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08.11.2017 , 15:24 Uhr
Nun. Thema hier ist das Erbe von Gurlitt und der Vorwurf, die Schweiz verhalte sich diesbezüglich unverantwortlich, indem sie die ganze Last Deutschland überbürde und selber von den Werken profitiere. Dazu habe ich Stellung genommen insofern, als eben bezüglich dieser Sammlung und dieser Problematik Deutschland die Verantwortung trägt aber die Schweiz eben mithilft (Restauration, finanzielle und persönliche Unterstützung bez. Nachforschungen).
Aber wir können uns natürlich auch allgemein über den 2. Weltkrieg und die Rolle der Schweiz unterhalten. Ich finde es aber befremdlich, wenn hier ausgerechnet Vorwürfe aus Deutschland kommen.
Nur zum Punkt des Raubgoldes: Die Schweiz brauchte Gold, um die eigene Währung zu stützen. Sie kaufte dieses Gold zu Beginn des Krieges hauptsächlich bei den Alliierten. Im Verlauf des Krieges wuchs bei den Alliierten die Angst, Deutschland könnte die Schweiz einnehmen (tatsächlich gab es ausgearbeitete Pläne der Nazis, wie und mit welchem Aufwand die Schweiz eingenommen werden könnte). Dies war der Grund, dass die Alliierten KEIN Gold mehr an die Schweiz verkauften, da man dachte, es viele dann bei einem Einmarsch der Nazis in deren Hände. Die Schweiz, gänzlich und vollkommen umzingelt von Nazi-Deutschland und dem faschistischen Italien, konnte damit nur noch Gold aus Deutschland kaufen. Wenn Sie übrigens diesen Bergier-Bericht lesen, dann erfahren Sie auch, wie hoch der Gewinn der Schweiz aus dem Goldhandel im 2.WK war. Raten Sie einmal! Er betrug (nach heutigem Wert) 18 Millionen (nicht Milliarden) Franken.
Und wenn Sie vielleicht noch das zweite, grosse Thema ansprechen wollen, die nachrichtenlosen Vermögen, dann empfehle ich Ihnen eine zweite Untersuchungskommission: die Paul Volker Kommission (reine US-Amerikanische Kommission). Diese hielt fest, dass die Banken moralisch wie rechtlich korrekt gehandelt haben. Die effektiven "nachrichtenlosen Vermögen" auf CH-Banken betrugen (nach heutigem Wert) - 65 Millionen Franken.
zum Beitrag06.11.2017 , 21:36 Uhr
Ich als Schweizer kann schon nur ungläubig staunen über diesen sehr selbstgerechten Artikel. Aber Schweiz-Bashing scheint in Deutschland momentan in Mode zu sein. Hat wohl v.a. viel mit Neid zu tun. Ja ja, die bösen Schweizer. Eine "geniale Rollenverteilung" fände ich als Schweizer, wenn sich Deutschland aus der Verantwortung stehlen würde. Denn nicht die Schweiz, sondern Deutschland hat diese Situation herbeigeführt! Das scheint Fr. Werneburg "gekonnt" zu verdrängen. Deutschland hat den peniblem Umgang mit Hr. Gurlitt zu verantworten, weshalb das Kunstmuseum Bern völlig unverhofft erst als Erbe eingesetzt wurde. Und Deutschland hat mit seinem Verhalten in den 30ern und 40ern Jahren die heutige Situation um jüdische Enteignung zu verantworten. Deutschland hat den Weltkrieg verursacht. Die deutschen haben zu hunderttausenden Hitler auf den Strassen frenetisch zugejubelt. Deutschland hat die Juden vernichten wollen. Deutschland entschied, Kunst als "entartet" einzustufen. Deutschland entschied, jüdische Besitzer zu enteignen. Es war nicht die Schweiz! Und wäre die freie Schweiz dazumal nicht als Kunstmark offen gewesen für diese "entartete Kunst", dann würde sie heute gar nicht mehr existieren, da die Nazis nicht verkaufte Werke schlicht zerstörten. Abgesehen davon übernimmt das Kunsmuseum durchaus Verantwortung. Auch dieses führt Provenienzforschung durch. Auch dieses leistet immensen Aufwand, um die Werke zu restaurieren. Auch beteiligt sich das Kunstmuseum Bern an den Kosten der Provenienzforschung. Nebenbei: bevor man auf andere Zeigt, sollte man sich selber hinterfragen. Wieviele Kunstexponate in Deutschland wurden wohl einst geraubt - und dabei denke ich nicht einmal an die Zeit des zweiten Weltkrieges sondern auch an all die Exponate z.B. aus Griechenland, Ägypten und Co. und all die "Museumsinseln" in Berlin und Co. Für eine selbstgerechte und herablassende Schuldzuweisung an die Schweiz besteht aber auch gar kein Grund!
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