzt - drei Tage vor Ende der Ausstellung? Bis Sonng schaff ich es leider nicht mehr nach Chemnitz.
zum Beitrag23.04.2020 , 20:06 Uhr
Eine Demokratie mit 80 Millionen Einwohnern ist aber nunmal kein verstopftes Klo, für dessen Probleme ein einziger Klempner alle Antworten hat.
zum Beitrag23.04.2020 , 19:41 Uhr
"(...) hört man eben nicht mehr auf Wissenschaftler."
Das erlebe ich genau umgekehrt: Im Gegenteil sind jetzt endlich wieder mehr, unterschiedliche Stimmen aus verschiedenen Disziplinen und mit unterschiedlichen Hintergründen und Interessen zu hören. Das klingt vielleicht etwas unordentlich, gehört aber zum Kern von Politik in einer pluralen Gesellschaft. Die vermeintliche Klarheit und Einfachheit, mit der unsere Exekutive bis vor kurzen nach den einfachen Empfehlungen einiger weniger Vertreter einer einzigen wisschenschaftlichen Disziplin weitgehend widerspruchslos durchregiert hat, war doch letztlich nicht viel mehr als eine faschistische Reinheitsfantasie. Die alte Sehnsucht nach der einen, rettenden Autorität.
Jetzt gibts endlich wieder Streit, die Parlamente fangen wieder an, mitzureden, das ist doch gut! Ich jedenfalls habe mehr Zutrauen in Lösungen, die aus öffentlich geführten, kontroversen Debatten hervorgehen, als in solche, die einfach nur im Namen "der Vernunft" als nicht diskutabel, weil alternativlos verkündet werden.
zum Beitrag23.04.2020 , 18:35 Uhr
In der Tat, Diskussion ist wichtig. Gut, dass sie inzwischen - nach der anfänglichen lähmenden Schockstarre - endlich wieder lebhafter geführt wird. Fühlt sich allmählich wieder mehr nach Demokratie an als vor vier Wochen. Frau Merkel mag das nicht gefallen, aber auch sie wird wieder mehr argumentieren und weniger rüffeln und dekretieren müssen.
zum Beitrag23.04.2020 , 18:27 Uhr
(Eine Beschränkung ist hier in Berlin allerdings diese Woche zum Glück tatsächlich gefallen: Die völlig überflüssige Ausgangssperre, die unser Senat ohne irgendeine Begründung zusätzlich zu den zwischen Bund und Ländern vereinbarten Kontaktbeschränkungen eingeführt hatte, ist aus der neuesten Version der Berliner Coronaverordnung sang- und klanglos verschwunden - vermutlich weil sie offensichtlich unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig war)
zum Beitrag23.04.2020 , 18:18 Uhr
Beides: ja. Das läuft hier in Schöneberg überwiegend ganz gut.
Aber um die Frage der Einhaltung oder Nichteinhaltung der Vorschriften ging es mir gar nicht. Sie behaupten in ihrem Artikel, die Kontaktbeschränkungen würden "weitgehend aufgehoben". Das ist falsch, die Beschränkungen bleiben bestehen - ganz unabhängig davon, ob sie auch eingehalten werden (werden sie meiner Beobachtung nach ganz überweigend) oder nicht.
zum Beitrag23.04.2020 , 17:21 Uhr
"Wahrscheinlich lag es aber auch an den vergleichsweise früh erlassenen Kontaktbeschränkungen, die aber jetzt weitgehend aufgehoben werden."
