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13.04.2018 , 18:23 Uhr
Im Gegenteil: Hinter all der mehr und manchmal weniger angebrachten Kritik und Empörung angesichts "radikaler" Inhalte steht im Falle des Deutschraps seit zwei Jahrzehnten dieselbe wertekonservative Hysterie und Angst vor dem Fremden und Befremdlichen der Subkultur (na, das sowas auch im politisch linken Spektrum anzufinden wäre, wer hätte das glauben können?!), die nicht grundlegend anders ist, als alles was im gesamten letzten Jahrundert gegenüber solchen Phänomenen zum Ausdruck gekommen ist.
Denn was ist hier wieder einmal der Auslöser? Expliziter (oder meinetwegen impliziter) Antisemitismus, ein offensichtliches Interesse an der Diffamierung und Ausgrenzung ethnischer Gruppen oder etwa doch nur eine Liedzeile wie so unzählig viele andere, deren humoristischer Gehalt den meisten Menschen nicht zugänglich ist und den sie schlichtweg grenzwertig oder geschmacklos finden.
Nebenbei: "Das alles am Holocaust-Gedenktag" ...was für eine überflüssige Anmerkung. Was hat der Tag der Echo-Verleihung mit der Musik oder der ganzen Debatte zu tun? Wenn man als Schreiber wie als Leser sonst wenig Belege oder generell Ahnung von der Materie hat, genügt das sicherlich zur Ausrichtung der eigenen Meinung.
- Teil 2/2
zum Beitrag13.04.2018 , 18:22 Uhr
Der Artikel trieft von Unverständnis und Ignoranz gegenüber der Subkultur, ihren Ausdrucksformen und den beiden hier thematisierten, individuellen Vertretern. Die zelebrierte Provokation und Grenzüberschreitung ist inhärenter Teil des (Gangsta) Raps. Dessen Fans wollen sich nicht mit jenen konformistischen, scheinheiligen Trotteln assoziieren müssen, die ansonsten derartige Preisverleihungen und den Mainstream-Feuilleton bevölkern sowie die leider weitgehend affektierte Kultur, die sie repräsentieren und die sie selbst nicht in geringem Maße ausschließt - und die Funktion des Humors in diesen Texten und ihr lyrischer Exzess gegen "unsere etablierten" Normvorstellungen beegründet sich daher aus sich selbst heraus.
Und nein, ich möchte nicht im geringsten leugnen, dass im deutschen Hip Hop anti-jüdisches und anderweitig radikales Gedankengut zirkuliert. Das tut es, aber Farid Bangs Zeile in 0815 ist ein völlig absurdes Beispiel dafür; Kolles Verschwörungstheoriezeielen und -tracks wären schon gehaltvoller für Kritik, aber daran stört sich seit Jahren niemand - und das zurecht kann man sich fragen?
Die Natur dieser Debatte, die das besagte popkulturelle Establishment (Achtung, populistisches Triggerwort!) hier schürt, scheint daher nicht im geringsten geeignet für eine ernsthafte Aufarbeitung des Themas.
Dieser Beitrag (https://www.freitag.de/.../der-freitag/schmocktransformation) im Freitag weist rudimentär erntszunehmende Ansätze dazu auf, hat aber auch seine Überheblichkeit gegenüber den 'Betroffenen' nicht überwunden.
Zuletzt scheinen mir jene Empörten, die in den Kommentarspalten am lautesten Schreien gerade diejenigen zu sein, die diese Musik ohnehin mis- und verachten und keinerlei Verständnis für ihre Themen und Höhrer haben oder irgendwie bereit wären aufzubringen.
Was für eine Form der Debattengrundlage soll das bitte sein?
- Teil 1/2
zum Beitrag