Wie bitte? Die Kontaktbeschränkungen (1,5m Mindestabstand, nicht mehr als zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten an einem Ort) bestehen unverändert weiter. Nur die Schließungen von Einzelhandel und Schulen werden allmählich gelockert - was bei Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln wohl kaum zu einem dramatischen Anstieg der Infektionen führen dürfte.
zum Beitrag10.04.2020 , 11:03 Uhr
Kicher. Als ob es unter Naturwissenschaftlern ausschließlich fachlich motivierte Dispute und keinerlei Machtkämpfe zwischen eitlen Alphatierchen gäbe.
zum Beitrag10.04.2020 , 10:16 Uhr
Der Steeck wirkt auf mich fachlich fit und vertrauenserweckend, aber im Umgang mit den Medien doch recht naiv und von der politischen Dimension des Ganzen etwas überfordert. Was der in den letzten Wochen in diversen Interviews an (wie ich glaube, ganz ehrlich-ungläubigen) Randbemerkungen gegen prominente Kolleg*innen vom RKI, Imperial College etc rausgehauen hat, dürfte ihm ein paar mächtige Feinde eingebracht haben.
zum Beitrag08.04.2020 , 10:34 Uhr
Das ist genau der Alternativlosigkeits-Bullshit, der die Poliktik in den letzten Wochen so viel Glaubwürdigkeit gekostet hat. Ich fordere keine demokratische Diskussion über irgendwelche Eigenschaften des Virus, sondern über den bestmöglichen politischen Umgang mit der Pandemie. Die hat beim Weg in den Lockdown gefehlt und ist nun mehr überfällig, wenn es darum geht, wann und wie wir ihn am besten und sichersten wieder verlassen können.
zum Beitrag07.04.2020 , 18:32 Uhr
Diese Intervention des Ethikrats bringt ein paar wichtige Dinge auf den Punkt, die in den letzten Wochen in der politischen und medialen Debatte bzw eben gerade ihrer Verweigerung schiefgelaufen sind: Die zwanghafte Verengung des Blicks auf epidemiologische Strategien zum Kurvenflachhalten, das komplette Ausblenden der durch diese Strategie verursachten Opfer und Kollateralschäden, die "Basta-Rhetorik" (wie @Heike Haarhoff das neulich in einem taz-Kommentar recht treffend genannt hat) der Alternativlosigkeit, mit der jeder Diskussionsversuch abgewürgt wurde - das alles war und ist unnötig, schädlich und einer offenen, freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft nicht würdig.
"Auch bei der Opposition, die bislang äußerst verantwortungsbewusst und vorsichtig mit Kritik an den Maßnahmen der Regierung war (...)"
"Verantwortungsbewusst" fand ich das Verhalten der Opposition in dieser Lage bisher eher weniger - im Gegenteil hat sie zu lange einfach ihren Job nicht gemacht. So wie die Regierung zu lange ihren Job nicht gemacht hat, der darin bestanden hätte, transparent unterschiedliche Handlungsoptionen und ihre Folgen abzuwägen, dabei die Interessen und Ratschläge unterschiedlicher Betroffenengruppen und Disziplinen zu berücksichtigen und so weit wie möglich miteinander in Einklang zu bringen und sich vor allem einer Debatte über all das zu stellen, anstatt sich nur hinter dem Ratschlag der Epidemiolgie zu verschanzen.
Ich habe es als extrem beklemmend erlebt, wie diskussions- und widerspruchslos die Exekutive uns alle in dieses aktuelle Quarantäne-Regime hat hineinreiten können. Umso erleichterter bin ich, dass die Schochstzarre unserer pluralen Gesellschaft sich inzwischen allenthalben lockert. Der Debatte darüber, wann und wie wir aus der Nummer wieder rauskommen, wird sich die Regierung nicht mehr entziehen können.
zum Beitrag29.03.2020 , 12:34 Uhr
(Sorry für die Tippfehler, der Mann heißt natürlich Lothar. Außerdem ist das Interview inzwischen hinter der Bezahlschranke verschwunden, der Link oben funktioniert nicht mehr. Aber die für diese Diskussion relevantesten Passagen zitiere ich ja oben. Seine Konjunktive wirken zwar etwas putzig - die Zunahme häuslicher Gewalt ist ja bereits jetzt zu beobachten - aber es ist trotzdem wohltuend, dass sich der Tunnelblick selbst bei den Experten selbst inzwischen weitet)
zum Beitrag29.03.2020 , 10:44 Uhr
"Es geht darum, sich ein paar wenige Wochen einzuschränken,"
Wenn es wirklich nur bei wenigen Wochen bleibt, wird unser Gemeinwesen die Folgen sicherlich gut wegstecken können. Es gab aber auch Forderungen, die Eindämmungsmaßnahmen solange aufrecht zu erhalten, bis ein wirksamer Impfschutz massenhaft verfügbar ist. Da reden wir dann nicht von ein paar Wochen, sondern von vielen Monaten - mit katastrophalen Folgen. Dass es dazu wahrscheinlich nicht kommen wird, ist auch ein Verdienst von Debatten, wie wir sie hier endlich führen, anstatt uns einfach brav in angebliche Alternativlosigkeiten zu fügen.
zum Beitrag29.03.2020 , 10:36 Uhr
Interessant wird der Vergleich zwischen Norwegen und Schweden sein: Die Ausgangssituation etwa mit Blick auf Demographie und Bevölkerungsdichte ist ähnlich, aber die Coronastrategien sind grundverschieden:
Norwegen hat ähnlich drastische Zwangsmaßnahmen verhängt wie Deutschland. In Schweden dagegen sind nur Versammlungen über 50 Personen verboten, aber es gibt keine Ausgangs- oder Kontaktsperren, Läden und Restaurants bleiben geöffnet, das Leben geht weiter. Kann das gut gehen? Wir werden sehen - und hoffentlich davon lernen.
zum Beitrag29.03.2020 , 10:26 Uhr
Heute in der FAS ein lesenswertes Interview mit RKI-Chef Lother Wieler (www.faz.net/-gqe-9xyqe), in dem er ein paar sehr bemerkenswerte Dinge sagt:
"Wir haben die nachteiligen Folgen der Eindämmungsstrategie durchaus im Blick; die ökonomischen Folgen, auch die Gefahren für den sozialen Frieden. Die häusliche Gewalt könnte zunehmen, psychische Krankheiten und Depressionen könnten vermehrt auftreten."
"Das ist eine Entscheidung der Politik. Neben medizinischen und epidemiologischen Aspekten werden auch ökonomische und kulturelle Aspekte berücksichtigt werden."
Das sind aus diesem Mund völlig neue Töne und beruhigt mich ungemein. Selbst der oberste Epidemiologe erkennt inzwischen an: Man kann auf diese Krise nicht allein epidemiologisch reagieren, sondern muss viele andere Aspekte mitberücksichtigen.
Ich denke, es ist auch ein Verdienst von journalistischen Wortmeldungen wie diesem von @Heike Haarhoff, dass sich diese Einsicht jetzt mal langsam durchsetzt. Also nochmal: Vielen Dank für den Denkanstoß, bitte mehr davon!
zum Beitrag28.03.2020 , 18:54 Uhr
Ich glaube ehrlichgestanden nicht, dass uns derlei Häme in der dringend notwendigen Debatte um die Verhältnismäßigkeit der ganzen Shutdown-Maßnahmen und Grundrechtseinschränkungen irgendwie weiterbringt.
zum Beitrag28.03.2020 , 18:48 Uhr
Zweifellos ist das menschliche Leben ein schützenswertes Gut, aber auch da muss man doch wohl die Verhältnismäßigkeit wahren. Wieviele Menschenleben muss man "retten" (also genauer gesagt um wieviele Tage verlängern), um damit wie lange flächendeckende, tiefgreifende Grundrechtseinschränkungen für über 80 Millionen Bürger*innen rechtfertigen zu können?
(Und warum werden dabei diejenigen Leben, die es jetzt angeblich um jeden Preis vor möglichen Komplikationen einer Sars-CoV2-Infektion oder den Folgen einer überlaufenden Intensivmedizin zu schützen gilt, gegenüber denjenigen vorgezogen, die dann dafür an den Folgen des Shutdowns und der daraus resultierenden Rezession draufgehen? (Bei der Frage geht es zugegenbermaßen weniger um den Datenschutz, als um die Ausgangssperren und die Stillegung ganzer Wirtschaftszweige, die zu Massenarbeitslosigkeit, Zunahme von psychischen Erkrankungen, Suiziden, Alkoholismus, häuslicher Gewalt etc, in anderen Weltgegenden auch schlicht zu Hungerkatastrophen führen werden)
Das sind für mich wirklich offene Fragen, und es wäre schon viel gewonnen, wenn darüber auch in der Politik offen und ehrlich debattiert wrüde, anstatt sich ständig hinter diesem ganzen Alternativlosigkeitsgedöns zu verschanzen.
zum Beitrag28.03.2020 , 17:45 Uhr
"Ein Abstand von 1,5 bis 2 Meter ist aber wohl kaum eine wirkliche Isolation."
In Bundeslaendern wie Bayern, Sachsen und Berlin, die neben der bundesweit vereinbarten Kontaktsperre zusätzlich auch noch eine Ausgangssperre verhängt haben, dürfen Sie auch mit 3 Meter Abstand kein Eis mehr zusammen schlecken, jedenfalls nicht im Sitzen. Es sei denn, die Polizei erkennt die Schleckbewegungen als "Bewegung an der frischen Luft an" - was im Ermessen der jeweiligen Beamt*in liegt, aber unwahrscheinlich erscheint.
Und ja, Skype ist ne gute Sache, genau wie Bier, kann aber ebenso wie Bier auf Dauer keinen direkten Kontakt ersetzen. :D
zum Beitrag28.03.2020 , 16:49 Uhr
Außerdem kann auch das leckerste Eis oder Bierchen auf Dauer keine sozialen Kontakte ersetzen. Das Risiko ist aber hoch, dass mehr Menschen den durch Wegfall der Kontakte verursachten psychischen Stress durch immer mehr Bierchen abzubauen suchen werden. Wir werden im Zuge der Ausgangssperre sicherlich eine Zunahme von Alkoholismus sehen.
zum Beitrag28.03.2020 , 16:35 Uhr
„ Überall sitzen Menschen in der Sonne und schlecken ihr Eis oder haben ein Bierchen offen.“
In Bayern, Sachsen und Berlin ist selbst das nicht mehr erlaubt. Ist sicher nicht flächendeckend durchsetzbar, aber wer solche Verordnungen erlässt, muss die Folgen berücksichtigen, die entstünden, wenn sich alle dran hielten.
zum Beitrag28.03.2020 , 16:28 Uhr
„Solange mir aber niemand begründet, warum es in Bayern und Sachsen jetzt nochmal so schärfere Beschränkungen als im Rest des Landes gibt“
Und in Berlin! Das ist mir besonders unbegreiflich, warum ausgerechnet eine rot-rot-grüne Landesregierung, der man doch eigentlich eher eine erhöhte Sensibilität für Grundrechtsfragen unterstellen wollen würde, hier so weit über die ohnehin schon drastische gemeinsame Linie von Bund und Ländern hinausgeschossen ist und neben einer Kontakt- auch noch eine Ausgangssperre verhängt hat!
zum Beitrag28.03.2020 , 15:39 Uhr
Na toll, mit Shock and Awe gegen Grundrechte (So nebensächlcihkeiten wie Versammlungsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung). Ganz wie man es von einem CSU-Innenminister erwartet. Das Problem ist nur, dass ihm dafür im aktuellen medialen Kilma (fast) alle auch noch applaudieren werden. Im Namen des Crorona-Conteinmant geht zzt. anscheinend einfach alles. Wo bleibt endlich das Containment-Containment?
zum Beitrag28.03.2020 , 15:25 Uhr
Ich glaube, da treffen Sie einen wichtigen Punkt. Dem ganzen wohnt aber auch eine gewisse mediale Dynamik inne: Wie Stefan Huster, Thorsten Kingreen und Uwe Volkmann in ihrem sehr lesenswerten Gastkommentar neulich schon angedeutet haben, sucht die Politik sich und uns vor allem vor dramatischen Bildern von überlasteten Intensivstationen und Lastern voller Särge wie in Bergamo zu schützen. Da diejenigen, die jetzt stattdessen an Shutdown und Isolation zugrundegehen werden, dabei keine solchen Bilder liefern, sind sie erstmal nicht so wichtig. Es wird also sehr wohl priosisiert: In Fernsehen und Facebook-Timeline sichtbares Leid ist wichtiger als unsichtbares.
zum Beitrag28.03.2020 , 15:12 Uhr
"Wer kontrolliert eigentlich die Exekutive"
In der Tat: Wo bleibt Gerhart Baum?! Wer bringt diesen ganzen Wahnsinn (nicht nur die Datenschutzverstöße, sondern auch all die berufsverboten und Ausgangssperren) für uns endlich vors Verfassugnsgericht?
zum Beitrag28.03.2020 , 15:03 Uhr
"Und Allgemeininteresse ist nun einmal, dass die Krise mit so wenig "Kollateralschäden" wie möglich überwunden wird."
Aber genau das ist doch das Problem, dass die Politik derzeit absolut alles auf Covid-Containment setzt und die damit angerichteten Kollateralschäden bisher zumindest fast komplett ignoriert. Es steht zu befürchten, dass soziale Isolation und ökonomischer Shutdown am Ende weit mehr Todesopfer nach sich ziehen werden, als eine Sars-CoV2-Pandemie allein jemals vermocht hätte - von den politischen Schäden an Grundrechten und offener Gesellschaft mal ganz zu schweigen. Solche Aspekte gilt es eben auch abzuwägen.
Die von Ihnen zitierten Umfragewerte finde ich sehr beunruhigend. Vielleicht haben es sich viele Deutsche in der Ausgangssperre schön behaglich eingerichtet und sind ganz froh, endlich mal wieder so richtig schön autoritär durchregiert zu werden? Vielleicht ist aber auch nur der allgemeine mediale Tunnelblick schuld, der dazu führt, dass viele immer nur auf dieses eine Virus starren und die zu erwartenden Folgeschäden der Gegenmaßnahmen noch gar nicht auf dem Schirm Auge haben.
Um diesen Tunnelblick und wieder auf die gesamtgesellschaftliche Lage zu weiten, sind Beiträge wie der hier diskutierte wichtig.
zum Beitrag28.03.2020 , 12:58 Uhr
Wir müssen wirklich aufpassen, dass diese ganzen Corona-Eindämmungsmaßnahmen nicht zu einer dauerhaften Erosion über Jahrhunderte hart erkämpfter Menschen- und Bürgerrechte führen.
Gewerbe- Versammlungs- und Bewegungsfreiheit sind schon geschliffen, jetzt kommt das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dran. Das RKI darf schon munter in unseren Mobilfunk-Standortdaten herumwühlen (angeblich "anonymisiert" - als ob man Standortdaten wirksam anonymisieren könnte!), und es wird in der öffentlichkeit ernsthaft darüber diskutiert, dass der Staat individuelle Bewegungsprofile auswerten soll, um "Kontaktpersonen" von Inifizierten aufzuspüren. Da werden gerade gefährliche Präzedenzfälle gesetzt.
Beunruhigend finde ich auch, wie beifällig das alles von Medien und Öffentlichkeit kommentiert wird. Und wer es wagt, Zweifel zu äußern, wird mit Alternativlosigkeitsrhetorik und hohlen Pathosformlern ("Leben retten!") niedergeschrien.
zum Beitrag28.03.2020 , 12:03 Uhr
Und nein, auf dem Spiel steht nicht nur das Recht "auf die eigene Grillparty"!
Die zur Verlangsamung der Infektionsrate ergriffenen Maßnahmen setzen über Jahrhunderte hart erkämpfte, elementare Grundrechte wie die Gewerbe- und Versammlungsfreiheit, hier in Berlin auch die Bewegungsfreiheit außer Kraft und drohen uns allen unsere soziale, wirtschaftliche und kulturelle Lebensgrundlage zu entziehen. Darum ist diese Debatte über ihre Verhältnismäßigkeit und über mögliche Exit-Strategien jetzt so wichtig.
zum Beitrag28.03.2020 , 11:46 Uhr
Den Hinweis auf die enormen Herausforderungen, vor denen dei Pandemie Ärzt*innen und Pflegepersonal stellt, finde ich hier insofern wertvoll, als dass er in Erinnerung ruft, worum es bei diesen ganzen über uns alle verhängten, drastischen Eindämmungsmaßnahmen tatsächlich geht:
Es geht eben nicht darum, "Leben zu retten", wie die Politik uns mit pathosbebender Stimme einzureden versucht, sondern zunächst mal vor allem darum, in Erwartung sprunghaft steigender Fallzahlen schwerer Atemwegserkrankungen die begrenzten Kapazitäten der Krankenhäuser, insbesondere der Intensivstationen managebar zu halten und Ärzt*innen und Pfleger*innen vor einer katastrophalen Überlastung zu schützen.
Das ist ein klares, nachvollziehbares und berechtigtes Interesse, das die Politik mit vielen anderen, nicht weniger wichtigen und berechtigten Interessen abwägen und in Einklang bringen muss, anstatt es einfach mal über alles andere zu stellen und sich jeglicher Diskussion über ihre Prioritäten mit Alternativlosigkeitsrhetorik und Totschlagargumenten zu entziehen.
zum Beitrag28.03.2020 , 11:09 Uhr
Keine Ahnung. Ich sage ja: Es wäre interessant, die und andere relevante Daten auch mal zu erfahren, statt immer nur mit Covid-Zahlen bombardiert zu werden, die für sich genommen nur sehr begrenzt aussagekräftig sind. In diesem Sinne finde ich den hier von vielen so vehement kritiserten Beitrag von @Heike Haarhoff sehr hilfreich.
Es hat sich da in dieser Pandemie ein gefährlicher Tunnelblick entwickelt, den es endlich zu weiten gilt.
zum Beitrag28.03.2020 , 11:03 Uhr
Das ganze Gerede von "Leben retten" ist doch ein völlig hohles Totschlagargument. Als ob diejenigen, die jetzt vielleicht an einer Covid-Erkrankung sterben, andernfalls nicht an irgendwas anderem sterben, sondern ewig weiterleben würden! Man kann Leben nicht "retten", sondern nur verlängern bzw. vor einer Verkürzung bewahren.
Die jetzt zur "Rettung von Leben" verordnete soziale Isolation und die Massenarbeitslosigkeit infolge des Shutdown werden aber ihrerseits zu einer Verkürzung zahlloser Leben führen - bei uns wohl vor allem durch psychischen Stress, Alkohlismus, Suizide, häusliche Gewalt. Ganz zu schweigen von all jenen in weniger privilegierten Teilen der Welt, für die lebensnotwendige Hilfe ausbleiben wird, weil infolge des Shutdown Spendenaufkommen für humanitäre NGO und Steuereinnahmen für Entwicklungshilfe einbrechen.
Warum sind deren Leben so viel weniger wichtig als die, die es bei uns gerade um jeden Preis zu "retten" gilt? Auch das sind so Fragen, über die wir einfach mehr reden müssen, auch wenn es unbequem ist.
zum Beitrag28.03.2020 , 10:19 Uhr
"Deutschland ist ca. 14 Tage hinter Italien!"
In der Tat wäre es interessant, neben den ganzen Covid-Zahlen zum Beispiel auch mal die Entwicklung der Suizid-Rate und der Drogen- und Alkoholtoten in Italien seit Einführung der Ausgangssperre anzuschauen. Vielleicht können wir daraus für unser eigenes Vorgehen etwas lernen.
zum Beitrag28.03.2020 , 10:13 Uhr
Interessant wäre es in diesem Zusammenhang auch mal die Entwicklung der Suizid-Raten in Italien seit Verhängung der Ausgangssperre zu betrachten. Italien ist uns bei dem ganzen Thema ja ein paar Tage voraus, vielleicht können wir auch da was lernen.
zum Beitrag28.03.2020 , 10:05 Uhr
Womit wir wieder beider Basta-Rhetorik sind. Aber "das eigentliche Problem" gibt es nunmal nicht. Stattdessen haben wir es mit einer hochkomplexen Problemlage zu tun, die sich nicht allein mit epidemiologischen Strategien lösen lassen wird. Es wird allerhöchste Zeit, dass sich diese Erkenntnis bei uns allen und in der Politik endlich durchsetzt.
zum Beitrag28.03.2020 , 10:02 Uhr
"An "Einsamkeit" ist noch keiner gestorben"
Das ist nicht richtig. Der Mensch ist ein soziales Wesen, soziale Isolation ist ein erheblicher Stressfaktor. Die dezeitigie Politik der Ausgangssperren wird fraglos zu einer Zunahme von psychischen Erkrankungen, von Alkoholismus und Depressionen führen. Solche Aspekte müssen Poliitk und Öffentlichkeit einfach stärker mitberücksichtigen, anstatt immer nur auf dieses eine neue Virus zu starren.
zum Beitrag28.03.2020 , 09:59 Uhr
In der Tat scheint in der medialen und politischen Reaktion auf die Sars-CoV2-Pandemie bisher einiges aus dem Lot geraten zu sein. Alle starren wie hypnoitisiert nur auf Fallzahlenticker und Infektionsratenkurven und drohen dabei alles andere aus dem Blick zu verlieren.
"Ähnlich zaghaft setzt sich die Einsicht durch, die Bewertung der Konsequenzen des öffentlichen Handelns im Kampf gegen Corona nicht ausschließlich der (unbestritten! ungeheuer! klugen!) virologischen Expertenwelt zu überlassen, sondern die Perspektive zu weiten und hieran auch Sozial- und Geisteswissenschaftler, Ökonomen und Juristen zu beteiligen."
In der Tat war es beängstigend zu verfolgen, wie die Politik viel zu lange anscheinend völlig blindwütig den (fachlich sicherlich hochfundierten) Empfehlungen der Epidemiologie gefolgt ist, ohne sich groß für die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen ihres Handels zu interessieren. Auch in Zeiten einer Pandemie kann eine offene, plurale Gesellschaft nicht die Epidemiologie zum alles bestimmenden Prinzip der Politik erheben. Dann kommen wir in Teufels Küche. Auch mir ist das allmähliche Gegensteuern in der öffentlichen Debatte bisher noch zu zaghaft - aber ich bin heilfroh, dass es nun endlich passiert.
zum Beitrag28.03.2020 , 09:49 Uhr
Ach ja, diese Deutschen.
Wenn man den Umfragen glaubt, findet eine Mehrheit der Deutschen die aktuell zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen super. Man kann den Eindruck gewinnen, dass die Deutschen es sich in der physischen wie diskursiven Ausgangssperre recht behaglich einrichten und es ganz angenehm finden, wenn anstelle all der komplizierten und vielstimmigen Debatten und Argumente mit all ihren Widersprüchlichkeiten endlich mal wieder ohne große Diskussion so richtig schön geradeheraus durchregiert wird. Manch einer entdeckt sogar seinen inneren Bolckwart wieder und ruft die Polizei, wenn der Nachbar in seinem unverantwortlichen Anfall von Freiheitsdrang gegen die Ausgangssperre verstößt.
Soll man das typisch deutsch finden, oder wäre das seinerseitz zu typisch deutsch?
zum Beitrag28.03.2020 , 09:43 Uhr
Nein, an der absoluten Zahlen der Strebefälle, die aktuell in Italen dem Sars-CoV2-Virus zugeschrieben werden, lässt sich noch keine Abweichung ablesen. Dafür müssten wir parallel die Entwicklung der Gesamtzahl der Sterbefälle betrachten. Steigt die auch, wenn ja, in welchem Maße? Darüber wird irgendwie nicht berichtet - alle starren nur auf die Covid-Zahlen, als ob die für sich genommen viel aussagen würden.
zum Beitrag26.03.2020 , 15:33 Uhr
Diese sehr wichtige Debatte findet zum Glück nicht nur in der taz statt. Sehr lesenswert z.B. der Beitrag von Gertrude Lübbe-Wolff vorgestern in der FAZ. Man kann nur hoffen, dass derlei besonnene Stimmen, die auf Verhältnismäßigkeit pochen, sich allmählich durchsetzen.
zum Beitrag26.03.2020 , 14:21 Uhr
Der Beitrag spricht mir aus der Seele. Und ich bin erleichtert, dass derlei Stimmen, die auch die desaströsen und äußerst unausgewogenen Folgen all der rein epidemiologisch begründeten Isolations- und Shutdown -maßnahmen in den Blick nehmen, im bisher weitgehend panisch-aktionistisch geprägten öffentlichen Diskus allmählich hör- und sichtbarer werden.
Mich treibt schon lange die Angst um, dass all die drastischen Schutzmaßnahmen am Ende weitaus größere Schäden anrichten - und ja, auch mehr Menschenleben kosten - werden, als es das Sars-CoV2-Virus selbst bei ungehemmter Verbreitung je vermocht hätte: Die soziale Isoation, die uns als Schutzmaßnahme verordnet wird, wird ebenso wie die aus der Lahmlegung ganzer Wirtschaftszweige resultierende Massenarbeitslosigkeit zu einer starken Zunahme von psychischen Erkrankungen, Alkoholismus, Suiziden führen. Sinkende Einkommen von Bürger*innen und Unternehmen und sinkende Steuereinnahmen werden zu einem Einbruch der Spendenbereitschaft für humanitäre NGO und der Mittel für die Entwicklungshilfe führen. Auch das wird zahlreiche Menschenleben kosten - nur eben weniger sichtbar als die dramatischen Bilder wie die aus den überlasteten Intensivstationen in Norditalien. Sind diese Leben darum weniger wichtig? Doch wohl kaum.
Darum bin ich froh, dass auch in der Politik inzwischen mehr von Exit-Strategien aus der Shutdown-Falle gesprochen wird.
zum Beitrag24.03.2020 , 10:36 Uhr
Es tut mir leid, aber das Agieren des Berliner Senats weckt bei mir weder "Vertrauen" noch "Verständnis". Warum muss ausgerechnet ein rot-rot-grün regiertes Bundesland, dessen linker Regierung der Wert der Grundrechte doch wohl bewusst sein sollte, den ohnehin schon krassen Beschluss von Bund und Ländern noch überbieten und neben "Kontaktbeschränkungen" auch noch "Ausgangsbeschränkungen" verhängen? Befinden wir uns in einem Wettbewerb mit Bayern und Sachsen um die möglichst schnelle, möglichst umfassende Abschaffung der Bürgerrechte?
zum Beitrag24.03.2020 , 09:41 Uhr
ich finde es krass und unverstaendlich, warum mit berlin ausgerechnet ein rot-rot-gruen regiertes land die grundrechte noch einmal so viel krasser einschraenkt, als es der ohnehin schon drastische gemeinsame beschluss von bund und laendern vorsieht.
hat der berliner senat dieses abweichen von der gemeinsamen linie eigentlich irgendwo irgendwie begruendet? ich habe nichts dazu gefunden.
hat es mit dem diktatorischen sed-erbe der linken zu tun, oder hat michael mueller auf einmal seine ambitionen entdeckt, markus soeder die cdu-kanzlerkandidatur noch streitig zu machen?
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